Wenn Webseiten die Daten ihrer Nutzer verlieren, kann das für diese sehr ärgerlich sein – aber auch sehr einträglich, wenn man sich nur für genügend viele Schadenersatzzahlungen qualifiziert.
Das Verlieren von Nutzerdaten im großen Stil gehört bei diversen Onlineportalen und Unternehmen in den letzten Jahren beinahe schon zum guten Ton. Egal ob AOL (92 Millionen), Ebay (145 Millionen), Friend Finder Network (412 Millionen) oder Yahoo (bis zu eine Milliarde): Jeder der etwas auf sich hält, hat getreu dem Motto »Besser schlechte PR als gar keine« bereits mindestens einen Mega-Daten-GAU vorzuweisen. Neben diesen Rekorden der großen digitalen Player nehmen sich die paar Millionen beim Seitensprung-Portal Ashley Madison abhanden gekommenen Nutzeraccounts schon beinahe lächerlich aus. Dafür ist der potenzielle Schaden hier besonders groß, da Cyberkriminelle die untreuen Zeitgenossen direkt mit der Weitergabe der heiklen Informationen an ihre Ehepartner und Lebensgefährten erpressen. Gleichzeitig mit der Zahl der Datenverluste steigen aber auch die Entschädigungen. War die inzwischen abgewickelte Drogeriekette 2010 mit fünf Euro pro digital bestohlenem Kunden noch richtig billig weggekommen, muss Ashley Madison seinen betroffenen Nutzern nun schon jeweils 3.500 Dollar überweisen.
Findige wie arbeitsscheue Vertreter der Generation Y haben diesen Trend sofort für sich entdeckt und bauen ihre Zukunft darauf auf. Während sich ihre Altersgenossen wie Bibi und Co noch stundenlang vor die Kamera setzen und sich mit für Grundschulkinder verständlichen Schritt-für-Schritt-Anleitungen die diese Woche angesagten Smokey Glitter Manga Eyes schminken müssen, um den Youtube-Geldhahn anzuzapfen, melden sie sich einfach bei allen verfügbaren Internetseiten an und müssen dann nur noch auf einer schönen Karibikinsel abwarten, bis der nächste Hacker vorbeikommt und die Kasse klingeln lässt.
Auch die CRN Kopfnuss hat natürlich prompt reagiert und bietet unseren Newsletter-Abonnenten ab sofort als Zusatzoption den kostenpflichtigen Single-Sign-On-Service »Compensation Reclaim Network« an, mit dem sie sich auf knapp 400 Millionen Webseiten gleichzeitig registrieren können. Darüber hinaus haben wir unsere kaum mehr lohnenswerte Bitcoin-Mining-Farm im Serverraum so umprogrammiert, dass sie die Nutzerdatenbanken der entsprechenden Seiten nun per Brute Force angreift. So können wir sicherstellen, dass alle elf Sekunden ein Konto unserer Nutzer gehackt wird. Demnächst werden wir die Aktion crossmedial mit Boris Becker bewerben: »Bin ich schon gehackt?«.