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Launch der Datenbank »11g«

Neues Oracle-Flaggschiff auf Kurs gegen Microsoft

Der Launch seines Kernprodukts »11g« ist nicht nur für Hersteller Oracle das Hauptereignis des Jahres, sondern zugleich für den gesamten Datenbankmarkt. Mit der Neuversion ihrer wichtigsten Software bläst die Ellison-Company zum Angriff auf das Low-End-Segment.

Autor:Michael Hase • 18.7.2007 • ca. 1:45 Min

Bei Oracles andauernden Scharmützeln mit SAP hätte man es glatt vergessen können: »Wir haben Tausende von Produkten, aber 11g ist das entscheidende«, betonte Charles Phillips, President von Oracle, in der vergangenen Woche zum Launch der Neuversion seines Datenbank-Flaggschiffs. Tatsächlich sind relationale Datenbanken nach wie vor das Brot- und Buttergeschäft der Ellison-Company und die Software, deren neuste Version »11g« mit mehr als 500 Neuerungen aufwartet, ihr bei weitem wichtigstes Produkt.

Mit der Neuversion möchte Oracle vor allem im x86-Markt zusätzliche Anteile gewinnen. Die dominierende Position des Herstellers bei Datenbanken im klassischen Unix- und im Linux- Markt ist zwar unbestritten. Bei Datenbanken auf der Intel-/AMDPlattform gibt jedoch Microsoft mit dem SQL Server den Ton an. Das soll sich jetzt ändern, wie Phillips kampfeslustig ankündigt: »Zum ersten Mal führen wir nun auch im Preis-Leistungs-Verhältnis auf der x86-Plattform.«

Tatsächlich entwickelt sich Microsoft mehr und mehr zum härtesten Rivalen um die Führerschaft des Gesamtmarkts. Die Gates-Company kommt laut Gartner bei relationalen Datenbanken weltweit auf einen Anteil von 17 Prozent. Damit liegt sie auf Rang drei hinter Oracle mit 47 Prozent und IBM mit 21 Prozent. Allerdings legte das Datenbankgeschäft von Microsoft im vergangenen Jahr um 28 Prozent zu, das von Oracle dagegen nur um 15 Prozent.

Nun holen die Kalifornier zum Gegenangriff aus: Mit einem neuen Vertriebskonzept öffnet der Hersteller pünktlich zum Produkt- Launch die Kanäle und hofft, so Anteile im Low-End-Markt zu erobern: Kleineren Resellern bietet Oracle die Möglichkeit, Datenbank- Software über die Distribution zu beziehen, ohne dass sie dem Oracle Partner Network (OPN) angehören müssen. Zudem können diese Händler über einen vereinfachten Bestellvorgang Produkte ordern. Als erstes Angebot für dieses Marktsegment kommt im August die Linux-Version auf den Markt. Das Open-Source-Betriebssystem war 2006 die mit Abstand am schnellsten wachsende Datenbank- Plattform.

Für seinen Optimismus führt Phillips nicht nur technologische Gründe an (»Der Wettbewerb hinkt uns fünf Jahre hinterher«). Mehr als die Vorgängerversion komme 11g auch den Anforderungen der Fachabteilungen entgegen. So kann etwa der Finanzchef bestimmte Informationen für den Zugriff der IT-Abteilung sperren. »Datenbank-Administratoren können jetzt nicht mehr unbemerkt Daten einsehen oder manipulieren«, sekundiert Ari Kaplan, President der International Oracle User Group (IOUG). »Deswegen wird dieses Upgrade wohl für die meisten Unternehmen zum Pflichtprogramm gehören. « Nach Zahlen der IOUG wollen 35 Prozent der Anwender schon binnen eines Jahres auf die neue Version umsteigen.