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Speicherlösungen werden mittelstandstauglich

Speicherlösungen werden mittelstandstauglich Bis vor einiger Zeit hatten Mittelständler kaum eine Wahl, wenn sie ­Speicher implementierten: Entweder sie blieben bei den gewohnten ­direkt angebundenen Lösungen, oder sie mussten sehr viel Geld ausgeben. Nun ändert sich das.

Autor:Redaktion connect-professional • 8.6.2007 • ca. 4:35 Min

Aufbau eines Datensicherungs- und Archivierungssystems mit der Gingcom-­Appliance.
Ein oder zwei TByte über Ethernet adressierbaren Speicher bietet ­Provigo 200 von Z-SAN. Maildepot von Reddoxx ist eine Appliance zum Sichern, gesetzeskonformen Archivieren und Filtern von Mail.
Ein oder zwei TByte über Ethernet adressierbaren Speicher bietet ­Provigo 200 von Z-SAN. Maildepot von Reddoxx ist eine Appliance zum Sichern, gesetzeskonformen Archivieren und Filtern von Mail.

ILM? SAN? Gesetzeskonforme Langzeitarchivierung? Lange Zeit zu teuer für die notorisch klamme Mittelstands-IT. Die Bundles, die diverse Hersteller, beispielsweise EMC und HP, auf den Markt warfen, um dieses Problem zu lösen, bildeten einen ersten Schritt in die richtige Richtung. Nun setzen andere Hersteller nach. Sie präsentieren Geräte und Dienste, die so einfach und günstig sind, dass auch kleinere und nicht nur gehobene Mittelständler endlich eine reale technologische Alternative zum Altbewährten haben. Gingcom bietet die Appliance T2.2 an. Sie kombiniert Tape und SATA-Festplatten, Archivierungs- und Suchsoftware in einer 19-Zoll-Box. Das Gerät soll vor allem den Bedarf von Unternehmen zwischen 50 und 500 Mitarbeitern befriedigen. Es ordnet die gespeicherten Daten (E-Mails und Dokumente) nach ihrem Inhalt und klassifiziert sie nach Alter, Zugriffshäufigkeit, Speicherstand und der vom Administrator zu definierenden Aufbewahrungsdauer. Bei Bedarf werden die Daten in der Box automatisch auf das günstigere Speichermedium verlagert. Dateien, Nutzerprofile und Systemzustände von Clients werden zweimal auf der Appliance gesichert, wobei das Gerät unerwünschte Dubletten beseitigt. Der Preis: nicht ganz unerhebliche 40000 Euro für alles – nach Herstellerangaben kostet allerdings eine selbst zusammengestellte Lösung der gleichen Leistungsklasse mehr als das Doppelte.

E-Mail-Archivierung leicht gemacht Reddoxx Maildepot ist ebenfalls für die Archivierung von E-Mails gedacht. Das Produkt baut auf der schon länger erhältlichen Reddoxx Appliance auf und garantiert die gesetzeskonforme Langzeitarchivierung aller ein- und ausgehenden Mails inklusive Zeitstempel und Suchmechanismus. Zudem enthält die Box auf Wunsch einen Spam- und Virenfilter. Derzeit können Microsoft- und Lotus-Mails verarbeitet werden. Damit auch kleinste Unternehmen von der Technologie profitieren können, ist eine Variante für Pop-3-Nutzer, die keinen eigenen Mailserver betreiben, geplant. Eine Lösung für die Mailarchivierung, Spamfilterung und Verschlüsselung von fünf Mailboxen kostet 790 Euro, ein System für die Archivierung von unbegrenzt vielen Mailboxen ab 1600 Euro. Iron Mountain offeriert unter der Bezeichnung Active Archiving Service für ab sechs Euro pro Monat und Mailbox die Aufbewahrung von Exchange-, Lotus- und Blackberry-Mails samt Anhängen. Aufbewahrungsfristen lassen sich flexibel definieren und spezielle Suchmechanismen erlauben es im Bedarfsfall auch Steuerberatern oder Rechtsbeiständen, ausgewählte Mailboxen zu prüfen und einzelne Mails zu Beweiszwecken zu exportieren. Das System ist komplett in Outlook integriert. Unter dem Label Total Email Management Suite können Kunden zusätzlich ein Sekundär-E-Mailsystem buchen, das das Primärsystem bei Ausfällen ersetzt. Zudem wird die Mail von Spam und Viren befreit. Weiter hat Iron Mountain neue Online-Backup-Pakete für Mittelständler im Programm: Für 3999 Euro erhalten Unternehmen bis 50 Mitarbeiter 15 Client-Lizenzen von Connected Back­up/PC für die Sicherung von festen und mobilen Arbeitssystemen. Ein weiteres Paket für Firmen bis 200 Mitarbeiter und 50 Client-Lizenzen kostet 9999 Euro. Drei Jahre Wartung und Support sind im Preis enthalten. Beim Backup-Mietservice werden die Daten in einem hochsicheren Rechenzentrum von Iron Mountain gespeichert. Der Preis für zwei Jahre Nutzung reicht von 12,75 Euro bei 3 GByte Volumen bis 662,50 Euro bei 250 GByte Volumen. EMA von Artec, ein System mit ähnlichen Funktionen, wurde nun zu einem System für die Archivierung von Dokumenten aller Art ausgebaut. Der Hersteller empfiehlt, nicht den internen Speicher von 40 GByte zur Speicherung zu nutzen, sondern eine externe Festplatte. E-Mails werden hier zusammen mit ihren Anhängen gespeichert und verschlüsselt. Die Speicherung von Dokumenten erfolgt durch den Druckbefehl »Print to Archive«. Sie werden dann per AES verschlüsselt und mit Zeitstempel versehen. Der Preis der Box in der kleinsten Version beträgt 1890 Euro. Größere Versionen unterstützen mehr Mailformate als Lotus und Microsoft.

