Zögerliche ISVs bremsen Vista aus
Microsoft verlängert die Verfügbarkeit von Windows XP. Vor allem Geschäftskunden benötigen mehr Zeit, um den Nachfolger Vista zu testen, wie der Hersteller die Entscheidung begründet. Tatsächlich sind längst noch nicht alle ISV-Applikationen bereits für die neue Plattform tauglich.
Microsoft hat sich offenbar dem Druck von Kunden gebeugt und die Verfügbarkeit von Windows XP um ein halbes Jahr auf den 30. Juni 2008 verlängert. Das betrifft die Versionen Professional und Home Edition, die über OEM-Partner und den Einzelhandel vertrieben werden. Microsoft zufolge wurde die Verlängerung notwendig, »da aufgrund komplexer Anforderungen kleine und mittelständische Unternehmen länger testen, ob ihre Hardware und die eingesetzten Anwendungen mit Windows Vista kompatibel sind«. Nach Einschätzung von Andreas Zilch, Vorstand des Beratungs- und Marktforschungsunternehmens Experton Group, ist die Begründung stichhaltig. Der Schritt Microsofts sei »logisch und notwendig«.
Aus der verlängerten Verfügbarkeit von XP lasse sich aber nicht schließen, Vista stoße bei Unternehmens-Anwendern auf Skepsis, betont Zilch. Das Gegenteil sei der Fall: Die meisten seiner Beratungskunden »wollen recht zügig auf Vista umstellen, da die Vorteile für den Desktop-Betrieb eminent sind«. Allerdings mache die Migration tatsächlich »umfangreiche Tests notwendig, da ein großer Teil der Third Party Software noch nicht voll Vista-kompatibel ist«. Nicht nachvollziehen kann der Experton-Vorstand, dass viele unabhängige Software-Anbieter (ISVs) »ihre Software nicht schnell auf Vista portieren«. Denn diese Hersteller gehen nach Ansicht des Beraters mit ihrem Zögern ein Risiko ein. Gerade bei kleineren, austauschbaren Software-Produkten könne leicht passieren, dass die Anwender sie durch ein Konkurrenzprodukt ersetzen.
Implizite Kritik an ISVs übte auch Microsoft-Chef Achim Berg im Gespräch mit CRN: Zwar entwickelten die meisten Software-Häuser für die Windows-Plattform. »Ob die aber schon alle von >Silverlight< oder anderen neuen Microsoft-Technologien überzeugt sind, ist fraglich.« Vista nannte Berg allerdings nicht explizit. Gleichwohl deutete der Geschäftsführer an, dass er sich, was die breite Masse der Software-Anbieter angeht, eine bessere Unterstützung der Windows-Plattform wünscht. Umgekehrt sieht es der Manager als Herausforderung für Microsoft an, mehr dafür zu tun, »die ISVs für uns zu gewinnen«.
Unser Interview mit Achim Berg lesen Sie in der Ausgabe der CRN, die am Donnerstag, 4. Oktober, erscheint.