Mario Grobholz ist Gründer und Geschäftsführer des von der Telekom mitfinanzierten Start-ups myON-ID Media. Das Unternehmen bietet Services zu Personal Branding und Online Reputation an, und u.a. eine eigene, kostenlose Website. Angst vor zuviel Öffentlichkeit? Grobholz ist sich sicher: »Im Web 2.0 fallen der private und berufliche Bewerber zusammen.«
Von Corinne Schindlbeck
Herr Grobholz, Selbstmarketing im Internet wird als Trend ausgerufen. Reichen gute Zeugnisse und ein ordentlicher Lebenslauf in der digitalen Bewerbungsmappe heute nicht mehr aus?
Mario Grobholz: Zeugnisse und Lebenslauf sind die Basis einer Bewerbung. Im Internet sind womöglich aber noch mehr Dinge über mich recherchierbar - es geht also darum, sie möglichst optimal zu meinem Vorteil zu bündeln. Bewerbung früher hieß »Ich finde einen Job«. Jobsuche im Web 2.0 bedeutet im Idealfall, »ich werde gefunden«. Das ist möglich, indem ich mit den richtigen Infos Werbung für mich mache. Das ist zunächst einmal toolunabhängig sondern bedeutet einfach nur, dass der Personaler meine Angaben, Referenzen etc., durch einfaches googeln finden kann und damit die Richtigkeit der Angaben bestätigt bekommt.
Welchen Service bietet myON-ID Media?
Unter anderem eine persönliche Karriere-Webseite, auf der der Kandidat Eigenmarketing betreiben und alle relevanten Informationen über ihn bündeln kann, unter anderem durch Blog-Einträge, Lebenslauf, Videos, etc. Das Tool beinhaltet auch eine Suchmaschinenoptimierung, um bei Google besser gefunden zu werden. Der Service ist kostenlos, enthält dafür aber eine Werbeeinblendung. Ohne Werbung und mit noch mehr Funktionalitäten kostet die eigene Seite 4,99 Euro im Monat.
Wie bindet man solch eine Seite in die persönliche Karrierestrategie ein?
Zuallererst beginnt man bei einer optimalen Darstellung, das kostet etwas Zeit. Am Anfang muss eine Selbstdiagnose stehen: Wer bin ich, was sind meine Stärken, wo will ich hin? Das gilt es herauszuarbeiten. In meiner nächsten Bewerbung kann ich dann auf meine Online-Präsenz verweisen - das haben noch nicht viele, bereits dadurch unterscheide ich mit von Mitbewerbern.
Und wenn Google mal Äußerungen auflistet, die mir schaden?
Dafür gibt es unser Angebot »Ruflotse.de«. Damit kann man seinen eigenen Namen, den guten Ruf im Netz überwachen und Unliebsames gegebenenfalls löschen lassen. Eine Garantie dafür gibt es allerdings nicht, in etwa 80 Prozent der Fälle sind wir aber erfolgreich. Das günstigste Angebot, »protect«, gibt es bereits für 2,90 Euro im Monat.
Das Angebot hat aber auch noch einen anderen Vorteil: Ich bin immer im Bilde, welche Informationen Außenstehende über mich im Netz finden können. Ich kann im Bewerbungsgespräch also nicht unangenehm überrascht werden, wie es kürzlich erst einer Bekannten passiert ist. Sie war auf Facebook einer Gruppe mit dem zweifelhaften Namen »Ficken für den Weltfrieden« beigetreten. Im Bewerbungsgespräch wurde sie damit peinlicherweise konfrontiert, ohne darauf vorbereitet gewesen zu sein.
Wie wird die Jobsuche Ihrer Meinung nach in fünf Jahren aussehen?
Das ist sehr schwer zu sagen und hängt davon ab, wie sich die Nutzung des Internets und die Medienkompetenz des Einzelnen entwickelt. Ich bin aber davon überzeugt, dass der Push-Effekt durch den Kandidaten zugunsten eines Pull-Effektes durch die suchenden Unternehmen verringern wird. Das bedeutet, dass es gute, »sichtbare« Kandidaten mit Medienkompetenz leichter haben werden, Top-Jobs zu bekommen, denn sie werden leichter gefunden.
Das setzt voraus, dass die Mehrheit damit einverstanden ist, ihre Privatheit aufzugeben.
Die Kontrolle über ihre Privatheit. Wer es zulässt, dass er Kontrolle im Netz verliert, wird Vertrauen bekommen, davon bin ich überzeugt! Ich glaube, dass der berufliche und der private Internetnutzer nicht mehr zu trennen sind, es sei denn man verzichtet auf jegliche private Äußerung im Netz.