Zweigeteilte Konjunktur
Der Wirtschaftsaufschwung ist endlich da, deutlich zu spüren ist er bei vielen kleinen Firmen im Westen. Im Osten der Republik dagegen scheint der Mittelstand auf die konjunkturelle Erholung noch zu warten. So jedenfalls sieht es der Konjunkturbericht von Creditreform.
Relativieren und zur Vorsicht mahnen kann in Zeiten, wo kaum eine Prognose ein düsteres Konjunkturbild malt, nicht verkehrt sein. Erst recht dann nicht, wenn man wie Creditreform das Geschäft mit Bonitätsauskünften und dem Forderungsmanagement am Laufen halten will. Der aktuelle Konjunkturbericht zur wirtschaftlichen Lage des Mittelstands in diesem Frühjahr, den die Auskunftei Creditreform vergangene Woche vorlegte, bilanziert denn auch positiv, dass der Aufschwung an Fahrt gewinnt. Allerdings, und hier macht der Verein aus Neuss eine deutliche Einschränkung: »Die konjunkturelle Erholung hat die ostdeutschen KMU noch nicht erreicht.« Und die Beobachter sehen einen weiteren Wermutstropfen beim Einzelhandel und konsumnahen Dienstleistern: Sie hätten die Mehrwertsteuererhöhung nicht verdaut und litten unter der höheren Abgabe. Ganz im Gegensatz zum Münchner Ifo-Institut, das gerade für März ein positives Geschäftsklima bei dieser Gruppe ausmachte.
Deutlicher Unterschied zwischen dem west- und ostdeutschen Mittelstand: In den alten Bundesländern ist die Zahl der Firmen, die ihre aktuelle Geschäftslage mit guten Noten bewerteten, um 12,1 Punkte auf 47,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Im Osten beträgt das Plus gerade einmal knapp einen Punkt auf 35,5 Prozent.
Am auffälligsten zeigt sich die Differenz der mittelständischen Betriebe zwischen Ost und West, wenn sie nach ihrer Umsatzsituation befragt werden. Geringfügig mehr Unternehmen haben Creditreform zu Protokoll gegeben, dass ihre Umsätze gestiegen seien. Diese Verbesserung würde aber allein von Firmen in Westdeutschland getragen, im Osten sei die Zahl der Unternehmen mit Umsatzsteigerungen im Jahresvergleich sogar gefallen, und zwar von 13,9 auf 11,9 Prozent. »Das Bild des deutschen Mittelstandes wird zu schön gemalt «, merkte denn auch Michael Müller an, Wirtschaftssenator im Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW).