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Branche uneins über Yahoo-Angebot

Microsoft wird zum On-demand-Player

Mit dem geplanten Kauf von Yahoo durch Microsoft verlagern sich nicht nur Gewichte auf dem Online-Werbemarkt. Im Software-Geschäft öffnet sich der Redmonder Riese zwangsläufig stärker für das On-demand-Modell. In der Beurteilung des Mega- Deals gehen die Einschätzungen in der IT-Branche weit auseinander.

Autor:Michael Hase • 8.2.2008 • ca. 1:40 Min

Inhalt
  1. Microsoft wird zum On-demand-Player
  2. Stimmen zum Microsoft-Deal

Microsoft hat ein Angebot für den Internet-Konzern Yahoo vorgelegt. 44,6 Milliarden Dollar will der Software-Gigant für das Unternehmen zahlen, 62 Prozent mehr als es unmittelbar vor der Ankündigung an der New Yorker Börse wert war. Auch wenn der Aufschlag eine Verlockung für jeden Anleger bedeutet, ist der Abschluss des Deals mehr als eine Formalität. Das Yahoo-Management will alle Alternativen zu einer Übernahme eingehend prüfen. Dazu gehöre auch die weitere Unabhängigkeit, betont das Unternehmen ausdrücklich auf seiner Web-Seite.

Ausgerechnet der das Online- Werbegeschäft dominierende Erzrivale Google weist auf kartellrechtliche Bedenken hin. »Wird Microsoft nun auch im Internet versuchen, auf die gleiche unangemessene und oft auch illegale Weise seinen Einfluss auszuüben, wie das bereits im Software-Geschäft der Fall ist?«, fragt David Drummond, Chief Legal Officer von Google. Zusammen würden Microsoft und Yahoo bei Instant Messaging, Webmail-Diensten und Internet-Portalen einen überwältigenden Marktanteil besitzen, rechnet der Manager vor. »Bei einer möglichen Übernahme von Yahoo durch Microsoft geht es daher um die zu Grunde liegenden Prinzipien des Internets: Freiheit der Ideen und Innovation.«

Wesentlich positiver fällt das Urteil von Tech Data-Chef Bob Dutkowsky aus. Nach seiner Einschätzung macht Microsoft mit dem Yahoo-Kauf einen riesigen Schritt auf das On-demand-Modell zu. »Yahoo wird eine neuartige Sichtweise auf das Produktgeschäft einbringen«, so Dutkowsky. »Und das ist notwendig, um bei der nächsten grundlegenden Neuerung der IT-Software-as-a-Service (SaaS) – vorn mit dabei zu sein.«

Dagegen zweifelt Rafael Laguna, CEO von Open-Xchange, am Willen und der Fähigkeit Microsofts, sich konsequent auf das SaaS-Modell einzulassen. Dazu sei der Software-Riese zu sehr im klassischen Lizenz-Geschäft verhaftet. »Die besten Mitarbeiter werden ›Microhoo‹ den Rücken kehren und beim Wettbewerb oder einer Open-Source-Firma anheuern «, hält Laguna für wahrscheinlicher. »Für Kunden, insbesondere die unseres Mitbewerbers Zimbra, ist das Übernahmeangebot ein Abwanderungssignal.« Yahoo kaufte den Open- Source-Groupware-Anbieter im vergangenen September.

Tatsächlich rechnet man in Open-Source-Kreisen damit, Microsoft werde dem liberalen Yahoo-Modell bei einer erfolgreichen Übernahme ein engeres Korsett anlegen. Bei der Entwicklung seiner Produkte, von denen einige unter einer offenen Lizenz stehen, setzte das Internet-Unternehmen stark auf Java und andere Open- Source-Technologien.

Eher positiv sieht wiederum Pascal Finette, General Partner bei Founders Link, den Deal. Der ECommerce- Spezialist verspricht sich Synergien von der Verzahnung der Merchant Solutions von Yahoo mit den ERP-Programmen Microsofts.