Digital Signage

Technik küsst Kultur

17. Juni 2019, 11:36 Uhr | Autor: Natalie Lauer
© ART+COM Studios/schnellebuntebilder

Auf kultureller Ebene können digitale Medieninhalte vielseitig genutzt werden – egal ob als informatives Element einer Ausstellung oder als künstlerischer Blickfang, der mithilfe von Digital-Signage-Lösungen realisiert wurde.

Das Einsatzspektrum von Digital Signage ist riesig: Von elektronischen Plakaten über digitale Türbeschilderungen bis hin zu Großbildprojektionen mittels Beamer oder Monitoren ist beinahe alles möglich. Im öffentlichen Raum werden Werbung, Nachrichten und Informationen zu unterschiedlichen Themen angezeigt. In Hotels informieren die digitalen Beschilderungen über das aktuelle Wetter oder Veranstaltungen und in Geschäften sind sie nicht nur im Laden selbst im Einsatz, sondern auch in den Schaufenstern. Dort laufen dann zum Beispiel Imagefilme oder das Lookbook der letzten Kollektion auf den Displays. Unternehmen nutzen Digital Signage für Präsentationen, Produktinformationen oder zur Eigenvermarktung.

Im kulturellen Bereich dient Digital Signage ebenfalls als digitales Informationssystem, das beispielsweise auf anstehende Veranstaltungen oder Ticketpreise hinweist. Aber Digital Signage kann noch mehr. Inzwischen haben auch Kuratoren den Mehrwert von digitalen Medieninhalten wahrgenommen und sie entführen Besucher mithilfe von Displays und Beamern in die Vergangenheit, unter Wasser oder in surreale Welten.

In Architekturen können damit illusionistische und ästhetische Akzente gesetzt werden, die den repräsentativen Charakter von öffentlichen Gebäuden oder Unternehmenszentralen schärfen. Sie ziehen alle Blicke auf sich und fungieren damit als Aushängeschild. Solche Installationen können deshalb in gewisser Weise auch als Marketingmaßnahme betrachtet werden, die nicht nur für eine höhere Wahrnehmung sorgt, sondern auch gezielt Image und Identität vermittelt.

Willkommenes Helferlein für Kuratoren
Ziel einer Ausstellung ist es, den Besucher dazu zu animieren, sich mit den Inhalten auseinanderzusetzen. Wenn allerdings an jeder Wand Tafeln mit endlosen Texten angebracht sind und zwischendrin ein unansehnliches Infobild neben einem Exponat prangert, vergeht jedem Besucher mit großer Wahrscheinlichkeit spätestens im zweiten Raum die Lust an der Ausstellung. Mithilfe von Digital Signage lassen sich gezielt Stationen einbauen, die für Abwechslung sorgen und so das Gesicht der Ausstellung günstig beeinflussen.

Im Herzen der Stadt Brüssel befindet sich das Belvue. Es ist sowohl ein Museum für die Geschichte Belgiens als auch ein Zentrum für Demokratie. Um auch junges Publikum anzuziehen, wollte sich die Einrichtung einen neuen und ansprechenden Look verpassen. Ein Team bestehend aus Grafikern, Kunstkennern, Forschern und Designern erarbeitete zu diesem Zweck ein passendes Konzept: Seither  führen in allen Ausstellungsräumen interaktive Touchscreens aus dem Hause Philips durch die jeweilige Thematik. Sie zeigen unterschiedliche Bilder sowie Audioaufnahmen und vermitteln den Besuchern so die wichtigsten Stationen der Geschichte Belgiens auf spannende und optisch reizvolle Weise.

