Big Mama is watching You:

Betreuen ist das neue Überwachen

15. November 2013, 13:59 Uhr |
NSA-Mama in Aktion: Volle Kontrolle über den Nachwuchs (Bild: Igor Mojzes - Fotolia.com)

Wenn NSA und Co. unbescholtene Bürger aushört, ist das Gejammer groß. Bei den eigenen Kindern scheint dagegen die totale Vollüberwachung voll im Trend zu liegen.

Die Zeiten in denen die Kunden und Fans der ITK-Industrie hauptsächlich in der Altersklasse zwischen 15 und 25 Jahren zu finden waren, sind längst vorbei. Das fordert alleine schon die zunehmende Überalterung westlicher Industriegesellschaften.

Gerade die technologische Spitzenbranche, seit jeher gewohnt selbst die vorderste Front der Innovation zu sein, tut sich allerdings mit dieser Entwicklung noch etwas schwer. Erst ganz allmählich setzt sich hier die paradox anmutende Erkenntnis durch, dass gerade wer sich weiterhin nur auf jugendliche Käufergruppen wie Gamer und Digital Natives konzentriert, langfristig sein eigenes Grab zu schaufeln droht. Andere Branchen wie Banken, Versicherungen und Automobilhersteller haben das längst erkannt und bieten eigens auf die – meist genauso solventen wie anspruchsvollen - »Best Agers« zugeschnittene Produkte.

Dafür schließt sich über diese Generation, die wesentlich später als noch ihre Vorfahren mit der Produktion eigenen Nachwuchses beginnt, gleich wieder der Kreis zu den Kunden der Zukunft. Auch für die Kleinen sollen schließlich entsprechend praktische Lösungen her, die den späten Vätern und Müttern ihre verantwortungsvolle Erziehungsaufgabe, ihrer eigenen Lebenswelt angemessen, erleichtern.

Während sie über die Abhörpraktiken der NSA schimpfen, kaufen sie deshalb selbst Babyphones mit Ausrüstung wie WLAN, Zwei-Wege Kommunikation, Infrarot-Thermometer und Nachtsichtfunktion, die selbst manchen gestandenen Schlapphut neidisch macht. So wird den Kids die totale digitale Überwachung nicht nur sprichwörtlich gleich mit in die Wiege gelegt.

Die Kopfnuss hat jetzt sogar von geheimen Plänen erfahren, mit denen Familienministerium, Branchenverbände und Geheimdienste diesem Trend - natürlich zum Wohle Aller - Rechnung tragen wollen. Über das neue »Betreuungsgerätegeld« sollen künftig spezielle Produkte gefördert werden, mit denen die Eltern gleichzeitig in Vollzeit arbeiten und ihre Kinder fernbetreuen können - inklusive totaler Überwachung der Nannys und des Krippenpersonals, sowie Scanning der genutzten Babyprodukte für passende Werbe-Empfehlungen auf dem Überwachungsmonitor und Seniorenphone der Eltern. Vor allem jedoch können so renitente Störer und Revoluzzer schon frühestmöglich identifiziert und direkt in entsprechende Datenbanken und Bildungs-Korrekturprogramme eingeschrieben werden. Für eine smartere Gesellschaft.


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