Produkttests Sennheiser TC Bar Solutions

Funktionsreiche All-in-One-Videobars

23. August 2024, 7:30 Uhr | Autor: Thomas Birkner / Redaktion: Diana Künstler
© Sennheiser

Sennheiser ist als Hersteller hochwertiger und professioneller Audioprodukte wie Mikrofone, Funkstrecken und Meetingsysteme weltweit führend. Nun wagt sich das fast 80-jährige, inhabergeführte Unternehmen aus Niedersachsen an eine neue Produktgruppe: Videobars.

Mit dem Namen Sennheiser verbinden viele höchste Qualität und Zuverlässigkeit bei Mikrofonen. Daher ist es auch kein Wunder, dass Sennheiser in Zeiten von hybriden Meetings mit den TeamConnect Ceiling Deckenmikrofonen zu den erfolgreichsten Anbietern für Konferenzräume gehört. Was neben dem perfekten Ton noch fehlte, war ein passendes Kamera-System. Der gerade steigenden Nachfrage nach All-in-One-Videobars folgt Sennheiser nun mit den zwei neuen Modellen TeamConnect Bar Small und TeamConnect Bar Medium.

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Pro-Con-Kasten Sennheiser TeamConnect Bar Solutions, August 2024
© connect professional

Die TC Bar S ist für gehobene Arbeitsplätze und kleine Besprechungsräume geeignet, verfügt über vier Mikrofone und zwei Lautsprecher. Die größere Bar M ist für mittelgroße Räume konzipiert, verfügt über sechs Mikrofone und insgesamt vier Lautsprecher. Mit einer Breite von 45 beziehungsweise 75 Zentimetern finden die beiden Videobars problemlos im Meetingraum Platz.

Die Verbindung zum Notebook oder einem anderen Konferenz-Device erfolgt als „Ein-Kabel-Lösung“ über das beiliegende USB-C-Kabel. Dabei ist darauf zu achten, dass sich auf dem Gerät ein aktueller Display-Link-Treiber befindet, was in der Regel jedoch der Fall sein sollte. Gilt es einen im Raum befindlichen Bildschirm anzuschließen, kann dies unkompliziert per HDMI direkt an der Videobar erfolgen. Dann wird dieser als weiterer Screen in das System eingebunden und die gewünschten Inhalte können leicht dorthin verschoben werden. Damit fügen sich beide Videobars perfekt in die vorhandene IT-Infrastruktur in den Meeting-Räumen ein.

Tabelle: Leistungsumfang und Bewertung Sennheiser TC Bar Solutions

Befestigung und Platzierung

Im Lieferumfang enthalten ist ein stabiles Befestigungs-Kit, das sich für verschiedene Szenarien anpassen lässt. Neben Wandmontage über oder unter dem Bildschirm können die Videobars damit auch auf dem Tisch oder Sideboard oder auf einem Stativ platziert werden. Mit einem optionalen VESA-Mount gelingt auch die Montage direkt an einem Bildschirm. Je nach gewähltem Montageort lassen sich entsprechende Soundprofile aktivieren, um die Mikrofone beziehungsweise die Lautsprecher optimal an die Räumlichkeiten anzupassen.

Beiden Videobars liegen Netzteile bei; bei der TC Bar S genügt aber bereits ein PoE+-Netzwerk-Anschluss für den reibungslosen Betrieb. Das spart dann immerhin eine der immer knappen Steckdosen ein. Das Kabelmanagement ist durch die auf der Rückseite integrierten Kabelführung einfach und übersichtlich zu gestalten.

Konfiguration

Für die Anpassung der umfangreichen Einstellmöglichkeiten bietet Sennheiser die kostenlose „Control Cockpit“-Software an. Auf einem Windows-System im gleichen Netzwerk wie die Kamera installiert, übernimmt diese eine Server-Funktion und stellt den Zugriff im Netzwerk bereit. Die Kameras verfügen daher über einen entsprechenden Netzwerkanschluss. Künftig soll dies auch per WiFi möglich werden. Bei unseren Testgeräten war dies aktuell noch nicht der Fall.

Für einen Admin oder Profi-User ist dann der Zugriff über alle Plattformen mittels eines beliebigen Webbrowsers möglich. Dabei verbleiben alle Daten und Zugriffe komplett im eigenen Netzwerk, ein unerlaubter Zugriff von außen wird dadurch ausgeschlossen. Für die Aktualisierung der Firmware kann auf ein Cloud-Update zurückgegriffen oder dieses manuell als Datei eingespielt werden.

TIPP: Ist eine Fritzbox am Netzwerk-Datenverkehr des Online- oder Offline-Updates zu den Kameras beteiligt, macht dies eine Freigabe der Ports 443 und 444 erforderlich.

