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Teleworking: Big Brother liest mit

Millionen von Heimarbeitern in Billiglohnländern werden von ihren Auftraggebern während der Arbeit bespitzelt. Die Konzerne aus Europa und den USA überprüfen dazu etwa die Arbeitszeiten der Angestellten und machen Screenshots des Arbeitsfortgangs.

Autor:Lars Bube • 22.9.2008 • ca. 0:45 Min

Ein Graph gibt ausführliche Auskunft über den geleisteten Arbeitseinsatz jedes einzelnen Arbeiters (Bild: oDesk)
Inhalt
  1. Teleworking: Big Brother liest mit
  2. Bürotätigkeiten ab 1 Dollar pro Stunde

Insbesondere IT-Unternehmen aus Europa und den USA beschäftigen in Billiglohnländern Millionen von Heimarbeitern. Dabei kontrollieren die Konzerne den Arbeitseifer ihrer entfernten Mitarbeiter oft peinlich genau über Spitzelprogramme wie oDesk oder ähnliche Maßnahmen. Solche Programme messen zum Beispiel die Aktivität des Arbeiters, machen Screenshots vom Arbeitsfortgang und schießen teils sogar Fotos mit der Webcam des PCs um zu überprüfen, ob der Arbeiter auch wirklich anwesend ist. So wird auch verhindert, dass die fernen Angestellten Teile der Aufträge an noch billigere Arbeitskräfte weitergeben.

Die meisten der Arbeiter wissen allerdings um diese Bespitzelung und haben auch kein Problem damit. Immerhin verdienen sie durch die westlichen Auftraggeber meist das Vielfache eines normal ortüblichen Gehaltes. Ähnlich wie der ukrainische Programmierer Kostya Nikolayev sehen viele in der Überwachung sogar Vorteile: »So gibt es hinterher keine dummen Fragen, ob und was ich wann erledigt habe. Das sorgt für mehr Ehrlichkeit, und es gibt mir mehr Motivation«. Außerdem verdiene er mit einem Stundenlohn von 35 Dollar um einiges mehr als viele seiner Landsleute und sei dafür gerne bereit, ausführlich über seine Arbeitsleistung Rechenschaft abzulegen.