Gegenläufige Tendenzen in Kriminalstatistik

Cybercrime nimmt in Sachsen zu

23. März 2018, 16:46 Uhr | Lars Bube
© Amir Kaljikovic / Fotolia

Die »gefühlte Kriminalität« ist mitunter größer als die tatsächliche. Für 2017 liegen die Zahlen nun schwarz auf weiß vor. Neben erfreulichen Entwicklungen gibt es auch Grund zur Sorge, vor allem bei digitalen Straftaten.

Sachsen sieht in Cybercrime eine neue Bedrohung. Bei der Vorstellung der Kriminalstatistik für 2017 ging Innenminister Roland Wöller (CDU) am Freitag in Dresden ausführlich auf den Tatort Internet ein. Nach seinen Worten wurde bei direkten Angriffen auf Datennetze ein Anstieg um 23,7 Prozent auf 2.652 Fälle registriert, beim »Tatmittel Internet« gab es eine Zunahme um 8,8 Prozent auf 11.173 Fälle. Dazu gehören Straftaten wie Warenbetrug oder Beleidigung durch Hasskommentare und Hetze. Wöller ging davon aus, dass die Dunkelziffer bei Cybercrime viel höher liegt. Oft würden Taten gar nicht bemerkt oder zur Anzeige gebracht. Der Minister kündigte ein Cybersicherheitsgesetz an.

Erfreulicher sieht die Bilanz beispielsweise bei Wohnungseinbrüchen aus. Hier ging die Zahl der registrierten Delikte binnen Jahresfrist erstmals seit längerer Zeit zurück - um 13,1 Prozent auf 4.071 Fälle. Nach den Worten von Petric Kleine, Präsident des sächsischen Landeskriminalamtes, haben Wohnungseinbrüche für Betroffene häufig psychischen Folgen, da ihre Privatsphäre verletzt wurde. Ein Fünftel dieser Einbrüche konnte 2017 aufgeklärt werden, die Polizei ermittelte 832 Tatverdächtige. Ein Viertel von ihnen stammte aus dem Ausland, überwiegend aus Tunesien, Tschechien und Georgien, hieß es. Bei Autodiebstählen gab es bereits das dritte Jahr in Folge einen Rückgang - auf 2.503 Fälle.

Insgesamt wurden 323.136 Straftaten festgestellt, 0,5 Prozent weniger als 2016. Die Aufklärungsquote lag bei 59,2 Prozent (+3,4 Prozent). Allerdings beeinflussen auch einzelne Großverfahren immer wieder die Statistik. 2017 war das zum Beispiel der Anlagebetrug beim Dresdner Finanzdienstleister Infinus, der mit 24.000 Fällen in die Statistik einging. Dass die Zahl der Rauschgiftdelikte um fast ein Viertel auf 12.207 Straftaten wuchs, geht vor allem auf eine veränderte Erfassung zurück: Erstmals kamen 2017 die vom Zoll ermittelten Fälle in der Kriminalstatistik zum Tragen. Die erfasste Kriminalität an der Grenze zu Polen und Tschechien erreichte den niedrigsten Stand seit zehn Jahren.

Die Zahl der von Zuwanderern verübten Straftaten erhöhte sich leicht auf 19.769 Fälle (2016: 18.828). Illegale Einreisen sind hier nicht berücksichtigt. In den meisten Fällen ging es um Diebstahl, Körperverletzung und Rauschgift. Vor allem Männer im Alter zwischen 18 und 25 Jahren werden straffällig. Mehr als 30 Prozent der Zuwanderer aus dieser Altersgruppe gerieten mit dem Gesetz in Konflikt. Das Bild wird dabei von sogenannten Mehrfach- und Intensivstraftäter geprägt. Diese Gruppe umfasste im Vorjahr 677 Personen. Ihr Anteil an allen Zuwanderern lag zwar nur bei 1,2 Prozent, sie sind aber für gut ein Drittel aller Straftaten (35 Prozent) verantwortlich.

Die Grünen kritisierten die separate »Sonderstatistik zum Thema Zuwanderung«. »Die Betrachtung von Straftaten allein aufgrund von Herkunft der Tatverdächtigen und nicht von kriminologischen Hintergründen ist unseriös und schürt Ressentiments«, erklärte der Landtagsabgeordnete Valentin Lippmann.


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