Web-Suche ohne Profilbildung - Teil 1

Datenschutzgerechte Google-Alternativen

18. März 2016, 7:00 Uhr | Dr. Johannes Miele, Berater für Informationssicherheit und Autor des LANline Security Awareness Newsletters./jos

Nicht nur Privatanwender, sondern auch Unternehmen haben gute Gründe, anstelle kommerzieller Suchmaschinenanbieter mit deren Profilbildungstendenzen datenschutzgerechtere Alternativen vorzuziehen. Was aber könnte ein sicherheitsbewusstes Unternehmen seiner Belegschaft empfehlen, ohne mit schlechterer Sucheffizienz rechnen zu müssen?

"Ach - noch so ein Paranoider!" Diesen Kommentar musste ich mir vor Kurzem in einem Business-Meeting anhören, als ich im Firmen-PC den Browser öffnete und dieser automatisch die datenschutzaffine Suchmaschine "Ixquick" statt "Google" aufrief. Dabei bin ich zumindest im Kollegenkreis nicht der Einzige, der Google von der Position als Standard-Search-Engine in die Riege "zweite Wahl" verbannt hat. Die Macht und Arbeitsweise des Suchmaschinenbetreibers und seiner kommerziellen Konkurrenten sind nicht mehr nur Privatanwendern suspekt. Google reibt sich immer wieder an den europäischen Datenschutzinstitutionen, bildet Profile seiner Anwender und liefert Suchergebnisse, die nach schwer durchschaubaren Regeln priorisiert sind - so die häufigsten Vorwürfe. Die Microsoft-Suchemaschine "Bing" wird dabei nicht minder misstrauisch beäugt.
Vor diesem Hintergrund suchen auch professionelle Anwender oder sogar ganze Unternehmen nach Alternativen. Anlass genug, sich mit zwei Websites zu befassen, die datenschutzgerecht arbeiten und den bekannten Platzhirschen funktional dennoch das Wasser reichen können. In einer der nächsten LANline-Ausgaben folgt noch ein Blick auf zwei weitere Angebote mit besonderen Datenschutzvorkehrungen.
 
Google-Suche ohne Datenhunger
Das erste Werkzeug in unserer Such-"Toolbox" ist auch insofern interessant, als es die immerhin doch anerkannt hochwertige Google-Engine gar nicht ersetzt. "Startpage" fragt Google ab, erledigt dies aber im Auftrag des Nutzers und gibt dessen Daten nicht an Google weiter. Startpage selbst wiederum speichert keine IP-Adressen oder andere heikle Informationen über den Nutzer. In dieser Hinsicht hat der niederländische Anbieter, der Startpage betreibt, das System nach europäischem Datenschutzrecht zertifizieren und prüfen lassen.
Auch er nutzt zwar in den USA gehostete Server und müsste damit gegebenenfalls Informationen an die NSA weitergeben, dürfte die Anfragen durch den Geheimdienst aber straffrei veröffentlichen - neben der ohnehin weitgehenden Datenvermeidung ist dies eine gute Schutzbasis aus Sicht des Anwenders. Ruft man von einer Startpage-Ergebnisliste aus einen Link direkt auf, setzt das System, sofern der Anwender dies nicht ändert, einen "POST"-Befehl und nicht "GET" ein, damit die Daten des Suchenden nicht in die Logfiles der Zielseiten wandern.
 
Anonymizer als Zugabe
Zusätzlich zu diversen Möglichkeiten, das Suchen zu verfeinern, auf Bilder und Videos einzugrenzen oder nach Kriterien wie Zeitangaben, ausgeschlossenen oder zwingend enthaltenen Begriffen sowie nach Dateitypen zu filtern, bietet das Tool eine weitere interessante Möglichkeit: Der Anwender kann gefundene Sites direkt über einen Proxy und somit gewissermaßen anonymisiert aufzurufen. Dies funktioniert nicht immer und manchmal nur mit erheblicher Verzögerung, bietet jedoch immerhin eine einfach nutzbare Alternative zu noch stärkeren Identitätsverschleierern wie dem TOR-Netz [1]. Ein rundes Bild also! Außerdem spricht das Suchwerkzeug deutsch und erlaubt es, die Suche auf deutsche Seiten zu beschränken. Zu den vielen weiteren Möglichkeiten gehört es übrigens auch, beim Suchen den Zugriff auf US-Server auszuschließen, um einen noch stärkeren Profiling-Schutz zu bieten.
 
Ausgefeilte Metasuche
Der gleiche Betreiber stellt mit dem eingangs erwähnten Portal "Ixquick" eine zusätzliche Suchmaschine ins Netz, die die gleichen Datenschutzgrundsätze verfolgt und die gleiche Zertifizierung erhalten hat, aber nicht auf Google zurückgreift. Das System ist eine Metasuchmaschine, die die Ergebnisse von "Yahoo", "Gigablast" und "Yandex" korreliert und zusammenstellt. Ich nutze das Tool inzwischen seit mehreren Jahren und spüre nur selten das Bedürfnis, zusätzlich auch Google-Ergebnisse heranzuziehen. Ein ausführlicher Ergebnisabgleich lässt sich an dieser Stelle nicht leisten - allerdings fällt eine Tendenz auf: Bei typischen Arbeitsplatzrecherchen, die nicht mit den Interessen des breiten Privatpublikums übereinstimmen, sind die Ixquick-Resultate manchmal zielführender.
Man probiere dazu die Suchwörter "Ausschreibung Schienen": Während Google und damit Startpage hier tendenziell zuerst Presse- und Medienseiten über Ausschreibungen und Ausschreibungsskandale im Verkehrsbereich liefern, rangieren bei Ixquick die Treffer mit direktem Link zu konkreten Ausschreibungen und Ausschreibungsplattformen höher. Dies und ähnliche Erfahrungen mit IT-bezogenen Recherchen lassen den Schluss zu, dass echte Fachrecherchen bei Ixquick vielleicht etwas besser bedient werden - aber diesen Eindruck müsste ein Interessierter, wie erwähnt, statistisch überprüfen.
 
Fazit
Funktional gibt es - bei Startpage auch prinzipbedingt - keine Gründe, anstelle von Google und Co. in Unternehmen nicht eine der nachweislich datenschutzkonformeren Suchmaschinen Ixquick oder Startpage zu verwenden. In der zweiten Folge dieser Miniserie kommen die etwas exotischeren Alternativen Metager und Duck Duck Go auf den Prüfstand.

Ein Blick in die Einstellungen zeigt: "Ixquick" und "Startpage" nehmen Funktionalität und den Datenschutz gleich ernst.

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