Der Managed-Services-Provider Retarus hat eine neue Spam-Welle registriert. Auslöser ist ein Netz ferngesteuerter Rechner (Bots), das im Nachbarland Polen beheimatet ist.
Nach Angaben der Münchner Firma Retarus versenden die Spam-Versender die unerwünschten E-Mails mithilfe eines Netzes von »Zombie«-PCs. Es besteht zum überwiegenden Teil aus schlecht abgesicherten Rechnern, die in polnischen Unternehmen eingesetzt werden.
Bei einigen Mail-Accounts seiner Kunden verzeichnete Retarus eine Verdopplung des Spam-Aufkommens. Die Messungen beruhen auf der Analyse von Millionen von E-Mails an Geschäftskunden, die an Firmen im deutschsprachigen Raum adressiert sind.
Laut Retarus löste Polen im vergangenen Jahr China als zweitgrößten Spam-Versender ab. Den ersten Rang verteidigen immer noch die USA.
Eine Besonderheit bei der neuen Welle, die aus Polen herüber schwappt, besteht darin, dass als Versender Firmenrechner dienen. Normalerweise, so Retarus, stammen 80 Prozent der Spam-E-Mails von privaten PCs. Diese werden ohne Wissen der Nutzer »gekapert« und in ein Bot-Net integriert.
Anders beim Bot-Netz in Polen: Die Zahl der Spam-E-Mails, die von dort stammen, geht nach Büroschluss drastisch zurück, also dann, wenn Mitarbeiter ihre Rechner herunterfahren. Retarus hat dies mithilfe seines Enterprise-Mail-Monitoring-Tools ermittelt.
Ein ähnliches Bild zeigt sich in China. Auch dort sind nur wenige Unternehmens-PCs geschützt und werden deshalb häufig von Spam-Versendern missbraucht.
In Westeuropa und Nordamerika dagegen treten Spam-Spitzen meist erst am Abend oder in der Nacht auf, sprich dann, wenn Privatleute ihre PCs zu Hause nutzen.