Wieder eine Cyber-Attacke in Großbritannien. Dieses Mal traf es das Parlament. Wollten Hacker mit Passwörtern von Abgeordneten handeln?
Eine Cyber-Attacke haben Unbekannte auf das britische Parlament verübt. Die Täter bekamen Zugang zu weniger als einem Prozent der 9000 E-Mail-Accounts, wie britische Medien am Sonntag berichteten. Die Nutzerkonten gehören Abgeordneten und Angestellten.
In den vergangenen Tagen hatte es vage Berichte in Medien gegeben,dass Hacker online Passwörter von Parlamentariern zum Verkauf anbieten. In die Untersuchungen zur Attacke wurde unter anderem das Nationale Zentrum für Cybersicherheit eingeschaltet.
Der Minister für internationalen Handel, Liam Fox, sagte dem Fernsehsender ITV, dass die Attacke für jeden eine Warnung sein sollte. »Wir brauchen mehr Sicherheit und bessere Passwörter. Sie würden ja auch nicht die Tür über Nacht offen lassen.«
Der Politiker Henry Smith von den Konservativen nahm die Störungen mit Humor: »Wir haben eine Cyber-Attacke von (Nordkoreas Machthaber)Kim Jong Un, (dem russischen Präsidenten Wladimir) Putin oder einem Kind im Keller seiner Mutter«, twitterte er.
Der Angriff erinnert an Attacken auf die Informatiknetze des Bundestages und deutscher Parteien. Im Mai 2015 konnten sich Angreifer weitreichenden Zugang zum Bundestags-Netzwerk verschaffen, so dass die IT schließlich ausgetauscht werden musste. Als Urheber wurde die Hacker-Gruppe APT28 vermutet, der Verbindungen zurussischen Geheimdiensten nachgesagt werden.
Mitte August 2016 hatte eine Hackergruppe versucht, brisante Daten von Bundestagsabgeordneten abzufischen. Weil der für den Angriffgenutzte Server in Russland den Sicherheitsbehörden bekannt war, konnte die Verbreitung der Schadsoftware blockiert werden. Die Hacker hatten Mails an Abgeordnete geschickt, die aussahen, als kämen sie aus dem Nato-Hauptquartier in Brüssel. Ein Link in der Mail führte zudem Server, der ein Spionageprogramm auf die Computer der Empfänger spielen sollte.
Erst im vergangenen Mai verübten Unbekannte eine weltweite Cyber-Attacke. In Großbritannien legten die Kriminellen dabei viele Krankenhäuser und Arztpraxen teilweise lahm. Die Erpressungssoftware »Wanna Cry« traf nach Angaben von Europol mindestens 150 Länder.