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Insolvenzverwalter macht Shop-Dienstleister Mut

Sanierung von Product + Concept läuft nach Plan

Drei Monate nach dem Insolvenzantrag steht Product + Concept laut Rechtsanwalt Jürgen Spliedt »besser als vorher da«. Auch wenn Spliedt am Ende keine Investoren finden sollte, ist er sicher, in einem halben Jahr schwarze Zahlen mit dem Shop-Dienstleister schreiben zu können.

Autor:Martin Fryba • 16.4.2008 • ca. 1:45 Min

Wie bei allen Insolvenzen geht auch bei der Berliner Product + Concept alles seinen juristischen Gang. Drei Monate nach der Antragsstellung – zu der das Unternehmen quasi gezwungen wurde, weil zuvor der Kunde T-Systems wegen ausstehender Inkassobeträge in Millionenhöhe einen Antrag auf Fremderöffnung einer Insolvenz gestellt hatte – wurde das Verfahren nun eröffnet. Gläubiger werden aufgefordert, ihre Forderungen bis 24. Mai 2008 beim Insolvenzverwalter Jürgen Spliedt geltend zu machen. Der ist äußerst optimistisch, dass Product + Concept nicht abgewickelt werden muss. »Das Unternehmen steht wesentlich besser da als vor der Insolvenz «, sagte der Rechtsanwalt gegenüber CRN. Die Zahl der rund 100 Mitarbeiter hat Spliedt um rund 30 reduziert, die Geschäfte laufen weiter, Kunden seien nicht abgesprungen, aber auch keine neuen hinzugekommen. Das Insolvenzverfahren schrecke ab, es schwebt wie ein Damoklesschwert über dem Unternehmen.

Fallen werde es aber nicht, ist sich der Rechtsanwalt sicher. Das hören die Gläubiger gerne, ebenso wie die Botschaft, dass sich viele Investoren für Product + Concept interessieren. Sie müssten zwar keine Altlasten übernehmen. Um die Zustimmung der Gläubiger zu erreichen, würde ein Investor aber ein höheres Angebot abgeben als im Falle einer Abwicklung das restliche Kapital nach einer Quote an die Gläubiger verteilt werden würde. Spliedt hat mit vielen Interessenten gesprochen: Wettbewerber von Product + Concept, andere ITFirmen, Finanzinvestoren. Und wie alle Insolvenzverwalter stellt auch der Berliner Rechtsanwalt fest: »Die Investoren wittern alle ein Schnäppchen und warten ab, ob das insolvente Unternehmen später nicht noch billiger gekauft werden kann.«

In diesem Fall könnte die Rechnung der Schnäppchen-Investoren am Ende aber nicht aufgehen. Wenn die günstige Prognose von Spliedt stimmt, ist der Shop- und Fulfillment-Betreiber auf dem Wege der Besserung. Noch schreibt Product + Concept zwar rote Zahlen, aber der Turnaround greife bereits. »In sechs Monaten werden wir einen Überschuss erreichen«, gibt sich der Insolvenzverwalter optimistisch. Das sollte laut Spliedt auch für den Fall gelingen, wenn es zu keiner Einigung mit einem Investor kommen sollte. »Ich plane die Fortführung von Product + Concept unabhängig von Dritten. Wir können das Geschäft autark führen.« Führen, wenn auch nicht mehr autark, sondern unter den Augen des Insolvenzverwalters, darf auch weiterhin Firmengründer Klaus Skripalle das Unternehmen. Er arbeitet an der Sanierung mit, zählt aber als »One-Dollar-Man«, wie sich Spliedt ausdrückt, nicht wirklich zu einem Kostentreiber, was die Gläubiger gerne hören werden. Bis 24. Mai 2008 müssen sie alle Forderungen eingereicht haben, voraussichtlich im Juni findet die Gläubigerversammlung statt.