Im zweiten Teil der Testreihe datenschutzgerechter und für den Einsatz im Unternehmen tauglicher Alternativen zu Google & Co. stehen zwei weniger bekannte Angebote im Mittelpunkt. Außerdem gibt es zu den Testkandidaten vom letzten Mal - Ixquick und Startpage - bereits ein Update.
So schnell kann es gehen: Als der erste Beitrag dieser Reihe entstand, existierten "Ixquick" und "Startpage" noch als zwei unterschiedliche Web-Tools vom gleichen Anbieter. Was den Datenschutz betrifft, erwiesen sie sich als gleichwertig, weil sie beide auf dieselbe Weise recht effektiv verhinderten, dass aus Suchanfragen Interessenprofile der Anwender entstehen konnten.
Der Unterschied lag lediglich darin, dass "Startpage" im Hintergrund Google als Such-Engine nutzte, während "Ixquick" die Ergebnisse einer ganzen Reihe anderer Suchmaschinen korrelierte. Am 24.3.2016 nun meldete der Anbieter, dass ab Ende März die URLs Ixquick.com und Start-page.com die gleichen Google-basierenden Ergebnisse liefern sollten. Dieser Schritt ist inzwischen vollzogen und die - aus unserer Sicht - für Fachsuchen manchmal besseren Ergebnisse von Ixquick gehören damit wohl der Vergangenheit an. Oder doch nicht ganz? Zumindest für eine Weile soll der alte Mechanismus noch unter www.ixquick.eu zur Verfügung stehen - sofern man akzeptiert, dass für die Nutzung Javascript aktiviert sein muss. Ein bisschen schade ist dies schon.
Der Exot "Duck Duck Go"
Um so spannender ist vielleicht der Blick auf weitere Alternativen. Eine populäre US-Site, die profilierungsfreies Suchen bieten will, ist "Duck Duck Go". Den seltsamen Namen hat das Werkzeug von einem amerikanischen Kinderspiel namens "Duck Duck Goose". Die Suchseite ist in den USA seit Bekanntwerden der NSA-Affäre sehr beliebt und hat es immerhin geschafft, in einige Linux-Distributionen und den Cliqz-Browser als Standard-Such-Tool aufgenommen zu werden. Allerdings gilt: Diese Site und ihre Server befinden sich innerhalb des US-Rechtsraums. Duck Duck Go kann sich also gerade gegen Recherchewünsche der amerikanischen Geheimdienste kaum wirklich wehren.
Als eigentliche Such-Engines fungieren ein eigenen Crawler und diverse weitere Suchmaschinen wie Yahoo - somit handelt es sich hier um eine Hybrid-Form aus genuiner Suchmaschine und Metasuch-Werkzeug. Wie schon beim ursprünglichen Ixquick werden Fachsuchen wie unser Testbeispiel "Ausschreibung Schienen" nicht durch eine Logik entstellt, die massentauglichen Ergebnissen und häufig aufgerufenen Seiten Vorrang gewährt. Auch hier landet man bei der erwähnten Suchkombination also eher bei den echten Ausschreibungen als bei Berichten über Ausschreibungsskandale, die in der Tagespresse oder auf Web-Seiten fürs allgemeine Publikum erschienen sind.
Für Informationen zu weiterführenden Themen fragt Duck Duck Go auch Wikipedia ab. Suchen lassen sich auf Länder eingrenzen, außerdem gibt es wie bei Ixquick/Startpage die Wahl zwischen Suche per "POST"- oder "GET"-Request, um Auswertungen durch die Zielseiten zu unterbinden. Eine weitere Option der Suchsite besteht darin, mittels einer speziellen Syntax ("!Bang") gezielt in vorgegebenen Web-Seiten zu suchen.
Duck Duck Go lässt sich nicht nur direkt im Web, sondern auch unter 3g2upl4pq6kufc4m.onion als "Tor Hidden Service" aufrufen. Wer diese Option nutzen will, muss dazu ins Tor-Netzwerk eingeloggt sein [1]. Besondere Mechanismen [2] stellen dann sicher, dass der Suchende und der Suchdienst nur über einen "Rendezvouspunkt" im Tor-Verbund kommunizieren. Die Identität des Nutzers bleibt in diesem Fall auch dem Service und seinen Betreibern verborgen. Absolut sicher gegen Ausforschungen ist auch dieses Verfahren nicht [2], aber die Hürden, die einer De-Anonymisierung des Anwenders entgegenstehen, liegen in diesem Fall noch einmal um etliche Grade höher. Fazit: Duck Duck Go ist ein solides Such-Tool. Für europäische Anwender allerdings gibt es, solange Ixquick.eu noch existiert und Metager zur Verfügung steht, wohl keinen wirklich wichtigen Grund, das System einzusetzen - es sei denn, die genannten Alternativen liefern im Einzelfall einmal unzureichende Ergebnisse.
