Mit dem Motor des Erzfeinds
Mit dem Motor des Erzfeinds. »Wintel« war lange Zeit das von Mac-Usern wie auch Apple selbst gehegte Feindbild Nummer eins. Vor der weltweiten Entwicklergemeinde beteuerte Unternehmenschef Steve Jobs nun, dass nur Intel eine Roadmap vorweisen könne, die Macintoshs auch in den nächsten zehn Jahren eine verlässliche Plattform garantiere.
Mit dem Motor des Erzfeinds
Von einem radikalen Schwenk wollte Jobs aber nicht sprechen. Wie der Wechsel von Motorolas 68000er auf den Power-PC sei die Einführung der x86-Architektur nur der konsequente Fokus auf die beste und zukunftsweisende CPU-Plattform.
Der scheinbar radikale Schritt ist indes von langer Hand vorbereitet: Anders als frühere Mac OS-Versionen ist das Unix-basierte Mac OS X von Haus aus leicht auf die Intel-Prozessoren zu portieren. Und genau das hat Apple auch von Anfang an getan. Im stillen Kämmerlein mussten die Apple-Entwickler jede Mac OS X-Release für beide CPU-Plattformen aufbereiten.
Steve Jobs sieht daher keine größeren Hindernisse für den CPU-Wechsel. Aktuelle Anwendungen sollen durch simples Neukompilieren portiert werden. Für ältere Software hält der Apple-Chef den Stein der Weisen parat: Rosetta. In Anspielung auf ein archäologisches Fundstück, das Inschriften in Ägyptisch und Griechisch trägt, soll Rosetta Entwicklern als Code-Übersetzer helfen, ihre Anwendungen für Intel-Macs fit zu machen.
Ganz reibungslos wird Apple die Migration auf x86 aber nicht bewältigen. Mit »Intel inside« verabschiedet sich der Mac-Hersteller zwar aus seiner bisher heiß geliebten Nische und öffnet sich dem Massenmarkt, begibt sich aber auch in ein Haifischbecken, in dem nur die Stärksten und Schnellsten überleben. Mac OS X konkurriert künftig mit allen x86-fähigen Betriebssystemen um die Gunst der Entwickler und Anwender.
Steve Jobs ließ bisher auch offen, wie Rechner und OS künftig vermarktet werden ? ob beispielsweise die Hardware, wie bei Intels Industrie-Standard üblich, von OEMs und Integratoren gebaut wird. Dann müsste sich Apple aber vom Rechner-Hardware-Geschäft verabschieden, der einen Großteil des Umsatzes ausmacht. Sich aber lediglich als Software-Anbieter gegen Microsoft zu positionieren, dürfte Apple schwer fallen ? zählen doch Word und Excel auch unter Mac-Anwendern zu den nahezu unverzichtbaren Lieblingsprogrammen.