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Weniger Firmenpleiten

Die robuste Konjunktur in Deutschland sorgt weiter für eine rückläufige Zahl von Firmeninsolvenzen. Fraglich ist allerdings, ob dieser positive Trend im laufenden Jahr anhalten wird.

Autor:Martin Fryba • 8.1.2007 • ca. 1:10 Min

Die heute bekannt gewordenen Zahlen zum Insolvenzgeschehen spiegeln die anziehende Konjunktur zum Ende des vergangenen Jahres wider. Laut Statistischem Bundesamt sank die Zahl der Firmenpleiten im Oktober 2006 um fast 17 Prozent auf 2.350 Unternehmensinsolvenzen. Unverändert dagegen ist die hohe Zahl steigender Pleiten von Privatpersonen. Fast 8.300 Personen suchten im Oktober die Amtsgerichte auf, um eine Restschuldbefreiung auf dem Weg einer Privatinsolvenz zu beantragen – 38,6 Prozent mehr als im Vorjahr.

Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform geht von 31.300 Unternehmensinsolvenzen in 2006 aus, was einem Rückgang von 15,1 Prozent entsprechen würde. Der Rückgang gehe vor allem auf das Konto von weniger Pleiten im Bausektor, im verarbeitenden Gewerbe, Handel und Dienstleistern.

Neben der guten Konjunktur und einer merklich entspannten Haltung der Banken bei der Kreditvergabe macht Creditreform auch das niedrigere Zinsniveau für den deutlichen Rückgang der Firmeninsolvenzen verantwortlich. Doch die günstigen volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen könnten sich bereits im kommenden Frühjahr eintrüben. Unsicherheit unter Volkswirten besteht über den weiteren Zinskurs der Europäischen Zentralbank EZB. Laut einer Umfrage der Financial Times rechnen die meisten Ökonomen mit weiter steigenden Zinsen. 81 Prozent sehen den Zinssatz im März von derzeit 3,5 Prozent auf 3,75 Prozent steigen. Kredite würden entsprechend teurer werden.

Bei ihren Zinsentscheidungen bewertet die EZB vor allem auch das Inflationsrisiko. Nach der Erhöhung der Mehrwertsteuer in Deutschland und der Forderung von Gewerkschaften nach hohen Lohnabschlüssen ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Notenbanker mit einer weiteren Zinsanhebung der steigenden Geldentwertung entgegenwirken wollen. Der Wirtschaftsweise Bert Rürup warnt vor einem Dämpfer für die Konjunktur und den Beschäftigungsaufbau, wenn die Löhne in Deutschland um mehr als 3 Prozent steigen würden.