Leitfaden für E-Business-Projekte
Leitfaden für E-Business-Projekte. Die E-Business-Initiative Prozeus soll kleine und mittelständische Unternehmen (KMUs) bei der Realisierung von E-Business-Projekten unterstützen. Über die Ziele von Prozeus sprach InformationWeek Redakteurin Henriette Struss mit Projektleiter Ralf Wiegand.

Leitfaden für E-Business-Projekte
Prozeus gibt es nunmehr seit drei Jahren. Gerade wurde die zweite Projektphase bis zum Jahr 2008 bewilligt. Warum hat sich das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) zu einer Weiterführung entschlossen?
Das BMWi hat sich entschieden, Prozeus im Rahmen des Aktionsprogramms »Informationsgesellschaft 2006« der Bundesregierung weiter zu unterstützen, damit die Nutzung von E-Business-Standards in Deutschland weiter vorangetrieben wird. Zwar haben viele KMUs den Nutzen der Standards erkannt, können diese aber nicht einsetzen ? aufgrund mangelnder Ressourcen sowie Kenntnisse und dem fehlenden Einsatz bei ihren Geschäftspartnern (siehe auch Studie Seite 32-33). Zunehmend erwarten aber ihre Großkunden den Einsatz von E-Business-Standards zur Abwicklung elektronischer Geschäftsprozesse.
Was war Ihr größter Erfolg und was Ihr größter Misserfolg seit Beginn des Projektes?
Der größte Erfolg war sicherlich die erfolgreiche Umsetzung von Pilotprojekten mit 25 KMUs. Keines der Unternehmen hat sein Projekt abgebrochen. Im Gegenteil: Mit der Einführung von E-Business und den dazu erforderlichen Standards konnten alle Unternehmen ihre Unternehmensprozesse zum Teil erheblich verbessern, neue Kunden gewinnen und ihre Wettbewerbsposition stärken. Schwierigkeiten hatten wir hin und wieder, unsere Zielgruppe gerade in der derzeit konjunkturell harten Zeit für das sehr komplexe Thema E-Business-Standards zu interessieren.
Hat sich mit den Jahren die Aufgabenstellung des Projekts geändert?
Zu Beginn der Pilotprojekte mussten die KMUs auch einen IT-Dienstleister auswählen, der ihnen bei der Projektumsetzung helfen sollte. Dabei wurde klar, dass auch bei IT-Dienstleistern ein mehr oder weniger großes Wissensdefizit hinsichtlich E-Business-Standards besteht. Wir müssen uns deshalb zusätzlich um Informationen und Schulungen für IT-Dienstleister kümmern.
Was steht jetzt im Fokus von Prozeus?
In den nächsten drei Jahren wird es neben einem weiteren Ausbau des Netzes kompetenter IT-Dienstleister und des Expertennetzes für Standardisierung im E-Business wieder Pilotprojekte geben. Im Fokus stehen diesmal Themen wie Prozessoptimierung durch effizientes Stammdatenmanagement, produktionsnahe Dienstleistungen im Umfeld industrieller Instandhaltung und die Einführung des Katalogaustauschformates BMEcat 2005. Zur Stärkung des Transfers in die Zielgruppe ist der Aufbau eines Multiplikatoren-Netzes zum Beispiel durch Verbände geplant.
Was sind die brisantesten Fragen, mit denen sich heutzutage KMUs bei der Planung von E-Business-Projekten konfrontiert sehen?
Die Fragen lauten nach wie vor: E-Business einführen ? aber wie? Unternehmensprozesse optimieren ? aber wo?
E-Business-Standards einführen ? aber welche? Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass die Wahl des richtigen IT-Dienstleisters und die der geeigneten E-Business-Standards schwierig sind. Aus diesem Grund wird Prozeus im ersten Halbjahr 2006 einen kostenfreien Leitfaden »Auswahl IT-Dienstleister« veröffentlichen. Als Entscheidungshilfe zur Wahl eines geeigneten E-Business-Standards können bereits Handlungsempfehlungen auf www.prozeus.de abgerufen werden.
Was bieten Sie den KMUs als weitere Hilfestellung?
Zentrales Medium unseres Projektes ist unsere Website www.prozeus.de. Hier stehen zahlreiche Informationen und Anwendungsbeispiele sowie Broschüren und Merkblätter kostenfrei zur Recherche und zum Download bereit. Alle Veröffentlichungen können zudem als Broschüre bestellt werden. Für die Suche eines IT-Dienstleister steht darüber hinaus ein KMU IT-Dienstleister-Pool zur Verfügung. Auch haben wir vor kurzem eine E-Mail-Hotline »E-Business-Standards« eingerichtet (hotline@prozeus.de).
Wie können sich KMUs für Pilotprojekte bewerben?
Das Bewerbungsverfahren sowie die genaue Beschreibung der gesuchten Pilotprojekte werden derzeit ausgearbeitet und im Frühjahr 2006 auf unserer Website veröffentlicht. Die Akquise erfolgt zudem aktiv über beispielsweise Verbände und Multiplikatoren sowie das IT-Dienstleisternetz. Bewerben können sich KMUs mit weniger als 250 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von höchstens 50 Millionen Euro. Um eine hohe Identifikation mit unserer Zielgruppe zu erreichen, spielen bei der Auswahl sowohl die regionale Verteilung als auch die Abdeckung möglichst vieler Branchen eine große Rolle. Insgesamt werden etwa 30 Unternehmen aus Industrie und Konsumgüterwirtschaft mit unterschiedlichen E-Business-Projektabsichten gesucht.