Auf eine Reise in die Vergangenheit wird man ebenfalls im Neuen Museum Weimar geschickt. Seit 1869 hat es seine Türen für Interessierte geöffnet und präsentiert Werke der frühen Moderne. In der Dauerausstellung „Van de Velde, Nietzsche und die Moderne um 1900“ können nicht nur hochkarätige Exponate bestaunt werden. An einigen Stellen wird der Einfluss von Wegbereitern der frühen Moderne auch medial auf eingängige Weise vermittelt. Beinahe unsichtbar sind LG-Projektoren in einigen Ecken der Ausstellungsräume angebracht. Sie projizieren kurze Einführungsfilme zu den unterschiedlichen Themen der Ausstellung auf große Flächen. Doch damit nicht genug. Für den Einsatz der Medien zeigte sich der Kurator Dr. Kilian Jost verantwortlich, der für das Ausstellungsprojekt tief in die technische Trickkiste gegriffen hat.

Wie sagte es Immanuel Kant (1724-1804) noch so schön: „Spiel ist eine Beschäftigung, die für sich selbst angenehm ist.“ Deshalb beschränkt man sich im Neuen Museum nicht auf die Präsentation von Collagen und Filmen, sondern lässt die Besucher beispielsweise auf dem Bildschirm verschnörkeltes Gründerzeit-Dekor von einem Schrank abschlagen, bis er die schlichte Bauhaus-Eleganz verkörpert. Die Schläge müssen dabei gut sitzen, nur so gelangt man in das nächsthöhere Level.

Das Scottish Submarine Centre in Helensburgh befasst sich mit der Geschichte der Unterseefahrt. Ein Kleinst-U-Boot aus dem Kalten Krieg stellte die Kuratoren vor eine besondere Herausforderung, da eine Besichtigung von Innen aufgrund der geringen Größe unmöglich war. Also entschied man sich für eine Lösung, die das Museumspublikum in ein virtuelles Erlebnis der besonderen Art entführt: Das Innere des U-Boots wird auf dessen Außenhülle projiziert. Eine Laserprojektionstechnologie von NEC lässt die Besucher in eine virtuelle Erkundungstour abtauchen.

Auch Museen müssen mit der Zeit gehen. Nicht zuletzt deshalb ist Digital Signage zu einem wertvollen Element des Ausstellungsdesigns avanciert. Etwas komplexer gestaltet sich die Realisierung von multimedialen künstlerischen Installationen, die mittels Digital-Signage-Lösungen umgesetzt werden. Häufig müssen hierfür maßgeschneiderte Display- oder Beamer-Lösungen und spezifische Software entwickelt werden.

Ästhetischer Mehrwert inklusive Botschaft
Bewegte Bilder bergen nicht nur einen einzigartigen ästhetischen Reiz. Mit ihnen können auch bestimmte Unternehmensbotschaften auf unaufdringliche Weise transportiert werden. Das hat sich beispielsweise das Chemie- und Pharmaunternehmen Merck zu Nutzen gemacht. Im Foyer des Innovation Center kann man die „Inspiration Wall“,  eine Digital-Signage-Installation der besonderen Art, bestaunen. Die raumgreifende Display-Installation erstreckt sich über eine Länge von rund 18 Metern und setzt sich aus 24 Reihen mit je drei Monitoren zusammen. Der Clue dabei ist, dass die beweglichen Displays mit den virtuellen Bewegtbildern interagieren, die auf ihnen abgespielt werden. Auch die Bewegung der Besucher beeinflusst das Erscheinungsbild der Installation. So reagieren sowohl Monitore als auch virtuelle Bilder mit Dynamik auf Getümmel im Foyer.

Generative Elemente ermöglichen stetig neue Kombinationen der abstrakten Bilder, die kristalline, zelluläre, molekulare sowie fluide Eigenschaften zitieren. Sie geben einen Hinweis auf die Produkt des Konzerns. Aber auch unternehmensbezogene Botschaften werden mithilfe der Installation unters Volk gebracht. Von Zeit zu Zeit laufen typografische Inhalte wie kurze Ankündigungen oder aktuelle Hashtags bestimmter Twitter-Kanäle des Konzerns über die Bildschirme.

