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Pro Curve auf der Zielgeraden

Pro Curve auf der Zielgeraden. Früher strebte HPs Netzwerksparte »Pro Curve« beständig nach dem zweiten Platz im Netzwerkmarkt. Nachdem dieser im vergangenen Jahr erfolgreich gegen den Mitbewerb verteidigt werden konnte, ist nun Schluss mit der Bescheidenheit: Bis 2007 will die FIrma 25 Prozent Marktanteil erringen und sich ein Stück von Ciscos Kuchen abschneiden.

Autor:Redaktion connect-professional • 1.3.2006 • ca. 3:30 Min

Pro Curve auf der Zielgeraden

Schaut man auf die Webseite des HP-Unternehmensbereiches Pro Curve Networking, steht an erster Stelle in der Menüleiste die Frage »Warum Pro Curve?«. Auf diese Frage hat das Unternehmen in den vergangenen Tagen nun eine ganze Reihe neuer Antworten vorgestellt. Dreh- und Angelpunkt der Produktoffensive ist der ASIC »Pro Vision« mit integriertem programmierbaren Prozessor. Eingeführt wird der neue ASIC am Markt jetzt mit dem Switch 5400. »Unsere Kunden müssen keine Kompromisse mehr eingehen, um die Schnittstellen zu bekommen, die sie benötigen«, wirbt Amol Mitra, Director Worldwide Product Marketing, Pro Curve Networking by HP. Fast Ethernet, Gigabit Ethernet, 10 Gigabit Ethernet, Power over Ethernet und Power over Gigabit Ethernet sind in dem kleinen Chassis mit sechs Slots bereits fest angelegt. »Wir haben 802.3af fest in den Switch integriert, während viele andere Hersteller dafür entweder ein anderes Produkt anbieten oder Zusatzprodukte verkaufen«, resümiert Mitra. Im März soll dann mit dem Switch 4200, je nach Ausstattung, mit Preisen zwischen 1.100 und 3.500 Euro, ein weiteres Chassis auf den Markt kommen. Credo hier: »Damit haben wir ein Chassis, das sich als Alternative zu stapelbaren Switches etablieren soll.«

Wenceslao Lada, Vice President und General Manager EMEA, Pro Curve Networking by HP, begründet die aggressiven Preise damit, dass »der Preis bei der Wahl zwischen Chassis und Stack keine Rolle mehr spielen soll«. Gleichzeitig wehrt er aber Befürchtungen ab, dass dadurch eine neue Runde im Preiskampf eingeläutet werden soll: »Nicht unser Produkt muss das billigste sein, wir wollen vielmehr den besten Return on Investment für unsere Kunden liefern können.« In die Berechnung des ROI lässt Lada neben dem Anschaffungspreis und dem Aufwand zur Installation und Verwaltung auch die im Lieferumfang automatisch enthaltene lebenslange Garantie von HP mit einfließen. »Bei anderen Herstellern muss für erweiterte Garantie- und Serviceverträge teuer bezahlt werden«, rechnet Lada vor.

Produkt-Manager Mitra stellt für dieses Jahr außerdem noch den Switch 6200yl in Aussicht, der in einer Höheneinheit 24 Mini-GBIC-Ports mitbringen soll, und Neuheiten im WLAN-Segment. Für HP sei und bleibe WLAN jedoch eine Ergänzung und ein integrierter Bestandteil des Netzwerkes. Dass sich drahtlose Infrastrukturen als zweite, überlappende Schicht zusätzlich zu herkömmlichen LANs etablieren, sieht Mitra nicht. Den durch die gestiegene Mobilität vieler Mitarbeiter erhöhten Anforderungen an die Flexibilität des Netzwerkes will Pro Curve auch künftig durch standardkonforme Sicherheitsmechanismen Rechnung tragen. Es sei jedoch notwendig, so viel Intelligenz wie möglich an den Rand des Netzwerkes zu verlagern, der Core fungiert in der Sichtweise von HP mittelfristig lediglich noch als Instrument, um Daten so schnell wie möglich weiter zu transportieren.

Interview: »Man kann nicht einfach Cisco kopieren«

Im Exklusiv-Interview mit Computer Reseller News betrachtet John McHugh, Chef der Netzwerksparte von Hewlett-Packard, die Ausgangsposition, die sein Unternehmen beim Angriff auf den Marktführer Cisco vorfindet.

CRN: Jahrelang war 3Com der schärfste Mitbewerber für HP Pro Curve. Im dritten Quartal 2005 legte jedoch Netgear neben HP ? gemessen an der Zahl der verkauften, managebaren Ethernet-Ports im Markt ? am meisten zu, 3Com verlor als einzige der größeren Firmen Marktanteile. In Deutschland liegt Netgear in dieser Kategorie laut IDC inzwischen vor 3Com und hinter Nortel, HP und Cisco auf dem vierten Platz. Mit welchem Unternehmen ist die Wettbewerbssituation größer, 3Com oder Netgear?

McHugh: Meiner Ansicht nach sind sich die beiden Firmen sehr ähnlich: Sie nutzen Standard-Komponenten der großen Chipanbieter für den Bau ihrer Geräte. Ihr Wert für den Kunden liegt vor allem in der großen Zahl von Produkten in unterschiedlichen Kategorien, die über eine Vielzahl von Kanälen vertrieben werden.

CRN: Wie unterscheidet sich Ihr Unternehmen davon?

McHugh: Wir haben drei Trümpfe: Unsere Vertriebsmitarbeiter, die zum großen Teil schon sehr lange bei uns sind, ein ebenso eingespieltes, großes Entwicklungsteam und eine ansehnliche Zahl loyaler Reseller. Ganz wichtig ist jedoch auch, dass wir technologisch mit der neuen Generation unseres ASICs den Mitbewerbern, die auf Standardkomponenten setzen, wieder ein großes Stück voraus sind. Denn erst mit eigenen ASICs kann ein Unternehmen seinen Vertriebspartnern in seinen Produkten die Merkmale anbieten, mit denen sich beim Kunden über eine reine Preisdiskussion hinausgehen lässt.

CRN: Nachdem Sie in den vergangenen Monaten den zweiten Platz im Markt mit guten Verkaufszahlen gefestigt haben, wird nun Cisco anvisiert. Fehlt HP nicht das eine oder andere Produkt, um beim Kunden mit dem sehr breiten Cisco-Portfolio mithalten zu können?

McHugh: Der Markt braucht keine andere Cisco. Wer Projekte gegen den Marktführer gewinnen will, muss Kunden andere Mehrwerte anbieten. Wir setzen auf eine überschaubare Anzahl von relevanten Produkten, die sich vielseitig einsetzen lassen und mit denen sich der Groteil der Bedürfnisse der Unternehmen befriedigen lässt. Um gegen Cisco zu gewinnen, kann man nicht einfach Cisco kopieren. Man muss anders sein.