Der Wechsel von einer On-Premises- zu einer Cloud-Bereitstellung ist im Fall eines ERP-Systems eine nicht zu unterschätzende Angelegenheit. Dabei schlägt vor allem ein wenig technischer Aspekt zu Buche: Dass Unternehmen mehr Unterstützung benötigen als gedacht.
Alljährlich im Frühjahr ist der Investitionsreport der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG) ein Stimmungsbarometer, das aufzeigt, in welche SAP-Produkte und damit verbundene Technologien – insbesondere Cloud oder Nicht-Cloud – die Anwender-Unternehmen aktuell investieren. Besonders im Fokus steht dabei die Frage, welche ERP-Lösungen von SAP bei den befragten Unternehmen zum Einsatz kommen.
Beim diesjährigen Report liegt SAP ERP beziehungsweise die SAP Business Suite mit 68 Prozent (2023: 79 Prozent) weiter deutlich in Führung – vor S/4Hana On-Premises mit 44 Prozent (2023: 41 Prozent). Die Nutzung von S/4Hana Private Cloud und S/4Hana Public Cloud hat demnach zwar insgesamt zugenommen: So setzen elf Prozent (2023: acht Prozent) auf S/4Hana Private Cloud und sechs Prozent (2023: drei Prozent) auf S/4Hana Public Cloud. Allerdings attestiert der DSAG-Vorstandsvorsitzende Jens Hungershausen: „Die Cloud-Betriebsmodelle für S/4HANA spielen nach wie vor eine untergeordnete Rolle. Das ist nicht überraschend, da Unternehmen beim Wechsel in die Cloud vor zahlreichen Herausforderungen stehen. Hier spielen sicher auch strategische Gründe, wie bereits getätigte Investitionen und Sicherheitsbedenken bei kritischen IT-Infrastrukturen eine Rolle.“
Offensichtlich gibt es also immer noch viele SAP-Anwenderunternehmen, die dem Cloud-Thema zumindest im Hinblick auf ihr ERP kritisch gegenüberstehen. Und so wurden die DSAG-Mitgliedsunternehmen heuer erstmals auch danach gefragt, wie sie die S/4Hana-Cloud-Strategie von SAP für ihr Unternehmen beurteilen (Grafik 1).
Positiv bewerten dies 13 Prozent der Befragten, negativ jedoch 48 Prozent. Zu beachten ist dabei allerdings, dass die DSAG-Befragung teilweise vor dem Launch des neuen SAP-Programms „RISE with SAP Migration & Modernization“ stattgefunden hat, das Incentive-Maßnahmen beim Wechsel in die Cloud beinhaltet. Dieses Programm soll Unternehmen helfen, auf die Cloud umzustellen und mit dem Innovationstempo Schritt zu halten. Konkret wolle SAP damit ein zeitlich bis Ende 2024 befristetes Migrations- und Modernisierungsprogramm für RISE with SAP anbieten. „Laut SAP sollen sich auf diese Weise die Kosten für die Migration um bis zu 50 Prozent reduzieren lassen und die Zeit, bis konkret Mehrwert geschöpft werden kann, deutlich verkürzen“, fasst Hungershausen das SAP-Vorhaben zusammen. Damit geht der Software-Hersteller auf die seitens der DSAG geäußerte Komplexität der Herausforderungen ein, denen Kunden beim Wechsel in die Cloud gegenüberstehen. „Gleichzeitig bedeutet das von SAP angekündigte Programm eine Anrechnung für bereits geleistete Investitionen“, so der DSAG-Vorstandsvorsitzende.
Zum Hintergrund: Bei der SAP-Bilanzpressekonferenz im Juli 2023 war angekündigt worden, dass maßgebliche Innovationen künftig nurmehr Kunden mit einem RISE- oder GROW-Vertrag angeboten werden; das hätte insbesondere On-Premises-Kunden getroffen. „Im Rahmen des DSAG-Jahreskongresses 2023 hatte die DSAG von SAP gefordert, On-Premises-Kunden nicht im Regen stehen zu lassen“, wie Hungershausen resümiert.