Network Computing: »Welche Rolle spielen Social Networks wie Xing, Facebook oder Myspace im Bereich Cyberkriminalität?«
Kaspersky: »Es gibt nur wenige direkte Angriffe auf solche Dienste. Cyber-Gangster nutzen sie jedoch verstärkt dazu, um dort mithilfe von ‚Social Engineering‘ potenzielle Opfer zu finden.«
Network Computing: »Wie funktioniert das?«
Kaspersky: »Indem sich Kriminelle beispielsweise als ‚Freund‘ oder ‚alter Bekannter‘ eines Opfers ausgeben und ihm einen Link zu einer angeblich interessanten Web-Seite schicken. Auf der haben die Angreifer dann Schadsoftware hinterlegt. Es ist erstaunlich, wie naiv viele Nutzer von Social-Networking-Diensten sind und auf solche Angebote hereinfallen. Allerdings arbeiten Kriminelle mittlerweile an Angriffsformen, die deutlich ausgefeilter sind.«
Network Computing: »Welche Trends im Bereich Cyberkriminalität sehen Sie in den kommenden zwei bis drei Jahren?«
Kaspersky: »Die Zahl der Angriffe auf mobile Geräte wie Smartphones wird rasant zunehmen. Derzeit haben wir in diesem Bereich eine Situation, wie sie bei Desktop-Rechnern vor etwa zehn Jahren herrschte, mit relativ wenigen Attacken. Das wird sich ändern, weil immer mehr Nutzer auch vom Smartphone aus Bankgeschäfte durchführen oder online einkaufen.«
Network Computing: »Auf welche Geräte werden sich solche Angriffe konzentrieren?«
Kaspersky: »Als besonders gefährdet würde ich Windows Mobile und Android einstufen. Dagegen halte ich MacOS, Symbian und das Blackberry-Betriebssystem für relativ sicher.«
Network Computing: »Heißt das, dass Microsoft und Google eine schlechten Job gemacht haben?«
Kaspersky: »Nein, aber es stehen für Windows viel mehr Anwendungen zur Verfügung, und das heißt, es gibt auch mehr Sicherheitslöcher, die sich ausnutzen lassen. Eine ähnliche Situation wird sich bei Google Android ergeben.«
Network Computing: »Und was ist mit Symbian, Apples Betriebssystem und dem Blackberry-OS? Sind Plattformen diese sicherer?«
Kaspersky: »Im Moment ja, aber nur deshalb, weil es für diese Betriebssysteme weniger Anwendungen gibt als beispielsweise für Windows Mobile. Cyberkriminelle orientieren sich daran, wie viele Nutzer ein bestimmtes Betriebssystem einsetzen. Und hier ist Windows klar auf dem Vormarsch.«
Network Computing: »Das heißt, je mehr mobile Applikationen für eine Plattform bereitstehen, desto attraktiver ist sie für Cyberkriminelle?«
Kaspersky: »Ja, so pervers es klingen mag: Je offener und erfolgreicher eine Plattform ist und je mehr Applikationen sie unterstützt, desto größer ist die Gefahr. Das werden wir in den kommenden Monaten zu spüren bekommen.«