Speicherchip-Hersteller sind Geldvernichter
Die Prognosen für den Speichermarkt fallen düster aus. Fest steht, Chip-Hersteller sind nicht lernfähig. Einmal mehr produziert die Branche viel zu viele Produkte. Die schwache Nachfrage geht mit sinkenden Preisen einher. Experten rechnen damit, dass mittelfristig nicht alle Marktteilnehmer überleben werden.
Der Speichermarkt ist in Alarmstimmung. »Vielen Endproduktherstellern steht das Wasser bis zum Hals«, erklärt George Linardatos, Geschäftsführer bei Transcend, gegenüber CRN. »Weiterhin sinkende Marktpreise und eine schwache Nachfrage dürften für so manch namhaften oder weniger namhaften Anbieter das Aus bedeuten. Der Speichermarkt wird in ein bis zwei Jahren auf der Anbieterseite sehr wahrscheinlich nichts mehr mit dem heutigen Zustand gemein haben.«
Der Preis für DRAM-Speicher ist seit Januar 2007 kontinuierlich gefallen. Während Einkäufer von den immer niedrigeren Preisen profitierten, mussten sich Hersteller, Distributoren und Händler immer härteren Bedingungen anpassen. »Nachdem der Preis für die gängigsten Komponenten noch vor Jahresende von sechs US-Dollar auf 90 Cent purzelte, waren sich viele einig, dass nach zwölf Monaten – also Anfang 2008 – das Schlimmste überstanden sei«, sagt Christian Marhöfer, Geschäftsführer bei Kingston. »In der ersten Hälfte dieses Jahres war zu beobachten, wie die Preise ständig zwischen dem historischen Tief und der 1-Dollar-Marke schwankten. Viele Experten waren der Meinung, dass die heiße Jahreszeit genüge, um die Preise wieder in die Höhe schnellen zu lassen.« Daraufhin wurde das Produktionsvolumen erhöht. Mittlerweile hat jeder einzelne Chip-Hersteller gigantische Multimillionen-Verluste für einige Quartale in Folge veröffentlicht. »Auch diejenigen, die in der Annahme waren, dass die Back-To-School-Saison den notwendigen Schub bringe, wurden allesamt enttäuscht«, konstatiert Marhöfer. »Und alle, die zwischenzeitlich das Jahresendgeschäft ermittelt haben, werden ebenfalls frustriert sein. Denn ein jeder, der jemals ein Wirtschaftslehrbuch in der Hand hielt, weiß, dass Schweine- Zyklen sich nicht auf die Landwirtschaft beschränken. Für das Umdrehen eines Marktes sind nicht allein fallende Preise die Auslöser. Vielmehr sind steigende und bereits existierende Überproduktionen für die Verschlechterung der Situation verantwortlich. So sind auch im dritten Quartal 2008 die Preise erneut um 30 Prozent gefallen.«
Nach Ankündigungen, die Herabsetzung in den vergangenen Monaten zu begrenzen, wird jetzt von stillgelegten Fertigungsstraßen berichtet. »Aber dadurch sollte man sich nicht täuschen lassen «, meint Marhöfer. »Das geschieht schließlich auch, um alte und ineffiziente Abläufe einzustellen. « Wobei der Produktionsrückgang mehr als genug durch effizientere Fertigungsstraßen in anderen Regionen kompensiert würde.