Verzweifelt: Internet-Werbung sorgt für Kondomabsatz
Volkswirtschaftlicher Schaden in Milliardenhöhe, das zarte Pflänzchen des Aufschwungs zertrampelt von rücksichtslosen Lokführern, ganze Wirtschaftszweige abgehängt von der Leben spendenden Blutbahn Schiene, das soll uns erwarten, sollten die Bahnstreiks in die nächste Runde gehen.
Doch es gibt in diesem Spiel nicht nur Verlierer sondern auch Gewinner: Taxifahrer, Speditionen, Tankstellenpächter und, man mag es kaum glauben, auch die Bahn selbst. Die Internet- Seiten der Deutschen Bahn wurden in den letzten Wochen von verzweifelten Kunden so häufig angeklickt, dass die Werbeeinnahmen mit Bannern in die Höhe geschnellt sind.
Ein Beispiel, welches Schule macht. Profitoptimierung durch geschickt eingefädelte Krisenszenarien ist auf dem besten Weg, elementarer Bestandteil von neuen Internet-Werbeformen zu werden. Der Fachverband für Sponsoring und Sonderwerbeformen e.V. (FASPO) spricht bereits von »Werb 2.0« und bietet seinen Mitgliedern Hilfe in Form von Aktionsbeispielen wie »Webbasierte Kundenreklamationsbearbeitung mit Erhöhung der Klickrate durch gezielt inkompatible Dateneingabe«. Dabei muss der Kunde seine Daten exakt im gewünschten Format eingeben, beispielsweise zwischen Straße und Hausnummer zwei Leerzeichen oder beim Geburtsdatum zuerst der Monat, dann der Tag, ansonsten gibt es eine Fehlermeldung mit Platz für jede Menge neue Werbebanner.
Doch das ist noch die harmlose Form. Werb 2.0 hat, wie man beim Bahnstreik sieht, wesentlich größeres Potenzial. So ziehen die großen Energieversorger an einem Strang und planen unter dem Deckmantel von angeblichen »Wartungsarbeiten« kurzfristige Strom- und Gasabschaltungen im gesamten Bundesgebiet. Die Verbraucher können sich vorher auf den Internetseiten der Konzerne informieren. Die Banner finden bei Anbietern von Notstromaggregaten, Campingkochern und Kondomen reißenden Absatz.
Auch in Redmond wurde man bereits auf den Trend aufmerksam. Längst liegen die Werb 2.0- Geheimpläne in der Schublade von Bill Gates. Die Hilfeseiten mit Downloads der neusten Service Packs gehören zu den meistbesuchten der Welt. Und der Trafik kann je nach Marktlage durch kleine Bugs in den Windows-Versionen erhöht werden, das hat man bei Microsoft in der Vergangenheit schon mehrmals erfolgreich getestet. Ein Traum für Werbekunden, denn so kann genau zum richtigen Zeitpunkt die entsprechende Aufmerksamkeit im Netz geschaffen und je nach Bug eine zielgruppenadäquate Ansprache gewährleistet werden. Apple-Chef Steve Jobs hat schon die entsprechenden Banner gebucht, um für das iPhone zu werben.