CRN: In welchem Ausmaß setzen ihrer Erfahrung nach mittelständische Anwender heute darauf, alle IT- und Kommunikationslösungen aus einer Hand zu beziehen?Weller: Wir haben gerade eine Kundenbefragung abgeschlossen. Demnach sind die Kunden an Access-Produkten, an SIP-Trunks, Skype for Business- und Cloud-Themen interessiert. Als zusätzliche, gewünschte Angebote nannten die meisten Befragten Mobilfunk, gefolgt von Security und weiteren IT-Dienstleistungen. Wir werden das bei unserer künftigen, strategischen Ausrichtung berücksichtigen. Im Rahmen dieser Befragung wurde übrigens auch deutlich, dass das Thema IoT/Industrie 4.0 bei den meisten Firmen noch in den Kinderschuhen steckt.CRN: Sie bieten jetzt für alle Kunden eine automatische Missbrauchserkennung. Sind VoIP-Hacks an der Tagesordnung oder dient dieses Angebot in erster Linie dazu, dem Sicherheitsbedürfnis der Kunden entgegen zu kommen?Weller: Nein, hier handelt es sich um eine reale Bedrohung. Wir verzeichnen pro Woche rund 100 Angriffe, sprich Missbrauchsversuche. Alleine im Jahr 2013 haben diese Attacken Schäden in Höhe von bis zu 500.000 Euro verursacht. Wenn wir jetzt eine automatische Missbrauchserkennung anbieten, dann ist das gewissermaßen eine Versicherung für die Kunden. Für Geschäftskunden hat dies den Vorteil, dass sie nicht mehr im Nachhinein einen Nachweis erbringen müssen, dass sie einen Missbrauch nicht bemerkt haben. Das kann ein Unternehmen im Extremfall vor der Insolvenz bewahren.
CRN: Stichwort NSA-Skandal: Wie stark fragen Interessenten oder bestehende Kunden danach, ob ihre Daten alle in Deutschland bleiben?
Weller: Ich würde das gar nicht so sehr auf die NSA reduzieren. Allen Kunden ist in erster Linie wichtig, dass die Technik möglichst störungsfrei funktioniert. Aber mindestens genauso wichtig ist die Frage, wie die Datenschutzbestimmungen aussehen ob man nicht womöglich gegen die deutsche Datenschutzverordung verstößt. Hier wurden ja kürzlich erste Bußgeldurteile gegen Unternehmen ausgesprochen. Da besteht bei uns keinerlei Risiko, da wir alle unsere Dienste ausschließlich in deutschen Rechenzentren betreiben. Gerade für Kunden, die Skype for Business oder unsere Cloud-Lösungen nutzen, ist das essentiell wichtig.
CRN: Noch einmal zurück zur ISDN-Abschaltung: Wird es gerade für größere Mittelständler nicht langsam etwas eng, wenn der Umstieg zur IP-Telefonie bis 2018 gelingen soll?
Weller: Unternehmen, die neben dem reinen Umstieg auf IP-Telefonie noch andere Faktoren wie beispielsweise ihren Brandschutz berücksichtigen müssen, sollten baldmöglichst damit anfangen, sich mit dem Wechsel zu beschäftigen. In diesem Zusammenhang halte ich Aussagen von anderen Netzbetreibern, die beispielsweise ISDN bis 2022 versprechen, für einen fragwürdigen Marketing-Gag. Wer sich auf solche Versprechen einlässt, der begeht geradezu Harakiri!