Metasuche par excellence
"Metager" (www.metager.de), das letzte Testobjekt dieser Reihe, lässt den Besucher schnell spüren, dass mit diesem Tool die Anonymisierung der Web-Suche als solche im Rahmen des technisch Möglichen perfektionalisiert werden soll. Zunächst einmal handelt es sich um einen deutschen Service, dessen Server ausschließlich im Geltungsbereich des deutschen Datenschutzrechts laufen. US-, UK- und andere Geheimdienste sollten es deshalb mit offiziellen Ausforschungsanfragen gegen Benutzer schwer haben. Außerdem ist der heutige Betreiber des ursprünglich an der Universität Hannover entwickelten Systems ein eingetragener Verein, der sich ausdrücklich zur Förderung des freien Wissenszugangs bekennt und nach wie vor mit der Hochschule zusammenarbeitet. Dies stellt in hinreichendem Maße sicher, dass auch kommerzielle Interessen im Zaum gehalten sind.
Nahezu alle Datenschutzmechanismen, die diese Serie bereits erwähnt hat, finden sich bei Metager kombiniert:
Metager speichert keine personenbezogenen Daten, insbesondere keine IP-Adressen, Session-Cookies oder Browser-Fingerprints,
das Such-Tool anonymisiert die IP-Adressen schon während der Suche und gibt sie nicht an die abgefragten Suchmaschinen weiter. Auch die anonymisierten IP-Adressen werden sofort im Anschluss an den Vorgang gelöscht,
wie bei Ixquick/Startpage ist es möglich, Suchergebnisse über einen Proxy-Server anonym zu öffnen,
die Verbindung vom Browser zu Metager ist grundsätzlich HTTPS-verschlüsselt, und
laut Anbieter steht das System auch als Tor Hidden Service zur Verfügung. Im Test Ende März/Anfang April 2016 gelang es allerdings nicht, den Dienst auf diese Weise aufzurufen - auch nicht nach Rechnerwechsel und Update des verwendeten Tor-Browser-Sets [1].
Der Ernst, mit dem die Metager-Betreiber den Datenschutz-Aspekt ihres Dienstes betreiben, hindert das Team übrigens nicht daran, sich bei guter Gelegenheit auch einmal selbst auf den Arm zu nehmen. So meldete Metager am 1. April 2016, als dieser Test noch lief, dass aufgrund der zunehmenden Massenüberwachung im Internet ab sofort auch eine Offline-Abfrage per Post zur Verfügung stünde - geschützt durch das Briefgeheimnis und Rot13-Verschlüsselung. Eine Bildersuche per Postkarte sei in Vorbereitung. Der Autor dieser Zeilen war immerhin paranoid genug, für ein paar Sekunden auf den Gag hereinzufallen. Als Metasuchmaschine zapft Metager 20 bis 30 untergeordnete Suchmaschinen an und bereitet die von dort gelieferten Resultate zu einer optimierten Ergebnisliste auf. Die Kombination der verwendeten Suchmaschinen kann der Anwender frei wählen.
Die Suche wiederum lässt sich thematisch eingrenzen, etwa auf Bilder, Produkte oder wissenschaftliche Inhalte. Ein kurzer Check mit unseren Testwörtern ergab wie beim Ursprungs-Ixquick und Duck Duck Go fachlich gut nutzbare Ergebnisse.
Als besondere Funktionen stehen eine ausgefeilte Quelltextsuche für Inhalte bekannter Open-Source-Projekte und der "Assoziator" zur Verfügung. Letzterer versucht ein generelles Manko aller technischen Textsuchen zu beheben: Die Tatsache, dass im Normalfall nur Textergebnisse gefunden werden, die mit den eingegebenen Suchwörtern exakt übereinstimmen oder von ihnen geringfügig abweichen. Der Assoziator liefert für Suchwörter nach Art eines semantisch und assoziativ verknüpfenden Thesaurus Alternativbegriffe, die ebenfalls zum Ziel führen können.
Unter dem Link www.metager2.de findet sich im Web ein zweites System vom selben Betreiber, das weniger Suchmaschinen abfragt, die Suchergebnisse vor der Präsentation aber noch einmal daraufhin überprüft, ob sie die Suchwörter auch tatsächlich enthalten.
Fazit: Metager ist eine funktional vollwertige Such-Alternative, die den Anwender nach allen Regeln der Kunst gegen den Missbrauch seiner Suchanfragen schützt. Das Tool kommt dabei ausch Anwender entgegen, die die von ihnen benutzten Such-Mechanismen so weit wie möglich selbst steuern wollen. Europäische Unternehmen, die eine Alternative zu Google & Co. suchen, können Metager bedenkenlos einsetzen.