Oracle will in den Linux-Markt
Oracle will in den Linux-Markt: Wie Oracle-Chef Larry Ellison ankündigte, plant der Softwarehersteller den Aufbau eines Global Support Centers für Red-Hat-Linux-Distributionen. Branchenkenner vermuten, dass Oracle mit diesem Schritt die Lancierung einer eigenen Linux-Distribution vorbereitet.
Mit der Begründung »Unsere Kunden sind nicht zufrieden mit dem Support dieses Unternehmens. Also bieten wir ihnen und anderen diese Unterstützung an«, kündigte Oracle-CEO Larry Ellison die Eröffnung eines Supportcenters für Linux-Distributionen von Red Hat an. Allerdings erfolgt der Schritt von Oracle ohne Wissen und Zustimmung des Linux-Disstributors. Somit liegt die Vermutung nahe, dass es Oracle weniger um den Supportaspekt geht, als um die Lancierung einer eigenen Linux-Distribution. Bereits vor einigen Wochen hatte Oracle angekündigt, in den Linux- Markt vorstoßen zu wollen. Sinnvoll wäre dieser Schritt nicht zuletzt angesichts der Tatsache, dass eine große Zahl von Oracle-Datenbanken unter Linux läuft. Außerdem würde ein Betriebssystem dem Angebot von Oracle in einem umkämpften Markt zusätzliche Attraktivität verleihen. Im April räumte Ellison ein, der Softwarehersteller habe eine Übernahme des Linux- Distributors Novell erwogen. Von dieser Überlegung will der Oracle-CEO nun nichts mehr wissen: Da IBM bei Suse-Linux zu stark involviert sei, wäre ein Kauf von Novell für Oracle nicht sinnvoll, ließ Ellison verlauten. Geht Oracle, nachdem der Konzern von der Übernahme Novells, der Nummer zwei unter den Linux-Distributoren, absieht, zum Angriff auf den Linux- Marktführer Red Hat über? Womöglich hat sich Red Hat aber selbst zum Ziel von Oracle gemacht: Ebenfalls im April übernahm der Linux-Distributor den Middleware-Hersteller J-Boss, an dessen Akquisition Oracle mutmaßlich selbst interessiert war. Red Hat ist damit vom Linux-Anbieter zum Konkurrenten von Oracle im Bereich Middleware avanciert. Mit dem Aufbau eines Supportcenters für Red Hat ergreift Oracle jetzt wieder die Initiative. Ob es darum geht, die Etablierung einer eigenen Linux-Distribution auf der Basis von Red Hat vorzubereiten, oder ob es sich um ein Eröffnungsgefecht im Zuge einer geplanten Übernahme handelt, ist im Moment aber noch offen.