Virtualisierungsboom bei Servern und bald auch bei Clients
Die Virtualisierung von Rechnern ist Marktforschern zufolge auf absehbare Zeit die wichtigste Infrastrukturaufgabe der IT-Abteilungen. Nach der Server- steht jetzt auch die Desktop-Virtualisierung vor einem Boom.

Licht und Schatten hat das amerikanische IT-Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Gartner bei einer aktuellen Untersuchung zum Thema Virtualisierung entdeckt. Mehr als 80 Prozent der IT-Organisationen haben danach ein Programm oder wenigstens ein Projekt für Virtualisierung, aber bis Ende des Jahres 2010 werden nur 25 Prozent der Server-Last auf virtuellen Maschinen laufen. Viele Unternehmen meinen zwar, sie hätten ihre x86-Server virtualisiert, aber in Wirklichkeit müssten sie ihre Anstrengungen verdoppeln und verdreifachen, meinen die Experten von Gartner.
»Virtualisierung stellt bis 2015 die größte Herausforderung für die Infrastruktur und den Betrieb dar. Sie verändert, wie IT verwaltet, gekauft, eingesetzt, geplant und verrechnet wird«, sagt Philip Dawson, Research Vice President bei Gartner. Die Virtualisierung treibe die Effizienz der IT: bei der Planung der Rechenzentren, der Aktualisierung von Plattformen sowie der Modernisierung von Infrastrukturen und Applikationen. Sie spiele eine wichtige Rolle bei herkömmlichen und neuartigen Weisen, IT-Leistungen bereit zu stellen, so auch beim Cloud Computing.
Gartner schätzt, dass auf die x86-Architektur etwa 90 Prozent des Server-Markts entfallen. Die Auslastung dieser Rechner ist typischerweise sehr niedrig: 80 bis 90 Prozent der Rechenkapazität bleiben ungenutzt. Häufig wird auf einem solchen Server nur eine Applikation gefahren. Virtualisierung kann die Auslastung deutlich erhöhen und damit helfen, Kosten einzusparen.
Virtuelle Desktops (hosted virtual desktops, HVDs) übertragen die Rechenlast eines PCs auf einen Server, sodass durch Zentralisierung der Verwaltungsaufwand gesenkt werden kann. Im Rechenzentrum wird im Gegenzug mehr Rechen- und Speicherleistung benötigt. Administratoren können die Desktops dann zentral verwalten und Endanwender sie von einem beliebigen Ort aus nutzen. »HVDs stehen vor einem explosionsartigen Wachstum, weil sie den Organisationen Flexibilität, Energieersparnisse und andere Vorteile bringen«, meint Dawson.
Einen Stolperstein für die weitere Ausbreitung der Virtualisierung von Rechnern sehen die Analysten in den Lizenzbedingungen. Die Hersteller würden ihre Berechnungsweisen allmählich virtualisierten Umgebungen anpassen. Die Anwender müssten sorgfältig kalkulieren, um nicht unnötige Kosten zu erzeugen oder Rechte zu verletzten.
Der nächste Trend sei, die Verwaltung der virtualisierten Ressourcen zu automatisieren. Dies wurde allerdings vor Jahren schon von großen Herstellern unter Schlagwörtern wie Utility oder On-Demand Computing propagiert – und bislang nicht eingelöst.