Sony gegen die Hacker

Cyberkrieg um die Playstation 3

18. Januar 2011, 11:20 Uhr |
Der Cell-Prozessor im Detail: Neben der Haupteinheit links unten, dem PPE, sind rechts daneben auch die SPEs zu erkennen, die u.a. auch Ver- und Entschlüsselungsaufgaben übernehmen können. (Bild: IBM)

Seit Hacker die jahrelang als „unknackbar“ geltende Playstation 3 mittels eines speziell vorbereiteten Jailbreak-USB-Sticks geknackt haben, kämpft Sony entschlossen gegen die Cybereindringlinge. Gleichzeitig zeigt sich inzwischen jedoch, dass dem Hersteller selbst eine Sicherheitspanne unterlaufen ist, die sich weit über die Playstation hinaus auswirkt.

Bis heute ist die PlayStation 3 begehrtes Objekt der Multimedia-Freaks: Sie ist seit Jahren die technisch leistungsfähigste Spielekonsole und einer der besten Blu-ray-Player auf dem Markt. Nüchtern betrachtet ist die März 2007 in Europa veröffentlichte PlayStation 3 zwar inzwischen etwas in die Jahre gekommen, da der Hauptspeicher mit 256 MByte nicht gerade üppig ist und der Grafikprozessor noch auf der GeForce-7-Architektur basiert, aber den Flair der Eierlegenden Wollmilchsau mit hervorragenden Multimedia-Fähigkeiten hat sie bis heute nicht verloren, vielleicht auch wegen ihres nicht ganz günstigen Preises. Neben der Blu-ray-Unterstützung – quasi Nachfolger der DVD-Wiedergabefunktion der PlayStation 2 – ist das Gerät auch ein sehr guter Netzwerk-Player, die CD-Wiedergabe wird um die Anbindung an eine Online-Titeldatenbank und CD-Ripping ergänzt.

Früher ging aber noch mehr: Man konnte - mal besser, mal schlechter – dank eines eingebauten (Software-)Emulators PlayStation-2-Spiele weiternutzen, und die „OtherOS“-genannte Funktion erlaubte die Installation einer für PowerPC-Prozessoren kompilierten Linux-Distribution, sodass man die PS3 (fast) wie einen richtigen PC nutzen konnte. Sogar im wissenschaftlichen Bereich war die PlayStation im Linux-Modus aufgrund seines Cell-Prozessors interessant: Die CPU verfügt über eine Art „Hauptprozessor“ (PPE, Power Processor Element“) und sieben „Nebenprozessoren“ (SPE, Synergistic Processing Elements), die bei entsprechender Programmierung für hohe Rechengeschwindigkeiten sorgen (siehe auch Bericht über PS3-Supercomputer auf dieser Webseite).

Seit Firmware-Version 3.21 gehört „OtherOS“ der Vergangenheit an – die PS2-Kompatibilität hatte Sony bereits vorher aus der Firmware verbannt. Diese weitere Beschneidung der PS3-Funktionalität letzten Jahres wollten viele nicht hinnehmen und fingen an, sich nach jahrelangem Desinteresse intensiv mit dem Hack der Konsole auseinanderzusetzen, um Linux wieder zum Laufen zu bekommen. Sony hatte die Linux-Unterstützung aus dem Kernel entfernt, nachdem der 21-jährige amerikanische Hacker „geohot“ (George Francis Hotz) Anfang 2010 einen ersten Exploit für die PS3 veröffentlichte und dazu die „OtherOS“-Funktionalität nutze. Der Hersteller wollte damit die Konsole wieder sicher machen, erreichte jedoch letztendlich genau das Gegenteil – ein klassisches Eigentor, das jetzt zum Albtraum für Sony werden kann.


  1. Cyberkrieg um die Playstation 3
  2. Die anderen Lager
  3. Fatale Sicherheitsmängel
  4. Schwerwiegende Sicherheitsfehler
  5. Linux für die PS3
  6. Sony und die Hacker
  7. Gegenmaßnahmen

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