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Weniger Filialen, mehr Marge

Weniger Filialen, mehr Marge. Banken sind weiter auf Konsolidierungskurs. Wie die Deutsche Bundesbank kürzlich mitteilte, sank die Anzahl der Institute im vergangenen Jahr um 57 oder 2,4 Prozent auf 2344.Damit hat sich der Konzentrationsprozess zwar verlangsamt (im Vorjahr 2,7 ...

Autor:Markus Bereszewski • 26.7.2006 • ca. 1:30 Min

Markus Bereszewski

Weniger Filialen, mehr Marge

Banken sind weiter auf Konsolidierungskurs. Wie die Deutsche Bundesbank kürzlich mitteilte, sank die Anzahl der Institute im vergangenen Jahr um 57 oder 2,4 Prozent auf 2344.
Damit hat sich der Konzentrationsprozess zwar verlangsamt (im Vorjahr 2,7 Prozent), doch über einen längeren Zeitraum betrachtet, offenbart sich das wahre »Dilemma«. Seit 1990 hat sich die Anzahl der Kreditinstitute mehr als halbiert, nämlich von 4719 auf 2375.
Im Zuge dieser Entwicklung reduzierte sich auch die Anzahl der Bankfilialen. Im vergangenen Jahr wurden ohne Berücksichtigung von Deutsche Postbank 719 oder zwei Prozent geschlossen. Unter Einbeziehung der Postbank reduzierte sich die Anzahl der ­Filialen im vergangenen Jahr um 1367 auf 44100 Zweigstellen. Seit 1995 schrumpfte ­damit ihr Bestand um 23830 und damit um mehr als ein Drittel. Somit müssen sich im Durchschnitt derzeit 1776 Einwohner eine Bankfiliale teilen.
Daraus zu schließen, dass die Filialen im Vertriebskonzept der Institute unwichtig werden, wäre ein Fehler. Aber natürlich bekommen sie im Zuge des Multi-Channel-Banking und dem Heranwachsen der Internet-Generation, die die Masse ihrer Bankgeschäfte online abwickelt, ­eine andere Rolle. Die Banken beschreiten neue Wege, um neue Kundenpotenziale zu erschließen. So wollen mehr als zwei Drittel den Außendienst in den kommenden zwei Jahren ausbauen, um beispielsweise die lukrative Kundengruppe der Senioren über Hausbesuche besser ansprechen zu können. Die Filiale verliert (durchaus gewollt) ihre Bedeutung bei der Masse der Services und wird zunehmend zur Anlaufstelle für erklärungsbedürftige und margenintensive Produkte. Klasse statt ­Masse, lautet die Devise. Dabei haben die Institute noch erheblichen Nachholbedarf. So ist zum Beispiel die Mehrheit immer noch nicht in der Lage, Kreditanträge über ein einheitliches System abzuwickeln (siehe Artikel auf Seite 30). Und es wundert vor dem Hintergrund auch nicht, wenn laut einer Studie eines Fraunhofer-Instituts die Einrichtung von Beraterarbeitsplätzen höchste Priorität einnimmt (siehe Interview auf Seite 32). Denn zur optimalen Beratung benötigen die Angestellten Zugriff auf alle rele­vanten Daten und Produkte über eine Oberfläche und damit ein zentrales Produktmanagementsystem. Die Investitionen dafür dürften sich lohnen, denn dort wird künftig die Marge gemacht. Markus Bereszewski (markus.bereszewski@informationweek.de)