Spezialanbieter geraten unter Druck
Im Gesundheitswesen setzen sich Komplettanbieter zunehmend gegenüber Spezialisten durch. Nach Einschätzung der Experton Group wird sich die Zahl der Software-Anbieter bis Ende des Jahres um rund 15 Prozent reduzieren.
Die deutschen Anbieter von IT-Lösungen für das Gesundheitswesen sind ins Visier der großen Konzerne geraten: So schluckte die Healthcare-Sparte des Technologie- Riesen 3M im Juni des vergangenen Jahres die Diagnosis Related Groups Spezialist (DRG-Spezialist) aus Berlin. Der IT-Dienstleister Tieto Enator kaufte im Oktober den Bochumer Software-Hersteller Cymed. »Insbesondere die großen internationalen Player wie GE Healthcare, Philips oder Siemens Medical haben angekündigt, ihr Engagement im deutschen Healthcare- Markt in den kommenden Jahren massiv zu verstärken«, berichtet Steve Janata, Advisor beim Beratungsunternehmen Experton Group. »Somit rücken die ISVs in das Blickfeld der Global Player«.
Die Entwicklung steht allerdings erst am Anfang, wie die immer noch recht große Zahl unabhängiger Software-Anbieter (ISVs) im deutschen Gesundheitswesen zeigt. Trotz der bisherigen Übernahmen identifizierte die Experton Group zum Jahresende 2006 rund 70 ISVs mit einem Produkt- Umsatz von mehr als einer Million Euro. Wegen der Segmentierung des Markts und den daraus resultierenden heterogenen Anforderungen konnten sich diese Software-Häuser in den vergangenen Jahren etablieren. Mit ihren Lösungen stellen sie eine anforderungsspezifische Versorgung von Krankenhäusern, Arztpraxen, Apotheken, Pflegediensten sowie anderer Organisationen und Unternehmen im Gesundheitswesen sicher.
Doch der Markt wird sich grundlegend verändern: Übernahmen und Zusammenschlüssen dürften in Zukunft häufiger an der Tagesordnung sein. Als Ergebnis der Entwicklung sieht die Experton Group einen Trend zu Komplettanbietern. Dabei richten die großen Player ihr Augenmerk zum einen auf Einsparpotenziale. Zum anderen zielen sie darauf ab, ihr Geschäft in neue Teilmärkte auszudehnen. Als Folge werde die Zahl der ISVs »auf ein Niveau sinken, das mit anderen Branchen vergleichbar ist«, prognostiziert Experton-Analyst Janata. Er rechnet damit, dass der Konsolidierungskurs weiter an Dynamik gewinnt und sich Ende dieses Jahres nur noch 50 bis 60 ISVs den Markt teilen werden.
Insbesondere kleinere Spezialanbieter geraten durch diese Entwicklung unter Druck. Nach Einschätzung der Experton Group sind sie der Konsolidierungswelle aber nicht wehrlos ausgeliefert. Um dem Druck begegnen zu können, hält Janata drei Dinge für wesentlich: neben der technischen Kompetenz eine genaue Kenntnis des Markts, strategische Partnerschaften sowie das Wissen um Rationalisierungsreserven im Gesundheitswesen und wie man sie nutzt.
Eine weitere Herausforderung sieht der Experte in einer budgetkonformen und termingenauen Umsetzung von Projekten. Dabei müssen die Anbieter vor allem das differenzierte Bedarfsprofil der Einrichtungen berücksichtigen. Das betrifft die Anforderungen der unterschiedlichen Bereiche wie Ärzte, Pflege, Verwaltung und der verschiedenen Ebenen der Leistungserbringer, der Leistungsfinanzierer und der Leistungsempfänger.
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