Hinter den Cyberattacken auf Google und andere High-Tech-Firmen, die Ende vergangenen Jahres stattfanden, stecken angeblich zwei chinesische Hochschulen. Unklar ist, ob es sich um »private« Aktionen von Studenten handelte oder Googles chinesischer Rivale Baidu involviert war.
Wie die New York Times und das Wall Street Journal berichten, haben Analysen ergeben, dass die Spuren der Angriffe auf Google und mehr als 20 andere High-Tech-Firmen vom November und Dezember 2009 (siehe Beitrag) nach China weisen. Demnach spielten Rechner der Jiaotong-Universität in Shanghai und der Lanxiang Vocational School eine maßgebliche Rolle bei den Attacken.
Die Einrichtung in Lanxiang wird unter anderem vom chinesischen Militär finanziert. Die Armee lässt an der Schule Computerfachleute ausbilden. Aus diesem Grund wurden Stimmen laut, die hinter den Attacken eine Aktion des chinesischen Militärs beziehungsweise Geheimdienstes vermuten.
Beweisen lässt sich diese Vermutung allerdings nicht. Dazu müssten die Ermittler Zugang zum Netzwerk und den Rechnern der Institutionen erhalten, speziell den Log-Files. Die chinesischen Behörden dürften auf solche Bitten allerdings nicht eingehen.
Eine andere Theorie besagt, dass möglichweise die Hintermänner des versuchten Datendiebstahls bei Google in einer ganz anderen Richtung zu suchen sind. Das Netzwerk der Lanxiang Vocational School wird vom chinesischen Suchmaschinenbetreiber Baidu gemanagt.
Das Unternehmen hat in China einen Marktanteil von mehr als 60 Prozent. Google kommt im Reich der Mitte dagegen nur auf 29 bis 30 Prozent. Möglicherweise habe Baidu von Lanxiang aus den Angriff auf den Rivalen gestartet, so einige Fachleute.
Die chinesische Regierung hat die Verdächtigungen von sich gewiesen. Regierungsbehörden seien häufig selbst Opfer von Cyber-Attacken, so ein Sprecher.
Nach Ansicht von westlichen Sicherheitsexperten verfügen Netze und Rechner von öffentlichen Einrichtungen in China in der Tat über unzureichende Schutzvorrichtungen.Hinzu kommt, dass der Einsatz von gecrackten Software-Versionen Stand der Dinge ist. Auch dies erhöhe die Anfälligkeit von Servern, Client-Rechnern und Netzwerken, etwa wegen der eingeschränkten Fähigkeit, Sicherheits-Updates einzuspielen.
Daher sei es durchaus denkbar, dass sich Cyberkriminelle, möglichweise sogar aus anderen Ländern, der IT-Einrichtungen der beiden Hochschulen bedient hätten, um ihre Spuren zu verwischen.