Eine weitere kinetische Arbeit, die sich die Vorzüge von Digital Signage zunutze macht, ist „Raffaels Pendel“. Die Macher sind die Berliner Art+Com Studios, die auch für die Software der „Installation Wall“ verantwortlich sind. Schauplatz ist diesmal das Atrium des Pharma & Diagnostics Zentrums Roche Penzberg. Ein Ort, der im Zeichen der Generierung und des Transfers von Wissen steht. Was liegt da näher, als eine Arbeit zu kreieren, die dieses Thema aufgreift.

Die im Pendel gezeigten Szenen sind Raffaels berühmtem Fresko „Schule von Athen“ entnommen. Das Original präsentiert 58 Gelehrte. Sie personifizieren die freien Künste: Grammatik, Rhetorik, Logik, Arithmetik, Geomtrie, Musik und Astronomie. „Raffaels Pendel“ kann deshalb als Ode an Erkenntnis, Forschung und Fortschritt  aufgefasst werden.

Während das Pendel über eine Fläche von 18 Metern in der Höhe und fast 13 Metern in der Breite hin- und herschwingt, hält es ab und zu inne und offenbart Szenen mit insgesamt 21 gelehrten Akteuren des Originals. Es scheint, als ob das Pendel den gesamten Bildraum einer unsichtbaren Leinwand abfährt, deren einzelne Areale nur mithilfe des runden Displays sichtbar gemacht werden können.

Eine besonders sinnliche Aura kreiert das Zusammenspiel der surrealen Visuals und der unter die Haut gehenden Klanglandschaft der  Kunstinstallation „Collide“. Sie greift die Essenz der Bewegung mittels ephemerer Gebilde auf, lässt die Betrachter in eine andere
Dimension immersieren, eliminiert jedwedes Gefühl von Raum und Zeit. Verantwortlich für die Installation ist Onformative, ein Atelier das die Grenzen zwischen digitaler Kunst, Design und Technologie aufhebt. Wie ein Band durchzieht der knapp 18 Meter lange Bildschirm das kubische Bauelement der Lobby der Dolby Laboratories. Einem Fenster ähnlich gewährt er dem Betrachter einen Ausblick in die sphärische Traumwelt aus bunten Farben.

Mit Bewegung und Farben wird auch im Londoner Royal Opera House experimentiert. Die Stätte, in der The Royal Opera und The Royal Ballet sowie das Orchester des Royal Opera House zuhause sind, versteht sich als Ort der Inspiration. Bereits am Eingang an der Piazza wird dem Vorübergehenden klar, dass das Royal Opera House es damit ernst meint: ein 28,5 Quadratmeter großes und 90 Grad gebogenes LED-Display des Technologie-Partners NEC wurde dort installiert und besteht aus insgesamt vier Modulen. Es fügt sich so geschmeidig in die Architektur aus den 1850er-Jahren ein, als wäre es schon immer an dieser Stelle geplant gewesen. Die dort gezeigten Projektionen widmen sich auch dem Thema Bewegung. Tänzer geben sich ihrem Tanz hin, scheinen eins mit den sie führenden Klängen zu werden und lösen sich schließlich fächerartig in einzelne Sequenzen auf.

Für das Royal Opera House stellt die Installation nicht nur ein schmückendes Beiwerk dar. Sie wird gezielt dazu eingesetzt, neues Publikum zu gewinnen, indem dieses durch die Installation beim Vorübergehen auf die Kulturstätte aufmerksam gemacht wird. Gewiss eignet sich eine ähnliche Lösung deshalb zum Beispiel auch für Hotels oder Restaurants, um damit neue Gäste zu werben.

Technik küsst Kultur

Collide Digital Signage Kunst
© onformative
Digital Signage „Installation Wall“
© ART+COM Studios/schnellebuntebilder
Digital Signage Royal Opera House London
© ROH Foto: Luke Hayes

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