Speicherplatz per Software
Die Virtualisierung ist in Unternehmen mittlerweile zum Standard geworden. Server, Anwendungen, Arbeitsstationen und ganze Rechnerfarmen lassen sich heute effizient und leistungsstark virtualisieren. Auch im Bereich des Speicherplatzes hält die Virtualisierung Einzug. Hier sollen Tools wie Datacore Sanmelody den Administrator entlasten.
Eine der heutigen Virtualisierungsoptionen besteht darin, mit spezieller Software herkömmliche Server und deren Speicherplatz zu virtuellen Speicherplattformen auszubauen. Ein Beispiel für eine solche Anwendung ist Sanmelody von Datacore. Mit dieser Software ist eine Virtualisierung von Netzwerkspeicher möglich. Das LANline-Testteam hat sich das Produkt genau angesehen.
Über SAN- oder NAS-Technik ist es schon lange möglich, Speicher virtuell zuzuweisen und über das Netzwerk zur Verfügung zu stellen. Allerdings sind die entsprechenden Geräte meistens hardwarebasierend oder verfügen über ein spezielles Betriebssystem wie Windows Storage Server 2003. Diese Geräte sind oft wenig skalierbar und teuer, und nicht aus jedem Server lässt sich ein solches Speichersystem bauen. Die anderen Server im Netzwerk verwenden dann den Speicherplatz dieses Festplattensystems, zum Beispiel über iSCSI.
Durch diese Anbindung verhalten sich die verbundenen Laufwerke wie lokale Festplatten, auch wenn die Anbindung über das Netzwerk erfolgt. Allerdings ist es vor allem in diesem Bereich wichtig, auf die Hochverfügbarkeit zu achten, da sonst die Gefahr besteht, dass bei Ausfall eines einzelnen Speicherplatzes gleich mehrere Serveranwendungen nicht mehr funktionieren. Mit Sanmelody lassen sich neben den Standardoptionen für solche Lösungen auch Hochverfügbarkeitsfunktionen über iSCSI realisieren.
Der Vorteil von iSCSI ist der im Vergleich zu Fibre Channel deutlich geringere Preis. Zwar ist die Flexibilität und Leistung nicht ganz so hoch, aber mit Anwendungen wie Sanmelody lassen sich die Nachteile wieder ausgleichen. Das Programm kann einen herkömmlichen Server in einen effizienten Festplattenserver mit bis zu 50 TByte verwandeln. Dieser Server steht dann anderen Servern im Netzwerk als Datenspeicher zur Verfügung. Die Anbindung erfolgt über iSCSI, das heißt die verbundenen Laufwerke verhalten sich für die Server wie lokale Festplatten. Der Vorteil bei dieser Technik ist, dass sich Festplattenspeicher im Netzwerk schneller aufrüsten lässt.
Um den Datenspeicher von Servern zu erweitern, ist es nicht mehr notwendig, die einzelnen Hardwareserver auszubauen. Nur der Festplattenserver benötigt neue Platten und kann diese den Servern zur Verfügung stellen. Ein weiterer wichtiger Vorteil dieser Lösung ist die Möglichkeit, Daten zwischen zwei allein stehenden Sanmelody-Servern zu spiegeln.
Dadurch entsteht eine sehr kostengünstige Hochverfügbarkeitslösung, da Unternehmen keine spezielle Cluster-Software zur Spiegelung benötigen.
Fällt der Quellserver aus, kann der Zielserver automatisch die Sanmelody-Laufwerke übernehmen. Die Lösung unterstützt jedoch auch herkömmliche Cluster auf Basis von Windows Server 2003. Die Serversoftware läuft allerdings ausschließlich auf einem Windows-Server. Unternehmen, die Linux oder andere Betriebssysteme nutzen, müssen für den Einsatz von Sanmelody also zwangsläufig auf Windows setzen. Dies kann ein gewisser Nachteil sein, wenn die Beschaffung eines weiteren Servers nicht gewünscht ist.
Sanmelody unterstützt in der aktuellen Version Windows 2000 Server ab Service-Pack 4 und Windows Server 2003. Leider unterstützt die Software noch nicht Windows Server 2008. Unternehmen, die beabsichtigen, auf das neue Serverbetriebssystem von Microsoft zu setzen, müssen sich also noch etwas gedulden. Einen etwas größeren Nachteil stellt die fehlende 64-Bit-Unterstützung dar. Vor allem in Hochverfügbarkeitslösungen oder Highend-Servern setzen immer mehr Anwender auf 64-Bit. In diesem Punkt muss Sanmelody passen: Die Anwendung unterstützt lediglich die x86-Varianten von Windows. Vor allem wenn Unternehmen mehr Arbeitsspeicher einsetzen wollen, als die x86-Versionen von Windows unterstützen, wird es problematisch. Ein Vorteil der Windows-Abhängigkeit ist die große Anzahl unterstützter Geräte, da es für Windows nahezu für jedes Speichersystem ordentliche Treiber gibt. Auch ist die Windows-Speicherverwaltung durchaus brauchbar. Da Sanmelody diese Technik voll ausnutzt, lässt sich die ausschließliche Unterstützung und damit Optimierung von Windows durchaus auch als Vorteil ansehen.
Virtual Capacity
Die Virtual Capacity genannte Technik steuert den benötigten Speicherplatz auf dem Client, der an Sanmelody angebunden ist. Dazu gaukelt die Technik dem Server maximal verfügbaren Festplattenplatz vor, verbraucht aber auf dem Server nur den tatsächlich benötigten Platz. Diese Technik funktioniert unter Windows wie unter Linux, Unix, Netware und Mac OS. Das Bemerkenswerte daran ist die maximale Ausnutzung der Hardware, da keine Speicherbereiche brach liegen, die statisch zugewiesen sind. Der Gastserver geht davon aus, dass er maximalen Festplattenplatz beanspruchen kann, belegt aber tatsächlich nur den benötigten Platz. Dadurch nutzt Sanmelody die eingebundenen Festplatten optimal aus.
