Kluft zwischen Arm und Reich erheblich gestiegen
Das DIW schlägt Alarm: Die Armen werden nicht nur mehr, sie sind auch ärmer als noch vor zehn Jahren. Während im Mittelstand die Angst vor weiterem Abstieg herrscht, konnten Bezieher höherer Einkommen ihren Verdienst steigern.

Armut und Arme in Deutschland nehmen zu, die Zahl mittlerer Einkommen sinkt, Reiche dagegen sind noch reicher geworden, so das Fazit einer am Dienstag veröffentlichten Studie vom Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). »Die Tendenz, die wir beobachtet haben, zeigt eindeutig einen Trend zur Vergrößerung der Einkommensgegensätze«, sagt Jan Goebel, Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim DIW. »Dieser Trend hat sich seit dem Jahr 2000 noch etwas verstärkt«.
Die Zahl der Menschen, die das DIW nach Einkommen zur Mittelschicht zählt, habe sich auf 60 Prozent reduziert, vier Prozent weniger als noch im Jahr 2000. Stark gestiegen seien die Bezieher niedriger Einkomme, und zwar auf fast 22 Prozent von vormals 18 Prozent. Und nicht nur das: Die Gruppe der Armen verdiene in absoluten Zahlen gesehen auch immer weniger. Ein Singlehaushalt der unteren Einkommensgruppe hatte laut DIW 2000 ein Einkommen von durchschnittlich 680 Euro, im Jahr 2008 waren es dagegen nur noch 645 Euro. Im gleichen Zeitraum konnten Bezieher höherer Einkommen ihren Verdienst von 2.400 Euro auf 2.700 Euro steigern. »Die Ärmeren wurden ärmer und die Reicheren wurden reicher«, so Goebel.
Besondere Gefahren sieht Goebel im Trend zur Einkommenspolarisierung für die gesellschaftliche Stabilität, die durch die schrumpfende Zahl des Mittelstands gefährdet sein könnte. Insbesondere, wenn für drohenden Statusverlust andere Bevölkerungsgruppen verantwortlich gemacht würden. Vor diesem Hintergrund hält der DIW das Sparpaket der Bundesregierung mit einem Volumen von 80 Milliarden Euro für unausgewogen. »Die bisher gemachten konkreten Vorschläge betreffen nur die die unteren Einkommen«, reiht sich Goebel ein in die wachsende Zahl der Kritiker am Sparpaket. Es stelle sich die Frage, ob nicht auch die Reichen einen Sparbeitrag leisten sollten.