Telekom kündigt ISDN-Kunden
Die Deutsche Telekom streicht ISDN-Komfortanschlüsse aus ihrem Angebot. Kunden, die diese alte Anschlussart noch nutzen, erhalten deshalb ab diesem Monat ein Kündigungsschreiben. Wie viele der rund zwölf Millionen ISDN-Basisanschluss-Inhaber betroffen sind, verrät der Konzern nicht.
Die Telekom kündigt allen Inhabern eines ISDN-Komfortanschlusses. »Hier handelt es sich um eine Bereinigung im Bereich alter Kundenbestände«, erläutert Telekom-Sprecher Frank Domagala im Gespräch mit CRN. Ähnliche Maßnahmen habe es beispielsweise auch schon bei T-Online gegeben. Hintergrund der Kündigungswelle sei es, die Effizienz und Beratungsqualität der Deutschen Telekom AG zu steigern: ISDN-Komfortanschlüsse werden laut Domagala seit mehreren Jahren nicht mehr aktiv vermarktet, doch die Servicemitarbeiter müssten noch so lange darüber informiert und geschult sein, wie das Produkt genutzt werde.
Ziel der Kündigungsaktion ist es, die Kunden nicht etwa zu verlieren, sondern sie mit neuen Angeboten wie »Call & Surf« weiter zu halten, betont Domagala. Zwecks ausführlicher Produktbe ratung habe man für die betroffene Klientel eigens eine kostenlose Hotline eingerichtet. Die dem Branchenverband VATM angeschlossene Konkurrenz der Telekom schäumt angesichts dieser Strategie: VATM-Geschäftsführer Jürgen Grützner bezeichnet die geplante Kündigungsaktion als bedenkliche Umgehung der Verbraucherschutzvorschriften.
Das Ziel des Bonner Konzerns, die Kunden in hochpreisigeren Verträgen mit längeren Laufzeiten zu binden, sei offensichtlich. Das Zubuchen günstiger Wettbewerberangebote im Bereich DSL und Internet bis hin zu Preselection und Call-by-Call versuche die Telekom hingegen auszuhebeln. »Die Telekom will mit ihren Bündelangeboten den Markt weiter dicht machen«, betont der VATMGeschäftsführer. Der Konzern nutze seine weiter marktbeherrschende Stellung im Festnetz aus, um Wettbewerb zu verdrängen und im Bereich DSL den Marktanteil weiter auszubauen. Dieser sei bereits von 49 Prozent im Jahr 2007 auf aktuell 53 Prozent gestiegen – Tendenz weiter zunehmend.
»Wir fordern nachdrücklich, dass dem Verbraucher auch in Zukunft ISDN-Anschlüsse ohne Zwangsbündelung angeboten werden müssen, damit der Kunde weiterhin frei entscheiden kann, ob er zum Beispiel den DSL-Anschluss bei einem anderen Anbieter nutzen möchte«, unterstreicht der VATMGeschäftsführer. Telekom- Sprecher Domagala sieht sich hier jedoch zu Unrecht angegriffen: »Der jetzt gekündigte Kunde kann selbstverständlich auch einen entbündelten Anschluss bekommen, wahlweise im analogen T-Net oder auch ISDN.«
Auch Fachhändler müssen aufgrund der jetzt gestarteten Kündigungswelle mit Rückfragen irritierter Kunden rechnen. Neben Privatkunden sind dabei von dieser Maßnahme auch Kleinunternehmer und Freiberufler betroffen. Wichtig: Die ausgesprochene Kündigung betrifft laut VATM auch zugebuchte DSL-Anschlüsse, Internetzugänge sowie alle weiteren zugebuchten Produkte – und damit auch die Verträge mit Wettbewerbern! Will der Kunde aufgrund der Kündigung nicht länger Telekom- Kunde bleiben, sollten Fachhändler ihm den Wechsel zu einem Wettbewerber empfehlen, rät VATM-Geschäftsführer Grützner. Betroffene Kunden sollten sich außerdem bei der Bundesnetzagentur oder beim Verbraucherzentralen- Bundesverband beschweren und der Kündigung widersprechen, meint der VATM.