Razzia bei Siemens
In der Festnetzsparte des Siemens-Konzerns sollen Mitarbeiter Gelder in Millionenhöhe veruntreut haben. Die Staatsanwaltschaft hat heute rund 30 Büros und Privatwohnungen in Erlangen und München untersucht. Um persönliche Bereicherung soll es sich dabei nicht handeln.
Die Staatsanwaltschaft München hat heute Vormittag mit Steuerfahndern und rund 200 Polizisten eine groß angelegte Razzia bei Siemens in München und Erlangen durchgeführt. Die Beamten durchforsteten zirka 30 Büros und Privatwohnungen von Siemens-Mitarbeitern. Oberstaatsanwalt Anton Winkler und seine Truppe gehen dem Verdacht der Veruntreuung nach. Konkret ermitteln sie gegen sechs ehemalige und noch aktive Mitarbeiter in der Festnetzsparte des Konzerns.
Siemens hat die Razzia mittlerweile bestätigt und spricht nach jetzigem Kenntnisstand von einem Schaden in niedriger zweistelliger Millionenhöhe. Der Konzern sagte eine enge Kooperation mit der Staatsanwaltschaft zu. Man werde die Ermittlungen »mit allem Nachdruck unterstützen«. Zugleich erinnerte Siemens seine Mitarbeiter an Richtlinien, wonach korrektes, gesetzeskonformes Geschäftsverhalten gefordert wird und Bestandteil eines jeden Arbeitsvertrages sei.
Zu den genauen Hintergründen der Vorwürfe will sich die Staatsanwaltschaft noch nicht äußern. Angeblich geht es aber um Schmiergelder an potenzielle Kunden, die über Auslandskonten abgewickelt worden sein sollen. Bei Siemens, wie aber auch in anderen Konzernen, tauchen immer wieder Fälle von Korruption auf. In Italien geriet vor Jahren der Siemens IT-Dienstleister SBS unter Druck, als die Justiz dort Fälle von Schmiergeldzahlungen aufdeckte und ein Verkaufsverbot von einem Jahr aussprach. Auch in Russland sollen dortige Amtsträger jahrelang bestochen worden sein, wie der ehemalige Vertriebsleiter für Medizintechnik Sam Tsekhman in einem Interview mit dem Stern auspackte.