Backup und Recovery Wer als eines der zwei bis drei Millionen Kleinunternehmen Deutschlands eine günstige, leicht zu bedienende Disaster Recovery sucht, kann bei Novastor fündig werden. Die Software Novabackup wurde in Version 8.0 runderneuert. Die Single-Server-Lösung kostet nur 44,95 Euro. Sie stellt das abgestürzte System bei Komplettausfällen auch dann wieder her, wenn die neue Festplatte nicht baugleich mit der alten ist. Eine Multi-Server-Version kostet 329 Euro. Auch vernetze Speicherhardware wird immer günstiger. Die Preise der etablierten Hersteller sinken, zumal Newcomer mit neuartigen Designs andere, vielversprechende Wege einschlagen. Ein Beispiel dafür ist SoIP (Storage over IP). Bei dieser proprietären Technologie werden die Speicher direkt über Ethernet, IP und SCSI ohne Zwischenschaltung weiterer Protokolle wie iSCSI oder Fibre Channel angesprochen. SoIP-Protagonist Z-SAN bietet über Transtec mit Provigo 200 ein Mini-SAN an, das über LAN-Kabel an die Rechner angebunden wird. Spezielle Adapter sind für den Anschluss des Systems nicht nötig, es reichen normale LAN-Karten. Integriert ist das Filesystem Z-FS, das auch den Mehrfachzugriff auf die gespeicherten Daten gestattet. 1 TByte Speicher kostet nur 699 Euro. Ein weiteres Beispiel für den Hardware-Preisverfall bei gleichzeitigem Anstieg der Funktionsvielfalt ist Storcenter Pro NAS 150d Server von Iomega. Dieses NAS-System speichert ein oder zwei TByte auf bei laufendem Betrieb auswechselbaren Festplatten. Das Gerät hat vier Laufwerke und unterstützt die RAID-Level 0, 1 und 5. Es wird mit fünf Lizenzen für die Backup-Software EMC Retrospect und integriertem Druckerserver geliefert. Der Drucker lässt sich über USB 2.0 anschließen. Die Preise: Die 1-TByte-Version kostet 795 Euro, 2 TByte 1150 Euro. Schon im Januar kam Thomas Krenn mit einem Storage-Server für bis zu 11 TByte NAS- oder iSCSI-Speicher auf den Markt. Gesteuert wird das Gesamtsystem von der IP-Speichersoftware DSS von Open-E, die Thomas Krenn in seinen Data Storage Server Linux Open-E DSS SC933 integriert hat. Das Speicher-Betriebssystem wird von einem USB-Flashmodul gebootet. Das Gerät fasst bis zu 15 Festplatten mit je 750 GByte Kapazität. Die Administration erfolgt übers Web, Aktualisierungen lädt die Software selbsttätig aus dem Internet. Der Preis der Standardausführung mit einem 1,6 MHz schnellen Intel Xeon Dual Core Prozessor und 1024 MB RAM: knapp 2800 Euro.

Fazit Diese Beispiele zeigen, dass funktionale Speicherlösungen nicht mehr teuer sein müssen. Der Speichermarkt holt anscheinend langsam, aber sicher Trends und Tendenzen nach, die aus anderen Bereichen, etwa der Netzwerktechnologie, schon längst vertraut sind: Zuerst gibt es viele innovative Funktionen zu horrenden Preisen dann erweitert sich der Markt langsam unter heftigem Preisverfall nach unten, weil die Anwender und beim Thema Archivierung auch gesetzliche Anforderungen das einfach verlangen. Am Ende wird vernetzte Speichertechnik stehen, die Mittelständler genauso selbstverständlich einsetzen wie heute ein LAN – ob nun als iSCSI, NAS, SAN oder in anderen Formen.