Klare Absage an Superprovider
Der Münsteraner Telekommunikationsanbieter The Phone House will weiter wachsen. Das soll aus eigener Kraft und durch ungewöhnliche Vertriebskooperationen geschehen. Einem deutschen Superprovider, wie ihn Drillisch-Chef Paschalis Choulidis formen will, erteilt CEO Ralf-Peter Simon hingegen eine Abfuhr.
- Klare Absage an Superprovider
- Neue Vertriebswege
- T-Punkt-Wachstum
Drei Umbenennungen und vier Eigentümerwechsel hat der Provider The Phone House seit seiner Gründung vor zwanzig Jahren schon hinter sich: 1986 eröffnete in Münster ein Industriekaufmann namens René Obermann auf 15 Quadratmetern Fläche die Firma ABC Rufsysteme. Aus dem Anrufbeantworter- Händler Obermann ist heute der Vorstandsvorsitzende von T-Mobile International geworden, aus ABC Rufsysteme wurde erst ABC Telecom und dann, nach dem Einstieg des Hongkonger TK-Riesen Hutchison Whampoa, das Unternehmen Hutchison Telecom. Vor zehn Jahren schluckte der britische Mobilfunker Orange Hutchison und schließlich – nach der Übernahme durch den britischen Mobilfunk-Filialisten Carphone Warehouse im Jahr 2003 – entstand das heutige Unternehmen The Phone House.
Kein Wunder also, dass man sich heute nach so vielen Turbulenzen nichts mehr als Kontinuität wünscht. Genau darauf setzt CEO Ralf-Peter Simon. Erreichen will er die Beständigkeit in erster Linie durch erheblich mehr Präsenz beim Endkunden. Während Phone House hierzulande aktuell hundert Handyshops in Eigenregie führt und darüber hinaus mit 30 Franchiseläden und bei 500 Fachhandelspartnern vertreten ist, soll sich die Zahl der Phone- House Shops bis zum Frühjahr 2010 mehr als vervierfachen. Rund 500 Shops im typischen »Phone House Look« soll es bis dahin geben, davon etwa 300 eigene Läden und 200 von Exklusivpartnern geführte Geschäfte.
»Die Shop-Expansion ist eine tragende Säule in der Wachstumsstrategie des Unternehmens«, erläutert Simon. Im härter werdenden Verdrängungswettbewerb sei es wichtiger denn je, für den Kunden sichtbar zu sein. Nur durch eine erheblich gesteigerte Präsenz könne es The Phone House gelingen, im hart umkämpften Serviceprovidergeschäft einen Marktanteil von rund zehn Prozent zu erreichen. »Ab zehn Prozent Marktanteil können wir in Deutschland mitreden «, ist Simon überzeugt. Erreichen will der CEO dieses Ziel jedoch nicht unter dem Dach eines von Drillisch-Chef Paschalis Choulidis gezimmerten Superproviders: »Wir sehen keine Notwendigkeit, Mitglied eines solchen Superproviders zu werden«, betont Simon. Der heutige Phone House-Gesellschafter Carphone Warehouse komme nicht aus der Schublade der Heuschrecken und setze auf Expansion aus eigener Kraft.
Diese Strategie scheint bislang aufzugehen: Zuletzt erwirtschaftete The Phone House 563,4 Millionen Euro Umsatz, was einem Anstieg im Vergleich zum Vorjahr um 21 Prozent entspricht. Mit einem EBITDA-Ergebnis von 28,3 Millionen Euro (plus 24 Prozent) kann man sich in der Branche sehen lassen. »Wir sind der einzige Serviceprovider mit einem Nettowachstum bei Umsatz und Kundenzahl«, erläutert der Geschäftsführungs-Vorsitzende.