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Kopfnuss

Märchenhaft: Vom Fürsten und seinen Geldsäcken

Mitten in Europa gibt es sie noch - die Insel der Glückseligkeit. Ein kleines Land, behaglich eingebettet zwischen hohen Bergen und saftigen Wiesen. Die Menschen dort sind glücklich und reich.

Autor:Redaktion connect-professional • 19.2.2008 • ca. 1:40 Min

Saubere Häuser, saubere Straßen. Dieses kleine Märchenland wird von einem Fürsten regiert. Der mildtätig von seinem Schloss auf die 36.000 fleißigen Untertanen herunter blickt. In der Tat arbeiten die Menschen in diesem Fürstentum emsig und auch gern. Vor allem jene Untertanen hat er ganz besonders in sein fürstliches Herz geschlossen, die fleißig tun, was auch der Fürst am liebsten macht: sie handeln mit Geld. Nicht mit dem eigenen, sondern mit fremdem Geld. Mit vielen Milliarden Euro, aber auch mit anderen Währungen.

Dabei protzen sie nicht. Alles wird ganz diskret abgewickelt. Seriös, möchte man meinen. Hat doch der Fürst dafür gesorgt, dass sein kleines Land für nichts auf der Welt auch nur ein Wort oder eine Zeile zu diesem vielen Geld verlauten lässt. Nirgends sonst auf der Welt wird so schweigsam aus Geld noch mehr Geld gemacht – auch zum Wohle des Fürsten. Diese kleine Insel der Glückseligen, nennen wir sie Liechtenstein, ist vielen anderen Ländern ein Dorn im Auge. Nicht dass sie sich diese parlamentarische Monarchie einverleiben wolten. Auch trifft man sich gern mit Fürst Hans-Adam II und Erbprinz Alois auf parlamentarischem Parkett. Aber alle paar Jahre bereiten die 36.000 Untertanen samt Fürst und Erbprinz auf dem Feldherrnhügel, den umliegenden Staaten Verdruss.

So auch jetzt, wo man in Deutschland einen Wirtschaftsfürsten zur frühen Morgenstunde aus dem Bett klingelte und sein bescheidenes Heim durchsuchte. Die Ermittler hatten gar einen Haftbefehl dabei, der allerdings nach Einvernahme des Angeklagten erst einmal ausgesetzt wurde. Postchef Klaus Zumwinkel hatte viele Millionen bei des Fürsten Bank LGT untergebracht, ohne die Kapitalerträge dem deutschen Fiskus zu melden. Beileibe kein Einzelfall. Milliarden von Euro sollen dort gelagert sein. Etwa 1.000 Deutsche müssen nun mit ungebetenem Besuch rechnen.

Im Schloss ist man nun um Schadensbegrenzung bemüht. Dabei braucht der eigentlich immer klamme deutsche Finanzminister Peer Steinbrück dieses Geld dringend in seinem Staatssäckel. Schließlich sind wir alle es, die für die hinterzogenen Steuern mit höheren Abgaben bluten müssen. Aber das interessiert die Leute mit dem vielen Geld in den Stiftungen des kleinen Fürstentums nicht. Sie trinken Wein und reden von Wasser. Und der Fürst? Er wartet auf besseres Wetter und hält fest am großen Schweigen über das, was bei ihm gehortet wird.

Hier zumindest wiederholt sich die Geschichte. Leider!