Voice over WLAN vs. Dect

6. Juni 2008, 0:00 Uhr | funkschau sammeluser

Nachdem Voice over IP in Unternehmen Einzug gehalten hat, stellt sich die Frage, wie mit der schnurlosen Telefonie verfahren werden soll. Voice over WLAN bietet sich bei vorhandenem Wireless LAN an. Doch Dect ist ausgereift und mit Dect over IP auch für die Zukunft gerüstet.

Von Günther Ohland

Die vier ITK-Größen Cisco, Intel, Nokia und RIM haben eine Kooperation geschlossen, um die Einführung von WLAN für die Sprachübertragung in Unternehmen voranzubringen. Die Basis dabei ist die Konvergenz von VoIP und WLAN. Die Hersteller haben ihre Ziele hoch gesteckt. Nokia plante bereits für 2006, dass etwa zehn Prozent der verkauften Mobiltelefone WLAN-fähig sein sollten. Durch die Zusammenarbeit von Nokia, Intel und Cisco sollte die Client-Technik sicher und ein funktionierendes Roaming gewährleistet werden.

Der Wunsch der Anwender über öffentliche WLAN-Access-Points per SIP-Client auf dem Handy kostenlos zu telefonieren passte und passt immer noch nicht in das Geschäftsmodell der Netzbetreiber. Denn nicht alles was machbar ist und technisch auf dem ersten Blick sinnvoll erscheint, erfährt auch die breite Unterstützung aller Marktteilnehmer. So entwickelt sich Voice over WLAN (VoWLAN) nicht wie geplant im Endkunden-Segment, sondern eher im Business-Bereich kontinuierlich weiter.

Sprache über WLAN – Zukunftstechnologie mit Schwächen

Das Hauptproblem bei Voice over WLAN ist die Abhängigkeit des Datendurchsatzes von der Reichweite. Die angegebenen Brutto- Übertragungsraten der WLAN-Komponenten lassen sich in der Praxis selten erreichen. Je weiter der Nutzer sich vom Access Point entfernt, desto geringer wird der Datendurchsatz. Ab einem bestimmten Punkt wird die Verbindung sehr langsam oder bricht ganz ab.

Seit Jahren arbeitet die Industrie am Standard IEEE802.11n mit dem Ziel, einen Standard zu schaffen, der eine Nettoübertragungsrate von 100 MBit/s realisiert. Derzeit ist der Draft 2 des Standards verfügbar. Geräte, welchen diesen unterstützen, kommen in der Regel jedoch noch nicht ganz an die 100 MBit/s heran. In der Regel werden heute etwa um die 80 MBit/s erreicht. Quality-of-Service-Verfahren für Wireless LAN diskutiert die Arbeitsgruppe 802.11e. Voice benötigt eine garantierte Übertragungsrate. Benutzer akzeptieren dabei keine Einschränkungen zu dem „gehörten“ Qualitätsstandard, den sie von Dect gewohnt sind.

Cisco benennt in seinem Leitfaden für Wireless LAN den Standort der Zugangspunkte als entscheidend. Jeder Zugangspunkt deckt maximal etwa 280 Quadratmeter ab. Das entspricht einem Kreis mit dem Durchmesser von 20 Metern. Die Reichweite eines Zugangspunkts kann jedoch durch Hindernisse wie zum Beispiel Wände oder Bereichsabtrennungen beeinträchtigt werden. Zudem können Funksignale kein Metall, wie beispielsweise in Fahrstuhlschächten, durchdringen. Unter anderem sind folgende Aspekte zu berücksichtigen: 

  • Der drahtlose Zugang wird gemeinsam genutzt. Als Faustregel können bei Datenübertragungen 15 bis 20 Nutzer pro Zugangspunkt geplant werden, bei Sprachübertragungen jedoch nur acht bis zwölf.
  • Um eine hohe Qualität von Voice-over-WLAN-Übertragungen zu erreichen, sollten Zugangspunkte deshalb näher zusammengelegt werden.

Benutzer erwarten neben klarer Sprachqualität auch ein perfektes Roaming, also die Übergabe von einem Access Point zum nächsten, ohne Gesprächsabbruch. Zugegeben, es gibt Musterinstallationen bei Firmen, auf Flughäfen und sogar in Krankenhäusern, bei denen Qualität und Roaming stimmen. Von den besuchten Kunden wird jedoch immer wieder die viel zu geringe Gesprächs- und Standbyzeit der Endgeräte angeführt. Alle diese Probleme lassen sich lösen, mit Zeit, Geld, innovativen und leidensfähigen Kunden und viel Ausdauer. Doch von einem problemlosen Umstieg von Dect auf Voice over WLAN sind wir noch ein paar Jahre entfernt.


  1. Voice over WLAN vs. Dect
  2. Dect over IP – ausgereifte Technik im neuen Gewand
  3. VORTEILE VON VOICE OVER WLAN

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