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EU-Kommission veröffentlicht brisante Aussagen

Media-Saturn gibt Benachteiligung von AMD zu

Media Markt und Saturn haben der EU-Kommission zufolge zugegeben, die Auswahl der Kunden beim Computerkauf eingeschränkt zu haben. Handelsbedingungen des Chipherstellers Intel hätten das gemeinsame Mutterunternehmen Media-Saturn-Holding nach eigenen Aussagen dazu verleitet, weniger oder keine Konkurrenzprodukte anzubieten.

Autor:Joachim Gartz • 6.10.2009 • ca. 1:40 Min

Der Kommission zufolge hatte Intel jahrelang wettbewerbswidrig die Wahl der Verbraucher eingeschränkt. Das US-Unternehmen habe beispielsweise Rabatte an Computerhersteller daran geknüpft, Computerprozessoren nicht beim Konkurrenten AMD zu kaufen. Die Media-Saturn-Holding habe jetzt gegenüber der Kommission zugegeben, dass es klar gewesen sei, dass »der Verkauf von Computern mit AMD-Ausstattung zumindest eine Reduzierung der Summe von Intels Zahlungen« bedeutet hätte, selbst wenn man eben so viele PCs mit Intel-Ausstattung verkauft hätte wie zuvor.

Der Hintergrund: Nachdem die EU-Kommission Intel wegen unlauterer Handelspraktiken zu einer Strafzahlung in Höhe von über einer Milliarde Euro verurteilt hat, ist der Chiphersteller, der das Geld übrigens bereits überwiesen hat, in Berufung gegangen. Die Wettbewerbshüter aus Brüssel sollen angeblich diverse Verfahrensfehler begangen und wichtige Beweismittel nicht berücksichtigt haben.

Die EU-Kommission sieht es dagegen als eindeutig erwiesen an, dass Intel mithilfe unlauterer Vertriebspraktiken den freien Wettbewerb auf dem Chipmarkt eingeschränkt und damit den Konkurrenten AMD und die Endkunden erheblich benachteiligt habe. Intel habe durch seine unlauteren Handelspraktiken unter anderem erreicht, dass in den Media Markt-Filialen der Media-Saturn-Holding bis auf den heutigen Tag kein einziger AMD-basierter Rechner verkauft worden sei.

In dem jüngsten Bericht der EU-Kommission werden zudem die PC-Hersteller Dell, HP, NEC und Lenovo als weitere Handelspartner angeführt, die mit Intel unsaubere Geschäfte gemacht haben sollen. Das von Intel in der Regel als Mittel zum Zweck genutzte Vertriebsinstrument seien an bestimmte Bedingungen geknüpfte Rabatte oder Kickbacks gewesen, die nur dann gültig wurden, wenn die jeweiligen Partner entweder ganz auf Handelsbeziehungen mit AMD verzichteten, diese auf bestimmte Regionen oder Kundesegmente beschränkten oder die Markteinführung von AMD-basierten Produkten hinauszögerten. Die den Branchenprimus Intel massiv belastenden Aussagen hat die EU-Kommission offensichtlich vornehmlich in internen E-Mails gefunden, da in offiziellen Verträgen mit MSH und den genannten Herstellern keinerlei Intel-Exklusivität vereinbart wurde. Hinter den Kulissen sei den Verantwortlichen bei MSH jedoch völlig klar gewesen, dass eine Intel-Exklusivität gefordert sei, die trotz aller Bemühungen der EU-Kommission bis auf den heutigen Tag von der Handelskette konsequent beibehalten wird. Ironischerweise unterhält die Media-Saturn-Holding auf einem anderen Sektor sehr wohl Handelsbeziehungen mit AMD. »ATI«-Grafikchips aus dem Hause AMD sind beim Media Markt um die Ecke jederzeit zu bekommen. Wann dies auch bei PC-Prozessoren von AMD der Fall sein wird, bleibt jedoch bis auf weiteres das Geheimnis des Metro-Konzerns.