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Ohne Roadmap keine serviceorientierte Architektur

Ohne Roadmap keine serviceorientierte Architektur. Bittet man fünf Softwarearchitekten, den Begriff serviceorientierte Architektur (Service Oriented Architecture, SOA) zu definieren, erhält man mindestens sechs verschiedene Antworten.

Autor:Redaktion connect-professional • 31.3.2005 • ca. 2:30 Min

Anne Thomas Manes

Ohne Roadmap keine serviceorientierte Architektur

Oft wird diese Bezeichnung für verschiedene Technologien zur Integration von Anwendungen verwendet. Am besten nähert man sich der Idee einer SOA, indem man die geschäftlichen Vorteile beschreibt, die dadurch entstehen sollen. Das wesentliche Ziel einer SOA ist eine Verbesserung der Flexibilität und der Anpassungsfähigkeit von Unternehmen ? und dieses Ziel lässt sich am besten erreichen, wenn die Systeme der Informationstechnologie (IT) an den unternehmenseigenen Geschäftsprozessen ausgerichtet werden.
Die Trägheit der meisten IT-Systeme wird durch die Architektur ihrer Anwendungen verursacht. Applikationen sind oft als monolithische und autonome Systeme ausgelegt, wobei jede Anwendung einen Geschäftsprozess implementiert und die speziellen Merkmale des Verfahrens starr programmiert sind. Modifikationen des Geschäftsverfahrens erfordern deshalb normalerweise eine entsprechende Änderung des Anwendungscodes.
In vielen Fällen müssen mehrere Applikationen dieselben geschäftlichen Aufgaben erfüllen. Doch jede dieser Applikationen liefert ihre eigene Implementierung. Wenn sich die geschäftlichen Regeln in Verbindung mit einer speziellen Aufgabe ändern, muss jede die entsprechende Aufgabe implementierende Applikation ebenfalls geändert werden.
Im Gegensatz dazu definiert eine SOA Anwendungsfunktionalität als eine Reihe von gemeinsam genutzten, mehrfach verwendbaren Diensten. Jeder Anwendungsservice implementiert eine separate Aufgabe, und jede Applikation, die die betreffende Aufgabe zu erfüllen hat, nutzt den gemeinsamen Dienst, um die betreffende Aufgabe zu erledigen. Eine Anwendung wird demnach durch Orchestrierung der entsprechenden Services geschaffen, die zur Umsetzung des Geschäftsprozesses erforderlich sind. Wenn sich die geschäftlichen Regeln in Verbindung mit einer speziellen Aufgabe ändern, fällt für die Entwickler lediglich eine Modifikation desjenigen Dienstes an, mit dem die betreffende Aufgabe implementiert wird.
Eine besondere Herausforderung bei der Realisierung einer SOA stellt die Tatsache dar, dass es sich bei der Umsetzung nicht um eine rein technologische Angelegenheit handelt. Mit anderen Worten: Man kann nicht einfach Software einkaufen und eine SOA installieren. Um mit einer SOA Erfolg zu haben, müssen die Entwickler die Art und Weise, in der sie Anwendungen entwickeln, ändern. Leider sind die meisten Entwicklungswerkzeuge nicht dazu ausgelegt, eine SOA zu unterstützen. Aber noch wichtiger ist: In den meisten Unternehmen werden die Entwickler nicht gerade dazu ermutigt, sich die Zeit zur Entwicklung mehrfach verwendbarer Dienste zu nehmen.
Eine SOA kann nur dann zum Erfolg führen, wenn im Unternehmen eine Roadmap ausgearbeitet wird, die beschreibt, wie die Organisation die Methoden und Werkzeuge ihrer Anwendungsentwicklung so verändern muss, dass die Vorteile eines serviceorientierten IT-Einsatzes erreicht werden können.
Eine SOA-Roadmap sollte eine Reihe wichtiger Schritte enthalten. So gilt es, ranghohe Manager auf der IT- und auf der Business-Seite von der SOA zu überzeugen. Ferner müssen Entwicklungsgrundsätze und Erfolg versprechende Praktiken für den Aufbau serviceorientierter Anwendungen definiert werden. Sodann müssen Entwicklungswerkzeuge und unterstützende Infrastrukturprodukte ausgewählt und eingesetzt werden, die eine Entwicklung in Übereinstimmung mit den SOA-Entwurfsprinzipien fördern. Das Unternehmen muss Entwickler und Architekten über die SOA-Entwurfsprinzipien und über den optimalen Einsatz der ausgewählten Werkzeuge und der verwendeten Infrastruktur informieren und sie schulen. Mit IT-Governance-Prozessen muss sodann sichergestellt werden, dass die Teams den SOA-Grundsätzen folgen. Nicht zuletzt gilt es, die IT-Experten mit Leistungsanreizen zu ermutigen, die Entwicklungspraktiken der SOA einzuhalten, und leitende Manager zu motivieren, die SOA-Grundsätze zu unterstützen.
Eine SOA lässt sich nicht über Nacht realisieren. Die Einführung einer SOA erfordert ein langwieriges und kontinuierliches Engagement. Bei der Auswahl von Projekten für die SOA-Migration ist außerdem Sorgfalt geboten. Bei sehr unbeständigen Projekten ist der größte Nutzen zu erwarten.

ANNE THOMAS MANES ist Vice President und Research Director bei der Burton Group.