Die produktive Seite der Paranoia

Antiviren-Software und Fluchtreflexe

5. Dezember 2012, 10:21 Uhr |
Foto: spuno/Fotolia

Der unter Mordverdacht stehende McAfee-Gründer John McAfee hält mit seiner spektakulären Flucht nicht nur die Security-Branche in Atem. Der bei vielen Antiviren-Spezialisten immer noch als genialer Vordenker gefeierte Milliardär sorgt auch für Fluchtreflexe in der Branche.

Ein gewisser Verfolgungswahn ist John McAfee wohl kaum abzusprechen. Bereits in den 80er Jahren fühlte sich der Engländer quasi verfolgt von Viren. Nachdem seine erste Geschäftsidee, eine Aids-Datenbank, gefloppt war, stürzte er sich in den nächsten Kampf, den gegen Computerviren – und programmierte die erste Antiviren-Software. Was danach passierte ist bekannt. Es kamen die Symantecs und Trend Micros, Kasperskys und G Datas und programmierten ebenfalls Antivirensoftware. Seither floriert die Security-Industrie.

John McAfee – für eine ganze Branche zum Heilsbringer geworden - führte seither ein mehr oder vielleicht auch eher weniger sorgenfreies Leben in Belize, das sich um minderjährige Geliebte und Aerotrekking, vergiftete Hunde und die Forschung mit tropischen Pflanzen drehte. Ohne eine ordentliche Paranoia allerdings scheint sich McAfee nicht so recht wohlzufühlen, wie sich jetzt wieder gezeigt hat. Diesmal ist sich der Virenmillionär sicher, dass ihm jemand nicht nur nach dem virtuellen Leben trachtet, sondern nach dem reellen. Um wen es sich dabei handelt, ist bislang nicht bekannt. Die Vermutungen reichen vom Präsidenten von Belize über behördliche Killer-Kommandos und Piraten aus dem 16. Jahrhundert bis zum Geist seines ermordeten Nachbarn. Reagierte McAfee in den 80er Jahren jedoch auf seinen Verfolgungswahn noch mit genialer Programmierarbeit, fiel seine Reaktion diesmal etwas anders aus: Als ihn die Polizei zum Tod seines Nachbarn befragen wollte, verbuddelte er sich im Sand auf seinem Anwesen und schob sich einen Pappkarton über den Kopf. Seither ist er auf der Flucht und soll Haare, Augenbrauen und Bart gefärbt haben.

Nachdem John McAfee vielen immer noch als Vordenker und genialer Kopf gilt, hat auch diesmal bereits der Nachahmereffekt eingesetzt. In der Security-Branche stehen alle Zeichen auf Flucht. Eugene Kaspersky gilt als verschwunden. Seine Ex-Frau Natalya Kaspersky ist schnell bei G Data untergetaucht. Das Unternehmen McAfee sucht nach dem PR-Desaster fieberhaft nach einem Weg vor dem eigenen Namen zu flüchten.


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