Die Einrichtung und Bedienung der Software ist allerdings nicht ganz einfach: Es gibt weder Assistenten, noch ist die Verwaltungsoberfläche einfach zu bedienen. Da es sich beim Speicherplatz um einen der wichtigsten Bereiche im Unternehmen handelt, sollten Systemverwalter vor der Einführung erst ausführlich die Anbindung im Netzwerk testen und womöglich zusammen mit einem Spezialisten arbeiten. Für ungeübte Systemverwalter ist die korrekte Einrichtung von Sanmelody nahezu unmöglich, da sich schnell kleinere Fehler einschleichen, die große Auswirkungen haben können, beispielsweise bei der Einrichtung der Spiegelung.
Generell ist die Verwaltungsoberfläche etwas spartanisch ausgefallen und bietet wenige Möglichkeiten zur Optimierung. Durch die fehlenden Assistenten müssen sich Systemverwalter einzeln durch die Menüs klicken und die optimalen Einstellungen für ihr System finden. Auch der Preis kann viele Unternehmen abschrecken. Die Software ist zwar skalierbar, aber die Funktionsvielfalt lässt sich der Hersteller auch gut bezahlen.
Einrichtung und Test der Software
Vor der Installation von Sanmelody benötigen Unternehmen zunächst einen Server mit Windows Server 2003. Während der Installation der Software bindet Sanmelody verschiedene Treiber ein, was der Systemverwalter bestätigen muss. Nach einem Neustart steht die Software bereit und lässt sich einrichten. Nach diesem Schritt bindet sich die Verwaltungsoberfläche in die herkömmliche Konsole zur Computerverwaltung ein. Diese starten Systemverwalter entweder über das neue Icon in der Taskbar, das nach der Installation erscheint, oder über den Befehl compmgmt.msc.
Unterhalb des Menübaums "Datenspeicher" befindet sich nach der Einrichtung ein neuer Bereich mit der Bezeichnung "Datacore Sanmelody". Dort befinden sich alle Einstellungsmöglichkeiten der Software. Leider führt kein Assistent durch die Einrichtung, sodass Systemverwalter dabei erst durch Lektüre der Hilfe oder das Durchklicken der Menüpunkte weiterkommen. An dieser Stelle wäre etwas Unterstützung durch die Software wünschenswert.
Generell müssen Systemverwalter die physischen Festplatten des Servers als virtuelle Laufwerke über Sanmelody zur Verfügung stellen und Ports für die Anbindung festlegen. Diese virtuellen Laufwerke verwenden die anderen Server im Netzwerk dann wiederum zur Erstellung von Targets über eine iSCSI-Verbindung. Nach der Erstellung stehen diese Laufwerke dann über den iSCSI-Initiator - zum Beispiel unter Windows - zur Verfügung und lassen sich als herkömmliche Laufwerke einbinden.
Fazit
Alles in allem gehört Sanmelody zu den führenden und am besten skalierbaren Lösungen auf dem Markt, wenn es gilt, ein virtuelles Speichernetzwerk aufzubauen. Allerdings gibt es die bereits erwähnten Gegenargumente zu beachten: Sanmelody benötigt zwingend einen Windows-Server, unterstützt keine 64-Bit-Betriebssysteme als Host und ist nicht gerade billig. Im Vergleich zu Open-E, ebenfalls ein System zum Aufbau eines virtuellen Speichernetzwerks, aber mit eigenem Betriebssystem, ist Sanmelody etwas weniger flexibel.
Der Nachteil anderer Lösungen wie Open-E ist allerdings, dass diese nicht vom Windows-Server-Speichersystem profitieren. Da Sanmelody auf diesem Windows-Standard aufbaut, ist das System sehr schnell, stabil und unterstützt vor allem eine enorm große Anzahl an Speichergeräten. Dies liegt daran, dass es für Windows unzählige Treiber gibt, die stabil und zuverlässig arbeiten. Aus diesem Grund gehört Sanmelody zu den effizientesten Lösungen, um aus einem Server ein virtuelles Speichersystem zu machen.
Über ein zentrales Festplattensystem lassen sich alle wichtigen Server im Unternehmen mit genügend Festplattenplatz versorgen. Durch die Skalierbarkeit kann der Speicherplatz im Unternehmen besser an den tatsächlichen Verbrauch angepasst werden. Oft liegt auf vielen Servern Speicherplatz brach, während andere Server unter Platzmangel leiden. Diese Probleme lassen sich mit Lösungen wie Sanmelody beheben. Allerdings müssen Unternehmen beachten, dass bei Ausfall des Speichers auch andere Server ausfallen. Aus diesem Grund sollten Unternehmen gleich entsprechende Ausfallsicherheit mit einplanen.
Auch die Netzwerkgeschwindigkeit ist ein wichtiger Punkt, den Unternehmen beachten müssen. Da eine Speicherlösung alle Daten über das Netzwerk versendet, muss die Netzwerkgeschwindigkeit entsprechend hoch sein, ansonsten leiden vor allem festplattenlastige Systeme, zum Beispiel E-Mail-Server wie Exchange, deutlich unter der geringeren Leistung.
Das Grundpaket für einen Server mit 3 TByte ist ab 1000 Dollar erhältlich.
Info: Datacore Tel.: 089/97007-187 Web: www.datacore.com