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Web und Globalisierung heizen Aberglauben an Interview: Christiane Gläser, dpa

Berlin (dpa) - Aberglaube ist altmodisch? Von wegen. Der Glaube an das Schicksal ist aktueller denn je. Die Globalisierung und das Internet machen den Aberglaube in aller Welt präsent. Davon ist die Volkskundlerin Katrin Bauer überzeugt. «Meldungen...

Autor:Redaktion connect-professional • 12.8.2010 • ca. 1:30 Min

…über den Aberglauben erreichen plötzlich eine viel, viel größere Masse an Menschen als früher, und sie werden dadurch natürlich aufgewertet», sagt die Expertin für Alltagskultur von der Volkskundlichen Kommission für Westfalen der Nachrichtenagentur dpa.

Ist der Aberglaube vom Aussterben bedroht?

Bauer: «Der Aberglaube beziehungsweise der Volksglaube wird immer einen Platz in der Gesellschaft haben. Er wird nie aussterben, weil immer neue Varianten dazu kommen. Für die Menschen ist es schön, dass es ihn gibt. Er gibt etwas, woran sich die Menschen festhalten können. In Zeiten, in denen Traditionen weggebrochen sind, ist Aberglaube eine Stütze. Früher hatte die Kirche Leitbildcharakter. Aber sie verliert Mitglieder und ihren Stellenwert. In solchen Zeiten, in denen alles möglich ist, wird Volksglaube wichtiger.»

Ist der Volksglaube eine Gefahr für die Kirchen?

Bauer: «Der Volksglaube hat immer etwas Individuelles. Das heißt, die Menschen basteln sich ihren Glauben selbst. Jeder sucht sich aus verschiedenen Religionen das zusammen, was für sein eigenes Leben wichtig ist. Ein allgemeingültiger Anspruch wird nicht mehr so intensiv gewollt. Und deshalb ist das sicherlich ein Phänomen, mit dem die Kirchen sich auseinandersetzen müssen.»

Wie macht sich Aberglaube im Alltag bemerkbar?

Bauer: «Während der Fußball-WM war die Krake Paul ein sehr gutes Beispiel für ein abergläubisches Moment in der Gesellschaft. Auch Horoskope finden sich in jeder Tageszeitung. Und sie werden gelesen, auch von Jüngeren. Ob man sich dann daran hält oder daran glaubt, ist natürlich eine andere Frage. Aber es spielt immer noch eine Rolle.»

Ist die «Macht» von Freitag, dem 13., ungebrochen?

Bauer: «Um diesen künstlich geschaffenen Tag haben sich keine Bräuche oder Rituale gebildet, wie das zum Beispiel an Halloween mittlerweile ist. Aber den Menschen ist bewusst, dass es ein besonderer Tag ist. Sie achten deshalb mehr auf das Ungewöhnliche. Und wenn etwas passiert, wird es auf den Aberglauben geschoben.»

# dpa-Notizblock

## Redaktionelle Hinweise - Dazu hat dpa auch den Hintergrund (dpa 0343) gesendet: «Alle Freitage, die bis 2021 auf einen 13. fallen» - Dazu hat dpa auch die Meldung (dpa 0238) gesendet: «Entwarnung für Freitag den 13. - Nicht gefährlicher als sonst»