Das Hauptmerkmal unserer ach so postmodernen Epoche ist die Beschleunigung: Alles muss immer schneller gehen, dann nochmal schneller, dann noch schneller - als ob Moore?s Law für sämtliche Lebensbereiche zu gelten hätte. Das reicht von den Verkehrsmitteln über die Computer und Netzwerke bis hin zur News-Berichterstattung. In Krisen geraten die TV-Nachrichtensprecher immer mehr zu Twitter-Rezitatoren und Youtube-Kommentatoren. Wer hätte das gedacht, dass der gute alte Filmvorführer mal wieder in Mode kommt?
Nun ist kürzlich, wie sich dank der oben genannten Nachrichten-Beschleunigung in Schneller-als-des-Windes-Eile herumgesprochen hat, kürzlich der Apple-CEO, -Vordenker und -Design-Guru Steve Jobs von seinem Job als Firmenlenker zurückgetreten. Fast könnte man glauben, „His Steveness“ sei von seinem Jobs-Sein zurückgetreten, sprich: gestorben – allzu viele Kommentare zum Rücktritt klingen eindeutig wie Nachrufe.
Natürlich ist allseits bekannt, das Jobs seit Jahren mit Krebs kämpft und seit Februar aus gesundheitlichen Gründen sein Amt ruhen ließ. Das zeitweilige Ruhenlassen ist – für viele anscheindend tatsächlich überraschend – zum permanenten Ruhenlassen geworden. Aber, liebe Vorschnell-Nachrufer: Ruhenlassen ist nicht gleich Letzte Ruhe. Offenbar konnten es einige nicht abwarten, ihre längst in Schubladen gebunkerten Eulogien auf den Apple-Mitgründer endlich hervorkramen zu dürfen. Wenn das keine Beschleunigung ist: Steve Jobs geht in die Geschichte ein – nicht als genialer Firmenlenker, sondern als erster Mensch, der seine Nachrufe schon zu Lebzeiten lesen konnte.
Vielleicht liegt aber – zumindest hierzulande – auch einfach eine Verwechslung vor. Drum für die deutschen Vornachrufer zur Aufklärung: Der, der gestorben ist, war der mit den Knubbelmännchen, nicht der mit den Iphones. Also Nachrufe für den mit den Knubbelmännchen: ja; für den mit den Iphones: kommt noch früh genug.
Es wird Zeit für eine Nachrufentschleunigung. Und für die Frage: Was hätte der mit den Knubbelmännchen wohl dazu gesagt?