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Kopfnuss

Quelle-Katalog: IT-Hersteller entdecken einen lukrativen Kanal

Die Wirtschaftskrise macht inzwischen auch vor den oberen zehntausend nicht mehr Halt.

Autor:Redaktion connect-professional • 21.7.2009 • ca. 1:35 Min

Die Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz etwa lebt inzwischen von 600 Euro monatlich. Sogar beim Discounter müsse sie einkaufen, jammert sie im Bild-Interview. Dank des in letzter Minute bewilligten Massekredits für Arcandor muss sie sich immerhin keine Sorgen machen, dort einem ihrer 80.000 Angestellten zu begegnen, denn deren Arbeitsplätze dürften zumindest vorerst gesichert sein. Doch nicht nur die Arcandor-Mitarbeiter konnten aufatmen, als der Massekredit bewilligt wurde, sondern auch die IT-Branche. Denn nun kann endlich der Quelle-Katalog ausgeliefert werden – jenes letzte Bollwerk gegen den Einkauf im Internet. Unter dem neuen Motto »Hat alles, was ich brauche – und noch viel mehr« können sich die Deutschen – außer Frau Schickedanz – nun wieder dem ungebremsten Konsum hingeben. Ein »Image- und Umsatzträger« sei der Katalog, hat ein Unternehmenskenner gerade erst wieder bestätigt. Beim Wort Umsatz – nicht verbunden mit dem derzeit üblichen Zusatz Einbruch – wurde dann auch so mancher Geschäftsführer in der IT-Branche hellhörig und warf einen Blick in den Katalog, um dort auf allerlei Erstaunliches zu stoßen: Von der Schlupfhose (mit Dehnbund) über den Ultraschall-Inhalator (auch für Kinder) bis zur zusammenfaltbaren Wohlfühl-Sauna (Wichtig: Mit Armöffnungen) gibt es dort so einiges zu entdecken, was nicht mehr der aktuellen Mode entspricht. Inspiriert von beliebten Quelle-Signalworten wie »Edel Retro« und »Nostalgie Romance« glaubte der findige Firmenlenker, endlich einen Vertriebskanal gefunden zu haben, um doch noch all die alten Produktflops unter die Leute zu bringen, die schon bei der Markteinführung keiner haben wollte. Toshiba etwa versucht nun per Quelle-Katalog seine alten HD DVDs loszuwerden und Microsoft wittert die Chance, einer Kundengruppe, die noch nie von Apples iPod gehört hat, ihren »Zune« anzudrehen. Auch die derzeit arg gebeutelte Handybranche nutzt den Quelle-Katalog als neuen Absatzkanal.

Siemens etwa versucht sich ein letztes Mal im Mobilfunkmarkt und bietet noch einmal das »Celibri« feil, ein Frauenhandy im Puderdosenformat. Auch Nokia versucht über den Katalog doch noch sein »N-Gage« loszuwerden, jenes Gerät, das Handy und Gameboy vereint. Einziges Problem dabei: Weder zum Telefonieren noch zum Spielen eignet sich das Gerät wirklich gut.

Für Quelle bleibt nun zu hoffen, dass die Kunden bei diesem Angebot ordentlich zuschlagen –und sei es auch nur noch ein einziges Mal.