Audio

Die Kompetenz von Sennheiser liegt bekanntermaßen im Audiobereich. Weltweit steht die Marke für professionelle Audioqualität bei Mikrofonen in Studios, auf der Bühne und in Meetingräumen beziehungsweise in Hörsälen. Das macht sich sehr deutlich bei den beiden Videobars bemerkbar. Die Spracherfassung erfolgt als gerichtete Beamfunktion mit vier (TC Bar S) beziehungsweise sechs (TC Bar M) MEMS-Mikrofonen und folgt den Sprechern virtuell durch den Raum. Im Raum befindliche Lärmquellen – wie Beamer, Lüftungen oder Klimageräte – lassen sich in der Control Cockpit App aus der Erfassung des Audiosignals räumlich ausklammern. So ergibt sich eine störungsfreie, sehr hohe Sprachverständlichkeit.

Sennheiser Control Cockpit Justierung
Bereiche mit Lärm im Raum lassen sich in der Software „Control Cockpit“ einfach ausblenden.
© Sennheiser

Der Klang der Sprache ist kräftig und klar, auch bei mehreren Teilnehmern. Die typische Freisprechwahrnehmung ist hier nicht feststellbar. Zusätzlich kann ein Fokus-Bereich definiert werden, in dem die Sprache besonders hervorgehoben werden soll. Hier kann der Sprecher entspannter reden und muss nicht besonders betont artikulieren. Dies ist eine sehr gute Lösung zum Beispiel für Referenten oder Trainer.

Eine besondere Funktion bietet „Noise Gate“: In der Regel ist die interne Geräuschunterdrückung in der Lage, Umgebungsgeräusche sehr effektiv zu minimieren. Allerdings kann eine Anpassung mit Noise Gate in bestimmten Situationen von Vorteil sein. Beispiel: In Sprechpausen erhöht das System typischerweise die Verstärkungsleistung der Mikrofone, da es annimmt, dass der Signalpegel zu niedrig ist. Dies kann dazu führen, dass unerwünschte Hintergrundgeräusche unnötig verstärkt werden. Das Noise Gate verhindert, dass Hintergrundgeräusche während dieser Sprechpausen verstärkt werden. Dies ist eine professionelle Lösung zur Verbesserung der Sprachwahrnehmung, die gleichzeitig eine bessere und einfachere Konzentration der Teilnehmer auf das Wesentliche ermöglicht. Im Test ergab sich auch unter der Simulation von bis zu 80 dB Umgebungslärm ein immer sauber hörbares Audiosignal. In Summe sind Spracherfassung und Übertragung im Meetingraum unübertroffen.

Die hohe Qualität der Mikrofone lässt sich auch per Bluetooth nutzen. Ist die Verbindung zu einem Anwendergerät aufgebaut, dienen die Mikrofone als „Freisprechanlage“ mit allen zuvor genannten Vorteilen. Damit können alle Arten von Audio- und Videomeetings mit einem hochwertigem Sprachsignal versorgt werden.

Die zwei beziehungsweise vier Lautsprecher übertragen eine Frequenz von bis zu 18.000 Hz und somit weitaus mehr, als für eine HD-Sprachübertragung nötig wäre. Damit sind sie auch für die Sound- und Videowiedergabe gut geeignet. Der Klang ist Sennheiser-typisch sauber und verzerrungsfrei, das Klangbild zeigte sich neutral bis kräftig.

Beide Modelle sind die ersten am Markt erhältlichen Videobars, die über einen Dante-Anschluss verfügen. Dieser ermöglicht eine digitale Audioübertragung ohne Signalverlust über das Ethernet-Netzwerk. Somit können die unterschiedlichsten Audioquellen verbunden werden, ohne dass eine zusätzliche Verkabelung notwendig ist. Durch die verzögerungsfreie Übermittelung bietet sich der Dante-Anschluss ideal für Liveübertragungen an. Insgesamt bietet er eine zuverlässige, effiziente und zukunftssichere Lösung für moderne Audioanwendungen im Business- und Universitätsumfeld.

Video

Die 4K Ultra-HD Kamera verfügt über einen elektronischen 3-fach beziehungsweise 5-fach Zoom und ermöglicht einen Aufnahmewinkel von bis zu 120 Grad. Dieser große Winkel ist gerade in kleineren Räumen von großem Vorteil, da die Teilnehmer somit näher an die Kamera rücken können und der Platz optimiert genutzt werden kann.

