Navigation im Knie
Navigation im Knie Bei der chirurgischen Gelenkprothetik kommt es darauf an, dass das künstliche Gelenk sehr genau eingepasst wird. Sonst ist frühzeitiger Verschleiß vorgezeichnet. Dafür nutzt die Orthopädische Klinik für die Universitätsklinik Regensburg in Bad Abbach ein elektronisches Navigationssystem.

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- Testlabor für Medizin der Zukunft


Jedes Jahr werden in Deutschland rund 300000 Mal künstliche Hüft- oder Kniegelenke implantiert, weil die natürlichen Gelenke verschlissen sind. Allerdings gelingt es bei rund einem Viertel der Operationen nicht, das Gelenk optimal zu positionieren. »Schon eine Abweichung von drei Grad begünstigt einseitige Abnutzung mit der Gefahr von erhöhtem Verschleiß und Lockerung der Prothese«, erklärt Prof. Dr. med. Joachim Grifka, Direktor des Klinikums. Hier soll ein DV-gestütztes Verfahren Abhilfe schaffen, das in der Orthopädischen Klinik für die Universitätsklinik Regensburg bereits genutzt wird. Diese Klinik befindet sich im Asklepios Klinikum Bad Abbach. Asklepios ist ein privater Klinikbetreiber, der derzeit versucht, neue digitale Techniken im Klinikbetrieb zu verankern. Das System, das Anfang des Jahres in Betrieb genommen wurde, gestattet es dem Operateur, Prothesen in 96 Prozent der Fälle genauestens zu positionieren. Dabei kann sich der Operateur während der OP sämtliche Bildinformationen zuspielen und auf 47-Zoll-Bildschirmen darstellen lassen. Zusammen mit diesen Daten kann er ein elektronisches Navigationssystem für Knie-Operationen nutzen, das bei der optimalen Positionierung hilft.
Digitale Technik schafft Transparenz
Ohne diese Informationen sähe er nur das Operationsfeld, was aber für eine genaue Positionierung nicht ausreicht. Denn für die Funktion der Prothese ist deren anatomischer Sitz entscheidend. Fehler des anatomischen Sitzes erkennt man, wenn bei geknicktem Bein das Knie Fehlstellungen aufweist. Auf dem OP-Tisch aber ist das Bein gestreckt und ein solcher Positionierungsfehler somit nicht ohne Weiteres erkennbar. Die digitale Technik schafft hier die nötige Transparenz. Das Verfahren und ein verbesserter Operations-Workflow wurden von dem Medizintechnik-Spezialisten De Puy, dem Softwareunternehmen BrainLAB und Grifka seit 2001 entwickelt. Nun ist man dabei, es reif für die breite Anwendung zu machen. Bad Abbach vermittelt erste wichtige Praxiserfahrungen. Bessere Operationen sind nicht der einzige Nutzen der komplexen und durchaus nicht preiswerten Technik. Die IT im Operationssaal ist an Datennetzwerke angebunden. Deshalb können Operationen live überall hin übertragen werden, was Remote-Weiterbildungen ermöglicht. Beispielsweise wurde kürzlich eine Operation in den Hörsaal der Universität Regensburg, in das Zentrale Krankenhaus der staatlichen Eisenbahn der Russischen Föderation in Moskau und von dort in 15 weitere Regionen des Landes übertragen. Ärzte dort konnten sich per Video fortbilden – für viele von ihnen wäre wahrscheinlich ein Flug nach Deutschland unerschwinglich oder zu zeitaufwändig gewesen.