Oracle wirft SAP systematischen Diebstahl vor
Oracle hat SAP vor einem amerikanischen Gericht beschuldigt, systematisch Firmendaten gestohlen und diese benutzt zu haben, um Kunden zu sich herüber zu ziehen.
In einer 44 Seiten umfassenden Anklageschrift wirft Oracle SAP vor, sich illegalen Zugang zum computergestützten Kunden-Support-System der Ellison-Company verschafft zu haben. Auf diese Weise hätte SAP Tausende von Software-Produkte und anderer vertraulichen Materialien gestohlen. So habe SAP eine illegale Bibliothek mit Oracle-Programmcode und anderen Materialien geschaffen.
Das wiederum habe SAP in die Lage versetzt, kostengünstigen Support für Oracle-Kunden anzubieten und diese zu sich herüber zu ziehen. Im November und Dezember 2006 habe es ungewöhnlich starke Download-Aktivität auf einer Kunden-Support-Web-Site für die Peoplesoft und J.D. Edwards Produktlinien gegeben, der keine Ähnlichkeit mit legitimen Support-Anfragen von Kunden hatte. SAP habe die Anmeldeidentität eines Kunden benutzt, um binnen vier Tagen 1.800 Dateien täglich herunterzuladen. Der normale Durchschnitt eines Kunden liege bei 20 pro Monat. Viele dieser Massendownloads hätten Materialien betroffen, die für einen Kunden im normalen Geschäftsbetrieb völlig uninteressant seien.
Im Januar 2007 habe sich beispielsweise ein Nutzer an einem SAP-TN-Computer unter der Identität des Oracle-Kunden Honeywell angemeldet und tausende von Software- und Support-Materialien in allen Geschäftsbereichen verschafft. Es gebe auch noch andere ähnliche Beispiele.
Die Zugänge seien nicht von echten Kunden-Rechnern erfolgt, sondern wurden anhand der IP-Adressen an das SAP-America-Zentrum in Bryan, Texas, bei der auf Support fokussierten, hundertprozentigen SAP-Tochter SAP TN zurückverfolgt worden. Die falschen Kundendaten, die bei den Angriffen verwandt worden seien, hätten alle eine Gemeinsamkeit: Sie waren Kunden von SAP TN oder gerade dabei, es zu werden. SAP TN war 2005 von SAP America gekauft worden und besteht vor allem aus ehemaligen Peoplesoft-Mitarbeitern, aktuell 150 Mann.
SAP TN hat eine wichtige Rolle im Safe Passage-Programm gespielt, mit dem die Walldorfer Oracle-Kunden eine risikolose Migration ihrer Anwendungen garantieren. Zu den falschen Kundenidentitäten, die SAP TN verwandt habe, zählten unter anderem Caterpillar Elphinstone, Honeywell International, Interbrew UK oder Konzerne wie Merck & Co. SAP gab bisher keinen Kommentar zu diesen Vorwürfen ab.