Keine bösen Überraschungen
Keine bösen Überraschungen Der Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen kann dank seiner neuen Kalkulationssoftware bereits vor Beginn der Produktion verlässliche Aussagen über die Fertigungskosten machen.

- Keine bösen Überraschungen
- Optimierung der Prozesse
- Zufriedene Anwender
Der Entwicklungs- und Produktdefinitionsprozess bestimmt bis zu 80 Prozent der Herstellungskosten eines Produktes. Damit nimmt er entscheidenden Einfluss auf die Preisgestaltung. Das ist auch bei der ZF Friedrichshafen AG der Fall. Der weltweit agierende Automobilzulieferkonzern entwickelt Produkte im Bereich Antriebs- und Fahrwerkstechnik. Vor der Auftragserteilung wollen Kunden bei Preisanfragen schnell und verlässlich Auskünfte über die Kosten eines Vorhabens. Damit Anbieter und Kunde keine bösen Überraschungen erleben, setzt ZF die Software Facton des gleichnamigen Herstellers aus Dresden ein. Damit kalkuliert und kontrolliert der Konzern nicht nur zuverlässig seine Produktionskosten, er kann seine Produkte auch günstiger fertigen. Bei dem Friedrichshafener Unternehmen erfolgte die Produktkostenkalkulation bis 2002 nicht anders als bei vielen Mittelständlern und Großunternehmen verhältnismäßig unsystematisch. Dieter Gehring, betriebswirtschaftlicher Leiter für Bus-Antriebstechnik, erinnert sich: »Früher konnte das Controlling seine Steuerungsfunktion nur unbefriedigend wahrnehmen. Um Produktkosten zu ermitteln, waren wir vier Tage mit dem Sammeln von Informationen beschäftigt, einen Tag machten wir Controlling.«
Daten aus verschiedenen Quellen Das damalige Missverhältnis hat Gründe: Entwickler und Konstrukteure müssen sinnvolle Aussagen über das zu konstruierende Produkt, beispielsweise ein neues Getriebe, und seine Eigenschaften treffen. Sachbearbeiter aus dem Einkauf ermitteln Preise für die erforderlichen Zulieferungen. Informationen über Kundenanforderungen und mögliche Verkaufspreise kommen aus der Vertriebsabteilung. Die Kosten der Herstellverfahren und des Materials schätzen Mitarbeiter ab, die für die Arbeitsvorbereitung zuständig sind. Aus all diesen Bereichen aktuelle Fakten und Zahlen zu sammeln, um schließlich die Herstellungskosten zu ermitteln, gestaltete sich zeit- und arbeitsaufwendig. Controller Axel Ebinger erläutert: »Wir litten auch unter der Inkonsistenz der Daten. Unterschiedliche Versionen und Ansichten von Bauteilen, Spreadsheets mit veralteten Preisen von Materialstämmen oder überholte Stücklistenbewertungen waren an der Tagesordnung.« Vor allem bei größeren Entwicklungsprojekten, die beispielsweise ein Volumen von 20000 Bussen oder ein Entwicklungsbudget von 500000 Euro beanspruchen, muss das Unternehmen seinen Kunden aber sehr früh verlässliche Preisangaben machen. Und das erfordert, die Kosten frühzeitig und genau abschätzen zu können. »Der Angebotszeitraum hat sich binnen fünf Jahren auf acht bis zehn Wochen praktisch halbiert«, berichtet Ebinger.