Schillerstrasse - Einbahnstrasse ?
Schillerstraße – Einbahnstraße?: Alle reden von Konjunkturbelebung, im B-2-B-Bereich kommt sogar vorsichtige Investitionsfreude auf. Der stationäre IT-Fachhandel spürt davon allerdings nichts. CRN hat sich umgehört bei den Händlern auf Münchens Computermeile Schillerstraße und erlebte eine Stimmung zwischen Resignation und nüchternem Geschäftssinn.
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- Schillerstrasse - Einbahnstrasse ? (Fortsetzung)
- Schillerstrasse - Einbahnstrasse ? (Fortsetzung)
Die Münchner Schillerstraße verändert sich spätestens alle drei Monate. Dann schließt wieder ein IT-Händler seine Pforten. Dieses Mal trifft es Horst Kiesch, Geschäftsführer vom Halbleiter-Depot in der Schillerstraße 21. Aus dem dünn bestückten Schaufenster sticht dem Passanten der neonrote Räumungsverkauf-Aufkleber ins Auge. Für Kiesch war der Anfang vom Ende die Euro-Umstellung: »Die Leute haben einfach kein Geld mehr in der Tasche «, beklagt er den Umsatzrückgang der letzten Jahre. »Bei vielen ist es eng geworden und durch die Mehrwertsteuer-Erhöhung wird es auch nicht besser«, befürchtet Kiesch. Das Elektronikgeschäft läuft schon länger nicht mehr gut, sagt er. Nun ist endgültig Schluss, nach 16 Jahren.
Für jedes wegfallende IT-Geschäft schießt ein neuer Frisörladen aus dem Boden. Für durchschnittlich acht Euro kann sich der Schillerstraßen-Besucher vor dem neuesten Lüfter-Kauf schnell und billig seine Haare stutzen lassen. Gab es noch vor wenigen Jahren unter den IT-Konkurrenten einen regen nachbarschaftlichen Austausch, bleiben die wenigen Alteingesessenen in der Straße nun unter sich. Die hohe Fluktuation ist für Gert Weigand vom Allnet Factory Outlet trotzdem kein Grund zum Jammern: »Man muss sich eben auf den Markt einstellen.« Wer die Marktsituation nicht rechtzeitig erkenne, müsse eben mit den Konsequenzen leben. Er zuckt mit den Schultern und schaut auf die andere Straßenseite, rüber zu Kieschs Halbleiterdepot. Für das Laden-Schrumpfen hat er nur einen lapidaren Kommentar übrig: »Die Schwachen sterben, die Starken überleben.«
Stark sein in der Schillerstraße bedeutet auch, genügend Cashflow zu haben, um Durststrecken zu überstehen. »Im Moment sitzen wir es wieder aus«, schildert Norbert Brand, Geschäftsführer von NB-Computer, die aktuelle Stimmungslage. Heute tut das Wetter noch sein Übriges. Zaghafte Sonnenstrahlen werden in schöner Regelmäßigkeit von Hagelschauern verdrängt. Vom viel beschworenen Aufschwung spürt er nichts. »Momentan ist extrem wenig Laufkundschaft unterwegs«, klagt Brand. Und die macht immerhin 85 Prozent seines Umsatzes aus. Was trotzdem gut läuft, sind vor allem Festplatten. »Das hier ist eindeutig eine Komponentengegend. Die Leute wissen, was sie wollen«, beschreibt Brand seine Kundschaft.