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Weisse Ware-Hersteller wissen besser, wie man Kunden bindet

Es hat heftig rumort - als die IFA beschloss, ein Forum für die »Weiße Ware« zu eröffnen. Erstmals in diesem Jahr, erstmal in der Geschichte der Berliner Messe. Selbst die Kritiker müssen zugestehen: es wurde ein Erfolg. Mit Trendbotschaft: Die »Weißen« haben Mittel zur Kundenbindung entwickelt, die sich die »Braunen« abschauen sollten.

Autor:Joachim Gartz • 14.10.2008 • ca. 1:15 Min

Begehrte Weiße Ware
Inhalt
  1. Weisse Ware-Hersteller wissen besser, wie man Kunden bindet
  2. Von den Vertretern der Weißen Ware lernen, heißt Siegen lernen
  3. Zum Kaffee drängt, am Kaffee hängt…

Zu Beginn eine Quizfrage: welches war das erste Produkt des Sony-Konzerns? Die Antwort wird weder in den Schulklassen Japans noch in den Köpfen der westlichen Welt gelehrt – es war ein elektrischer Reiskocher. Die wirtschaftliche wie kulturelle Basis des Giganten Sony stammte also aus dem Segment, das »Weiße Ware« genannt wurde. Und zu aller Last noch wird. Ein dummer, antiquierter Begriff. Denn weder ist die »Weiße Ware« heute noch weiß, geschweige denn die Unterhaltungselektronik braun.

Doch es fehlt an wirklich neuen, funktionierenden Begriffen. »Home Appliances« mag zwar das Geschäftsfeld umreißen, klingt aber konstruiert. Allen Beteiligten ist klar: die Trennlinie schwindet, die Mauer fällt im Alltag wie in den Köpfen. Trotzdem begegnen sich die Weißen wie Braunen, um im Bild zu bleiben, im verminten Gelände. Vielleicht wurden die Hersteller von Kühlschränken, Kaffeemaschinen und Staubsaugern deshalb bei der diesjährigen IFA in unterirdische Hallen verbannt – die Sprengkraft wäre an der Oberfläche zu groß gewesen.

Denn die Messe zeigte: gerade die Hersteller der lebensnahen Elektronik strahlen eine Anziehungskraft aus, die den Vertretern der UE mehr und mehr abhanden kommt. Die »Weißen« verstehen zu faszinieren, zu helfen, zu inszenieren, Kunden zu binden. Wer durch die tiefen Hallen 1 bis 4 schlenderte, entdeckte die perfekte Form der Kundennähe. Fernseher wurden betrachtet, die neusten extrem dünnen Bauweisen bestaunt, hier und da vielleicht an einem Knopf gedreht. Kühlschränke dagegen wurden geöffnet, Bullaugen von Waschmaschinen betastet, Bügeleisen geschwungen. Dazu jagte eine Kochshow die nächste und jeder zweite Besucher im »weißen Souterrain« trug einem Plastikbecher mit Kaffee oder Espresso umher. Ohne polemisch zu sein: so mancher Berliner Rentner hat den Gegenwert seiner Eintrittskarte eher in den Hallen »der Neuen« gefunden – emotional und in Form von feiner Verköstigung.