Das Schwenken, die Neigung und das Zoomen des Bildes erfolgen elektronisch, also als ePTZ, das Objektiv ist fest verbaut. Mit den KI-Funktionen „Autoframing“ (alle Teilnehmer sind im Bild, auch bei Bewegung) oder „Person Tiling“ (alle Teilnehmer gleichzeitig groß auf je einer Kachel) stehen zwei Konfigurationsmöglichkeiten zur Verfügung, die den Bildausschnitt ohne aktives Zutun der Teilnehmer perfekt auswählen. Dabei kann die Zoomgeschwindigkeit in den Stufen langsam, mittel und schnell voreingestellt werden. Über das Control Cockpit können voreingestellte Profile, zum Beispiel für Microsoft Teams oder Zoom, ausgewählt werden. Oder man greift auf eigene, manuelle Einstellungen zurück. Die „Autoframing“-Funktion zeigte sich im Test teilweise etwas „nervös“, dies wird sicherlich bei einem der kommenden Updates noch angepasst werden. Zusätzlich zu den KI-Funktionen kann der Bildausschnitt auch manuell über die beiliegende Fernbedienung ein- oder ausgezoomt werden. Für den bevorzugten Bildausschnitt bietet die Fernbedienung mit einer Speichertaste einen schnellen Zugriff auf diese Einstellung.

Fernbedienung Sennheiser TeamConnect Bar
Die Fernbedienung ermöglicht eine Anpassung auch während eines laufenden Meetings, inkludiert ist ein Tray mit Platz für den Objektivdeckel und die Fern­bedienung.
© Thomas Birkner/connect professional

Die Bildqualität ist sowohl bei Kunstlicht, gemischtem Licht oder Gegenlicht sehr gut. Im Control Cockpit lassen sich Schärfe, Sättigung, Kontrast und Helligkeit an den Raum anpassen. In unserem Test haben wir mit den Grundeinstellungen, abgesehen von einer Anhebung der Helligkeit um eine Stufe, die beste Qualität erzielt. Wird der Bildausschnitt manuell oder über die KI-Funktion gezoomt, verliert das Bild etwas von seiner Brillanz. Hier kommt die ePTZ-Funktion dann doch an ihre Grenzen. Insgesamt machte die Bildqualität einen guten und sehr klaren Eindruck. Selbst bei Online-Meetings mit einer knappen Brandbreite ergibt sich für die Empfänger ein scharfer Bildeindruck.

Für die Anwender bedeutet das meist kein Konfigurationsaufwand. Einmal eingerichtet, bleibt nur die Wahl des Bildausschnittes. Im Zweifel kann hier die Autoframing-Funktion als Standard genutzt werden. Der Admin kann mit einer entsprechenden Einstellung dafür sorgen, dass sich Funktionen nicht mehr vom Anwender verändern lassen. Somit braucht sich niemand um die Technik zu kümmern; die Nutzer können sich voll auf ihre Besprechung konzentrieren.

Systemintegration

Sennheiser TeamConnect Bar Solution Lifestyle kombiniert mit Siegel
Das Testfazit: Sennheiser ist aus dem Stand ein großer Wurf gelungen. Beide Videobars bieten eine gute Bilddarstellung, eine unkomplizierte Anwendung und eine überragende Audioqualität.
© Sennheiser/connect professional

Beide Modelle bieten eine umfassende Kompatibilität und Zertifizierung für gängige UC-Systeme wie Microsoft Teams und Zoom sowie für viele wichtige Mediensteuerungssysteme von Drittanbietern wie zum Beispiel Barco, Crestron, Extron oder Q-SYS. Eine zweite Kamera lässt sich über den integrierten USB-Anschluss problemlos in das System integrieren und bietet damit eine hohe Flexibilität auch in mittelgroßen Räumen. Damit kann der Nutzer zwischen verschiedenen Perspektiven wählen oder ein Whiteboard mit in die Konferenz übertragen. Interessant ist sowohl die einfache Anbindung von Deckenmikrofonen als auch die Anbindung von Sennheiser SL Boundary Zusatzmikrofonen für flexibel gestaltbare, größere Räume.

Die TC Bars sind passwortgeschützt konfiguriert. Die Kommunikation mit dem Sennheiser Control Cockpit sowie mit Drittanbieter-Mediensteuerungssystemen erfolgt über den Industriestandard Transport Layer Security 1.2, wodurch eine sichere Verschlüsselung und ein Schutz vor missbräuchlicher Nutzung gewährleistet sind.

Testurteil Sennheiser TeamConnect Bar S: 86,5 Punkte (sehr gut)

Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit ist bei den beiden Bars ein großes Thema, auch wenn der Begriff inzwischen fast schon inflationär benutzt wird. Die Verpackung besteht hier jedoch komplett aus Pappe, selbst die Kabelbanderolen sind aus Papier. Zudem wurden die Geräte bewusst auf gute Reparaturfähigkeit ausgelegt. Sennheiser gewährleistet die Ersatzteilversorgung und die Reparatur rund um die Welt entweder selbst oder über Partner. Durch diese Maßnahme kann die Nutzungsdauer der Geräte signifikant verlängert werden, was zu einem nachhaltigen und kosteneffizienten Betrieb der Meeting-Räume führt.

Testurteil Sennheiser TeamConnect Bar M: 91,5 Punkte (sehr gut)

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